Bis in den Tod hinein
sollte verhungern. Ganz langsam.«
» Zur Strafe?«, mischte sich jetzt Muffin ein, der wieder auf den Tisch mit den zahlreichen Köstlichkeiten gesprungen war und von einem großen Stück Käse abgebissen hatte.
» Natürlich«, erhielt das Stoffnilpferd zur Antwort. » Weil ich den Mädchen immer gesagt habe, sie sollen abnehmen. Egal, wie dünn sie schon waren.«
» Du wolltest doch nur ihr Bestes«, setzte sich Erna für ihre Enkeltochter ein.
» Wollte ich das? Oder hat es mir nur gefallen, Macht über sie zu haben?«
» Gräme dich nicht«, tröstete Erna ihre kleine Tanja. » Schließ einfach deine Augen und lass dich fallen. Was geschehen ist, das ist geschehen. Und da, wo du gleich aufwachst, wird es wunderschön sein.«
» Du hast recht, Oma«, antwortete Tanja zufrieden, machte ihren Frieden mit sich und schloss dann ohne Reue ihre Augen. » Ich komme zu dir.«
65
» Er hat das Haus nicht verlassen, zu ihm raufgegangen ist auch keiner. Ich glaube, er ist allein.«
» Du glaubst?«
Boesherz und Linda waren sofort nach ihrer Unterredung im LKA in den Phaeton gestiegen und hatten sich auf den Weg zu dem Verdächtigen gemacht. Dennis wartete bereits vor Ort; er hatte dessen Wohnhaus im Auge behalten. Während Boesherz noch zwei Kilometer von seinem Ziel entfernt war, besprach er sich über seine Freisprechanlage schon vorab mit Dennis.
» Das ist nur sein Zweitwohnsitz, seine Frau und seine Kinder sind in Köln. Das habe ich gecheckt«, untermauerte der junge Kommissar seine Vermutung, bevor sich auch Bartholy, die äußerst konzentriert wirkte, in das Gespräch einbrachte.
» Sie haben seine Familie doch hoffentlich äußerst diskret überprüft?«, wollte sie wissen. » Wenn er auch nur ansatzweise auf den Gedanken kommt, dass wir ihn überwachen, dann können wir die ganze Nummer hier gleich abbrechen. Er kann Frau van Beuten unmöglich in seinem eigenen Haus versteckt haben und auch an keinem anderen Ort, den man direkt mit ihm in Verbindung bringen könnte. Dafür ist er viel zu klug.«
» Wie gehen wir denn jetzt vor?«
Boesherz hatte sich aufgrund des offensichtlichen Zeitmangels nicht in der Ausführlichkeit mit Linda beraten können, die der bevorstehende Einsatz eigentlich erforderlich gemacht hätte. Dennoch waren sich beide darüber einig, dass sie zunächst einmal einen plausiblen Grund dafür benötigten, den Verdächtigen zu dieser Zeit überhaupt noch aufsuchen zu können, ohne ihn dadurch misstrauisch zu machen.
» Wie gut kennt er Sie denn, Herr Baum?«, tastete sich Bartholy langsam vor, während sich der Phaeton ebenso leise wie sanft durch den dichten Straßenverkehr auf das Ziel zubewegte.
» Ganz gut. Ich habe ein paar Mal mit ihm gesprochen. Er weiß, dass ich mehr oder weniger allein nach Tanja suche, und er hat bisher keinen Grund gehabt zu denken, dass ich ihn verdächtige.«
» Weil du es nicht getan hast«, warf Boesherz ein. » Das war zwar bislang nicht besonders gerissen von dir, entpuppt sich in unserer jetzigen Lage aber als echter Joker. Du siehst– alles hat sein Gutes.«
» War das jetzt ein Kompliment?«, wunderte sich Dennis.
» Aus seinem Mund schon«, antwortete Bartholy und kam schnörkellos auf den bevorstehenden Einsatz zurück: » Wir müssen ein bisschen improvisieren, aber ich glaube, ich habe eine gute Idee, wie wir ihn vielleicht austricksen könnten. Denken Sie aber bitte immer daran, dass er mit allen Wassern gewaschen ist!«
Endlich war Boesherz mit seiner Begleiterin vor dem Haus im Prenzlauer Berg vorgefahren, in dem der Verdächtige das Penthouse bewohnte. Dennis wartete bereits ungeduldig.
» Wir sollten ein Zeichen vereinbaren, wenn wir abbrechen müssen«, schlug Bartholy vor, nachdem der junge Kommissar sich zu ihnen ins Auto gesetzt hatte. » Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass wir nur eine Chance haben: Wir müssen es schaffen, ihn dazu zu bringen, Tanja van Beuten nach unserem Gespräch so bald wie möglich in ihrem Versteck aufzusuchen. Er muss annehmen, dass wir kurz davor sind, sie zu finden, und er nur noch ein extrem kurzes Zeitfenster hat, um seine Täterschaft zu verschleiern, indem er zu ihr fährt. Das ist zwar nicht einfach, aber eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«
Boesherz und Dennis hatten verstanden.
» Also dann«, entschied Severin und deutete Dennis an, dass er nun klingeln und das Spiel damit beginnen solle. » Ich will da oben eine oscarsreife Vorstellung sehen!«
Es dauerte tatsächlich keine
Weitere Kostenlose Bücher