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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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vorsichtig das mit einem altmodischen Siegel verschlossene Kuvert. Ein ganzer Stapel an Unterlagen kam dabei zum Vorschein, die größtenteils von Hand geschrieben waren.
    » Das hier ist der fehlende Vers«, stellte Severin fest, als er den Zettel mit dem echten Gedicht zu Regel Nummer eins überflogen hatte.
    Drexler war darin erwartungsgemäß selbst als Sünder benannt. Die Zeile des Gedichtes, die sich auf die Umstände seines eigenen Todes bezog, hatte Anselm bewusst allgemein gehalten, da er nicht hatte absehen können, wie er genau sterben würde.
    Obwohl er der Rächer, liegt tot er nun da,
    denn falsch ist das Töten im Guten sogar.
    » Also, ich fand meinen Vers besser. Er hätte vielleicht doch lieber mich erschießen sollen«, spottete Boesherz und ging die Unterlagen weiter durch. » Das hier sind irgendwelche Protokolle, auf denen er seine Beobachtungen bezüglich der späteren Opfer festgehalten hat. Er hat sich wirklich viel Zeit für die Vorbereitung genommen, das ist alles sehr sorgfältig ausgearbeitet.«
    Beim Durchblättern sah Boesherz einen Namen auf einer der Beobachtungslisten, den er nicht kannte.
    » Wer ist Sonja Wendorff? Ist das die Acht? «
    Judith Beer nickte betreten, dann sagte sie: » Wir wissen zwar noch nicht, warum er sie ausgewählt hat, aber sie hat uns letztlich auf seine Spur geführt.«
    Boesherz hatte die Liste unterdessen gelesen.
    » Die beiden haben offenbar zusammengearbeitet. Hier stehen seine Beobachtungen: Nummer acht: Sonja Wendorff. Arbeitszeiten unregelmäßig, Dienstplan einsehen! Hat keinen Mann und keine Kinder, wohnt allein, Nachbarn grüßen zwar, besuchen sie aber nicht. Wird arglos öffnen, da Kollegin. Es besteht Antipathie, wird mich nicht ohne nachvollziehbaren Grund hereinlassen. Körperliche Gefahr: minimal. Besondere Vorkommnisse während der Beobachtungsphase: Strom wurde abgelesen, ein Hausierer abgewimmelt. Zugriff: muss zuletzt erfolgen, da persönliche Beziehung besteht. Drexler hatte wirklich Ahnung von dem, was er da getan hat«, stellte Boesherz fest und steckte die Unterlagen in den Umschlag zurück. » Ich gehe den Rest später durch, wir müssen jetzt erst mal etwas anderes erledigen.«
    Severin richtete sich jetzt allein an Judith Beer.
    » Dr. Bartholy wartet im LKA auf mich, sie hat vermutlich wertvolle Informationen. Ich werde gleich zu ihr fahren. Ihr müsst hier bitte ohne mich weitermachen. Ist das in Ordnung für dich? Du hast ja seit Ewigkeiten nicht geschlafen.«
    » Klar, fahr ruhig zu ihr. Ich habe morgen sowieso frei, die paar Stunden hänge ich jetzt auch noch dran«, antwortete Beer lächelnd und verließ dann den Raum.
    Boesherz wartete noch einige Sekunden ab, bevor er sich schließlich wieder Dennis zuwandte, um das Gespräch mit ihm fortzusetzen.
    » Also gut, du musst jetzt aufmerksam zuhören und genau das machen, was ich dir sage.«
    » Klar«, gab Dennis zur Antwort.
    » Drexler hat mir alles über Tanjas Entführung mitgeteilt, was er konnte«, stellte Severin klar und fasste Dennis entschlossen an die Schultern. » Aber eben nicht alles, was wir brauchen! Ich weiß, wer in der Geschichte mit drinhängt, aber ich weiß nicht, wo Tanja versteckt ist. Wir müssen jetzt sehr geschickt vorgehen, darum muss ich mich auch unbedingt ungestört unter vier Augen mit Linda beraten. Du fährst in der Zwischenzeit zu einer bestimmten Person. Finde sie und sorge dafür, dass heute nichts mehr aus dem Ruder läuft!«
    Dennis sah noch einmal die Fotos von Tanja van Beuten auf den Magazinen an. Dann fragte er: » Um wen geht es?«
    Boesherz beantwortete die Frage und gab dem überraschten Dennis noch einige wesentliche Erklärungen dazu. Dann verabschiedete er seinen Kollegen.
    » Achte ab jetzt auf jeden deiner Schritte. Wenn Tanja überhaupt noch eine Chance haben soll, dann darf jetzt nichts mehr schiefgehen!«

63
    Linda Bartholy hatte geweint. Boesherz bemerkte, dass ihr Make-up verlaufen war, sie aber offensichtlich versucht hatte, es rechtzeitig vor seinem Eintreffen im LKA wieder zu richten. Der Lidstrich verlief jetzt etwas anders, und auch das Rouge auf ihren Wangen war ein wenig dünner aufgetragen als noch kurz zuvor im Haus der Drexlers.
    » Seine Zwangsneurosen haben ihn unbeschreiblich belastet«, erzählte Linda beherrscht.
    Sie war mehrere Male im Haus der Drexlers zu Gast gewesen.
    » Er hat das selbst aber nicht wahrgenommen, für ihn waren einfach nur alle anderen unnormal. Das hat ihn im Laufe der Zeit immer

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