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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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Schieß los«, forderte sie ihn daher auf.
    » Der Staatsanwalt springt im Dreieck wegen der Nazipistole. Wenn wir einen Killer aus der rechten Szene haben, der mit terroristischem Hintergrund mordet, dann gibt das einen Skandal von internationalem Ausmaß.«
    Olivia konnte nicht widersprechen. Dann entgegnete sie: » In so einem Fall hätten die Geheimdienste versagt, das wäre ein politischer Skandal. Also, warum sind wir hier?«
    » Wir haben ein streng geheimes Treffen in zehn Minuten. Es geht um die Waffe und die Szene.«
    » Wie geheim?«
    » So geheim, dass nicht mal Castella und der Staatsanwalt wissen, wen wir treffen. Es gibt keine Namen, keine Aufzeichnungen. Wir haben die Kontaktperson niemals gesehen, und wenn wir Hinweise von ihr verwenden wollen, dann müssen wir uns was einfallen lassen, wo wir sie offiziell herhaben. Ich habe beim Staatsanwalt durchschimmern lassen, dass ich über einen streng geheimen Kontakt in die rechte Szene verfüge, mehr Fragen dazu durfte er nicht stellen. Wollte er auch gar nicht.«
    » Ich verstehe«, entgegnete Olivia. » Und wer soll dieser geheime Experte sein?«
    Severin schnalzte nur mit der Zunge, bevor er sich erhob, Geld auf den Tisch legte und antwortete: » Na, wer schon? Adolf Hitler natürlich.«

30
    Tanja wurde es schwindelig. Kleine Lichtpunkte schienen wie aufgeregte Schmetterlinge um sie herumzuflattern, und die immer drängendere Kälte ließ ihre Finger, Zehen und Ohrläppchen so kalt werden, dass sie kaum noch Gefühl darin hatte. Doch ihre eiserne Disziplin und das Wissen darum, dass kein Weg mehr zurückführte, ließen das Model unnachgiebig näher an die Wand heranrücken. Erschöpft, besorgt und allein vom Mut ihrer Verzweiflung angetrieben, erreichte sie schließlich ihr Ziel. Die Gartenschere befand sich ihr jetzt direkt in Augenhöhe gegenüber. Von seinem Haken an der Wand aus schien das Werkzeug Tanja geradewegs auszulachen.
    Ich müsste nur die Hand ausstrecken …
    Van Beuten war technisch nicht besonders begabt, doch ganz so ungeschickt, wie man es von einem Topmodel möglicherweise vermuten würde, war sie auch nicht. Sie hatte früher, als sie noch zur Schule gegangen war, oft zusammen mit den Jungs aus ihrer Klasse gebastelt. Einmal hatte ihre Schule sogar an einem Seifenkistenrennen teilgenommen, und Tanja war an der Konstruktion des Vehikels beteiligt gewesen. Doch das war lange her, und weder die Welt der Mode noch die des Fernsehens hatten sie in den vergangenen fünfzehn Jahren noch einmal vor eine handwerkliche Herausforderung gestellt.
    Ich muss Druck auf die Stuhlbeine ausüben, überlegte sie. Ich muss es schaffen, genug Kraft zu erzeugen, dass sie brechen.
    Van Beuten starrte noch einmal sehnsuchtsvoll auf die Geräte, die unmittelbar vor ihr an der Wand hingen. Anstatt sich aber von deren Unerreichbarkeit entmutigen zu lassen, überlegte sie, wie sie nun den erforderlichen Druck auf ihren Stuhl erzeugen konnte.
    Das könnte klappen, ging es ihr plötzlich durch den Kopf, als sie ihren Blick von den Werkzeugen abwandte und stattdessen die Wand selbst betrachtete.
    » Mach schnell!«, glaubte sie plötzlich eine Stimme zu hören, während die eisige Kälte ihre Zähne unaufhörlich aufeinanderschlagen ließ. » Sonst ist es gleich vorbei.«
    » Also gut«, antwortete Tanja entschlossen. » Und du passt auf, dass keiner kommt, Muffin!«
    » Seien Sie verdammt noch mal leise«, zischte Dennis. » Wir wissen nicht, was hier los ist. Es könnte auch jemand mit einer Schrotflinte hinter der Tür lauern, der uns für Einbrecher hält. Die wir im Übrigen auch sind!«
    » Ist ja okay«, entgegnete Joshua Price, der Dennis von innen die Tür geöffnet hatte, nachdem er durch das Fenster eingestiegen war. » Scheint aber keiner hier zu sein.«
    » Da war ein Geräusch«, betonte Dennis noch einmal, der seine Pistole zwar nicht gezogen, sicherheitshalber aber die rechte Hand an sein Schulterholster gelegt hatte. » Verdammt, es ist nicht mal geheizt. Hier wohnt doch kein Mensch.«
    Dennis schlich langsam durch das Haus, Price folgte ihm vorsichtig. Das Licht hatten sie nicht eingeschaltet, umso achtsamer mussten sie sich daher bewegen, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    Das Wohnzimmer roch muffig, der Boden gab bei jedem Schritt leicht nach, und auf dem klobigen Bauernschrank, der auch im Dunkeln deutlich zu erkennen war, saßen mehrere Porzellanpuppen. Das schwache Licht des Mondes schien durch die Fenster und

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