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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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öffnenden Wohnungstür. Unwillkürlich durchstreiften ihre Blicke daraufhin den Gang, um dabei festzustellen, dass die Geräusche aus einer der Wohnungen im hinteren Teil des Ganges lauter geworden waren. Doch obwohl die Tür zu dieser Wohnung nun offenkundig geöffnet worden war, trat niemand in den Flur hinaus. Es gab auch kein Stimmengewirr oder Schatten, die darauf hinwiesen, dass sich dort noch jemand von seinem Gastgeber verabschiedete. Holzmann war entschlossen, der Lage auf den Grund zu gehen, und trat vorsichtig an die Tür heran, die nur einen Spaltbreit von innen geöffnet worden war. Aus der Wohnung vernahm sie nun eine Mischung aus Fernsehgeräuschen, Schritten und etwas, das wie dumpfes Stöhnen klang.
    » Hallo, ist da jemand?«, rief sie durch die offene Tür in die Wohnung hinein.
    Sie erhielt keine Antwort.
    » Herr Moldenhauer, sind Sie das?«
    Olivias Stimmung war schlagartig gekippt. Minuten zuvor hatte sie ihren späten Ausflug noch selbstkritisch als übervorsichtige Ablenkung von ihren allabendlichen Gedanken an Marko betrachtet. Jetzt, da ihr die Geräusche aus der Wohnung immer bedrohlicher vorkamen, glaubte sie zum ersten Mal seit ihrem überstürzten Aufbruch wieder daran, dass der junge Straftäter möglicherweise wirklich in Gefahr sein konnte.
    » Ich bin von der Polizei!«, rief sie, zog ihre Pistole und schob die Tür mit ihrem Fuß vorsichtig ein Stück weiter auf. » Ich komme jetzt rein!«
    Als Olivia in den Flur trat, ging ihr wie automatisch alles durch den Kopf, was sie während ihrer Ausbildung gelernt und schon in zahlreichen Einsätzen angewandt hatte. Es war demnach geradezu unverantwortlich, sich allein und ohne zuvor Verstärkung angefordert zu haben in eine mögliche Gefahrensituation zu begeben. Sie würde sich am folgenden Tag eine Gardinenpredigt anhören müssen, die sich gewaschen hatte. Schritt für Schritt tastete sie sich dennoch weiter in die kleine Wohnung vor, während sie die Geräusche aus dem Fernseher immer lauter wahrnahm, je näher sie dem Wohnzimmer kam.
    » Na und? Dann habe ich eben gekifft, schön für dich, ist das dein Problem? Guck dich mal an, Alter!«, bellte die klanglose Stimme einer Laiendarstellerin aus den TV -Lautsprechern.
    » Ich betrete jetzt das Wohnzimmer!«, kündigte Olivia lautstark an und drehte sich zur Sicherheit noch einmal kurz um, obwohl sie das Bad und die kleine Küche hinter sich bereits überprüft hatte.
    Schließlich trat sie in den Wohnraum ein. Sofort riss Olivia ihre Augen erschrocken auf und starrte fassungslos auf das furchtbare Schauspiel, das sich ihr bot: Bleich und starr vor Fassungslosigkeit lag Steve Moldenhauer mit seinem Knebel wie ein Maikäfer auf dem Rücken und starrte seine tiefblau verfärbten Unterarme an, als seien sie kein Teil seines eigenen Körpers mehr, sondern nur die groteske Schreckensvision aus einem besonders bösen Traum.
    » Ich hole Hilfe«, versprach die Kommissarin, nachdem sie einige Sekunden gebraucht hatte, um die Lage zu erfassen. Sie griff nach ihrem Handy und wollte gerade eine Nummer wählen, als ihr Blick, der in dem verwüsteten Raum konzentriert von einem Punkt zum anderen sprang, auf die Spielkarte mit der Drei darauf fiel. Schlagartig kam ihr wieder die Frage in den Sinn, die sie der verstörende Anblick von Steve Moldenhauer kurzzeitig hatte vergessen lassen.
    Wer hat die Tür geöffnet? Moldenhauer ja wohl kaum.
    Olivia hatte alle Bereiche des Apartments gewissenhaft überprüft. Außer ihr und dem Verletzten befand sich niemand in der Wohnung. Sie setzte daher zunächst in aller Kürze den Notruf für den Verletzten ab und steckte ihr Handy dann in die Tasche zurück. Moldenhauer keuchte und schnaubte immer stärker in seinen Knebel, als er wie paralysiert dabei zusah, wie Olivia sich dem einzigen Teil der Wohnung näherte, den sie noch nicht überprüft hatte– dem Balkon. Es war hell im Wohnzimmer, sodass sie durch die Spiegelungen an der Scheibe nicht genau erkennen konnte, ob sich nicht vielleicht jemand draußen auf den wenigen Quadratmetern versteckte. Sie hielt ihre Waffe ausgestreckt vor sich und ging nun vorsichtig auf den Balkon hinaus. Es war niemand zu sehen, aber die Tür nach draußen war nicht verriegelt, nur zugezogen.
    » Ist er da raus?«, fragte sie Moldenhauer, der allerdings keine Antwort zu geben imstande war.
    Er muss ja über den Balkon geflohen sein, was sonst? Wie viel Vorsprung kann er haben?
    Die sportliche Kommissarin riss nun die Tür nach

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