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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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Doch Sweschnikow war seitdem das Gefühl nicht losgeworden, dass das erst der Anfang gewesen war. Zu viele Reden säten Hass.
    Sweschnikow besaß von Jugend an eine gut entwickelte Intuition. In seinem Beruf war die unabdingbar. Doch im normalen Leben raubte sie ihm im Sommer 1916 im Zentrum des heißen, staubigen, durchaus ruhigen und satten Moskaus den Verstand. Die beste Medizin dagegen war die Arbeit. Davon gab es genug, im Lazarett wie zu Hause im Labor.
    Der Ratz Grigori hatte eine erneute Injektion bekommen, als er kurz vorm Verenden war. Nun schwebte er den fünften Tag zwischen Leben und Tod. Agapkin kümmerte sich um ihn wie um einen Säugling. Der Ratz lebte, wurde aber nicht jünger. Die Hinterpfoten blieben gelähmt, die Augen trübe.
    Im August konnten einige Rückschlüsse gezogen werden, wie das Präparat bei Tieren wirkte, die es sehr jung bekommen hatten.Von sieben Versuchstieren waren zwei sofort gestorben, ein drittes seinem realen Alter entsprechend gealtert. Vier sahen deutlich jünger aus und verhielten sich wie halbwüchsige Ratten.
    Eines Abends kam vor dem Lazaretttor ein Schatten auf Sweschnikow zugestürzt.
    »Doktor, ich flehe Sie an, ich bin zu allem bereit!«
    Eine Frau um die vierzig, geschminkt und farbenfroh gekleidet, sank vor ihm auf die Knie und umklammerte sein Hosenbein.
    »Ich habe zwei kleine Kinder, meine Mutter ist Diabetikerin! Ich flehe Sie an!«
    Sweschnikow hatte Mühe, sie aufzuheben.
    »Was wünschen Sie, meine Dame? Beruhigen Sie sich und erklären Sie. Sind Sie krank?«
    »Nein! Ich bin gesund, aber ich will nicht altern, ich darf nicht! Das ist mein Brot, mein Beruf! Sie müssen doch Ihr Elixier auch an Menschen erproben? Ich bin freiwillig dazu bereit, gehen wir zum Notar, ich bescheinige Ihnen, dass ich einverstanden bin.«
    »Wieso zum Notar? Was für ein Elixier?«
    Der Lärm hatte den Nachtwächter geweckt, und er half dem Professor, sich aus der Umklammerung der Bittstellerin zu befreien.
    Eine Woche später erschien Soja Wels, eine Freundin von Tanja, unangemeldet in seiner Wohnung.
    »Guten Tag, sehr erfreut. Tanja ist in Jalta, kommen Sie Ende des Monats wieder.«
    »Ich will nicht zu Tanja. Ich will zu Ihnen, Michail Wladimirowitsch.«
    Sie näherte ihr rundes, sommersprossiges Gesicht so unvermittelt dem seinen, dass sie beinahe gegen seine Stirn geprallt wäre.
    »Hier, sehen Sie, ich habe Falten in den Augenwinkeln. Und am Mund. Und hier, sehen Sie, ein graues Haar.«
    »Soja, Sie sind noch keine zwanzig, was für Falten? Was für graue Haare?«
    »Ich zahle jeden Preis, jeden!«, Sie faltete wie zum Gebet die Hände vor der Brust. »Ich schwöre, es bleibt ein Geheimnis!«
    Worte halfen nicht. Das junge Mädchen hörte sie nicht, redete von den Millionen ihres Vaters, knöpfte sich die Bluse auf, war bereit, ihre Jungfräulichkeit zu opfern, drohte, sich zu erschießen. Nur mit Hilfe beider Dienstmädchen konnte der Professor sie schließlich in einen Sessel bugsieren und ihr Baldrian einflößen. Als Wolodja kam, brachte er sie mit einer Droschke nach Hause.
    Im Lazarett drückte der Internist Maslow, der gern die Boulevardpresse las, Sweschnikow immer wieder Zeitungen mit rot unterstrichenen Notizen in die Hand. Außer Vivarium schrieben auch ein gewisser M. L. und Z. Lotos über »Sweschnikows Elixier«.
    »Machen Sie sich keine Gedanken«, sagte Maslow tröstend, »das ist vermutlich auch Vivarium, nur unter anderen Pseudonymen.«
    In einigen Notizen tauchte der Name des Grafen von Saint Germain auf. Der Autor behauptete, Professor Sweschnikow sei eine neue Inkarnation des Grafen und nach Moskau gekommen, um seine Versuche auf einem neuen Stand der Wissenschaft fortzusetzen.
    »Michail Wladimirowitsch, Sie sollten die Anzeigen lesen, sehen Sie nur, wie viele Konkurrenten Sie haben.« Maslow blies Rauchwolken aus und las mit ernster Miene vor.
    »Herr Sekar, Doktor der Biologie, bietet allen Interessenten für einen gemäßigten Preis einen Zyklus von Infusionen einesExtrakts aus den Samenzellen junger Hunde an. Rabatte für Kriegswitwen.«
    »Der Chirurg Nilus führt Verjüngungsoperationen mittels Hypophysentransplantation durch.«
    »Doktor Myskin, Neurologe, fertigt Verjüngungspillen aus Schafembryonen.«
    Die Kollegen amüsierten sich gutmütig über den Zeitungsrummel um Sweschnikow. Die Scherze darüber belebten den schweren Lazarettalltag hin und wieder ein wenig. Die Ärzte dort, die aus der Tradition der positivistischen Wissenschaft

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