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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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wich entfliehend auf die lebensecht getroffene Wachsfigur von Hape Kerkeling aus. Spontan erhob sie sich, um mit Boesherz zu dem Komiker hinüberzugehen.
    » Was sollte ein rechter Terrorist mit dieser Opferauswahl beweisen wollen?«, überlegte Olivia im Gehen und sah dabei interessiert Thomas Gottschalks Nachbildung an, die nicht weit von der Hape Kerkelings entfernt stand.
    » Eben«, gab Boesherz ihr recht. » Wir haben noch kein einziges Argument, das für politische Motive spricht. Und was die Bewaffnung gewaltbereiter Neonazis betrifft: Diejenigen, die scharfe Waffen haben, kaufen sie auf dem Schwarzmarkt. Die kommen dann aus Osteuropa oder Südamerika. Es gibt sicher auch ein paar Altnazis, die historische Waffen sammeln, aber diese Dinger funktionieren dann meist nicht mehr. Und selbst wenn sie funktionieren, haben diese Typen ganz sicher nicht auch noch die passende Munition dazu.«
    » Du würdest also einen Bezug zur Neonaziszene ausschließen?«, kam Olivia zum Punkt.
    » Pistolen hatte jeder in der SS «, entgegnete Severin. » Die meisten Offiziere sind nach Kriegsende verhaftet worden, die Waffen wurden ihnen abgenommen. Aber es gibt eben auch einige, die es geschafft haben abzuhauen, und die haben dann den ganzen Kram bei sich behalten. Waffen, Munition, sogar ihre Giftkapseln. Weißt du, was unser eigentliches Problem ist?«
    Olivia ahnte, was ihr Kollege andeuten wollte.
    » Wir suchen keinen Neonazi, sondern den Nachfahren eines echten«, antwortete sie.
    Boesherz stimmte ihr zu.
    » Die Waffen- SS hatte zuletzt rund eine Million Mitglieder. Du weißt, was das bedeutet?«
    » Oh Mann«, seufzte Olivia. » Diese Spur bringt uns gar nichts.« Dann sah sie Boesherz mit zusammengekniffenen Augen an und behauptete: » Es gibt überhaupt keinen Informanten. Du wolltest einfach nur mal zu Madame Tussaud’s, stimmt’s?«
    » Ich habe doch gesagt, dass ich Berlin kennenlernen will«, antwortete Severin und lächelte stolz. » Und wenn wir unseren Staatsanwalt damit glücklich machen können, dass wir ihm etwas präsentieren, für das kein Mensch einen Informanten braucht, dann schlagen wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Wir müssen es ihm ja nicht erzählen.«
    » Wenn das so ist, dann lass uns mal weitergehen«, antwortete Olivia. » Ich hätte unter diesen Umständen nämlich auch noch ein paar Fragen an George Clooney.«

32
    » Warum verstecken Sie sich hier?«, fragte Dennis den Mann, der zusammengekauert und in Decken gehüllt auf dem Dachboden saß.
    » Bitte nicht schießen«, bettelte dieser verwirrt.
    Es war dunkel und kalt auf dem Hängeboden, aber der Mann hatte es sich mit ein paar Kerzen, die er offenbar im Haus gefunden hatte, einigermaßen gemütlich in seinem Versteck gemacht. » Ich hab nichts geklaut! Hier wohnt doch sowieso keiner mehr.«
    Joshua Price schien ebenso enttäuscht wie Dennis zu sein.
    » Sind Sie schon lange hier?«, fragte er.
    » Nur hier oben, wirklich, ich hab kaum was angefasst im Haus!«, verteidigte sich der grauhaarige Mann weiter. » Die Eigentümer kommen nicht mehr her, schon lange nicht mehr. Das weiß jeder im Ort, die lassen das Haus einfach verkommen. Ich habe keine Unterkunft, und bei der Kälte– also, ich habe mir gedacht…«
    » Niemand will Ihnen was tun«, beruhigte Dennis den Obdachlosen, der noch immer schützend die Hand vor sein Gesicht hielt. » Wir sind nicht Ihretwegen hier, wir suchen eine Frau. Ist in der letzten Woche jemand außer Ihnen hier im Haus gewesen?«
    Langsam begann sich der Mann zu beruhigen.
    Als er Minuten zuvor bei einem Gang durch das untere Stockwerk bemerkt hatte, dass jemand um das Haus herum geschlichen war, hatte er sich schnell wieder in sein Versteck auf dem Dachboden zurückgezogen. Dabei hatte er die Geräusche verursacht, die Dennis und Joshua dazu veranlasst hatten, in das Haus einzudringen.
    » Nein, keiner, das hätte ich gemerkt«, antwortete er, ohne zu zögern.
    Dennis glaubte ihm.
    » Hier können Sie nicht bleiben, das ist Hausfriedensbruch«, erklärte er dann in freundlichem Ton. » Ich könnte Sie in ein Männerwohnheim fahren oder ins Krankenhaus, falls Ihnen etwas fehlt.«
    Der Mann winkte sofort ab.
    » Da erfriere ich lieber! Wer sind Sie überhaupt?«
    Dennis dachte kurz nach. Castella hatte bereits genügend Unannehmlichkeiten mit der Staatsanwaltschaft am Hals. Um ihr zu ersparen, nun auch noch sein schwer zu erklärendes Eindringen in das Haus der Familie van Beuten rechtfertigen zu

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