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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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zum ersten Mal wirklich miteinander unterhalten.«
    » Sie bewundert Sie.«
    Boesherz wiegelte ab.
    » Olivia ist keine Frau, die andere Menschen bewundert.«
    » Sie sind ja auch nicht wie die anderen«, gab Bartholy zu bedenken. Dann beugte sie sich etwas weiter zu ihrem Gastgeber vor. » Behalten Sie eigentlich in jeder Situation die Kontrolle?«
    » Ist das eines dieser Gespräche, die Sie sonst mit Serienmördern führen?«
    Bartholy lachte auf. Boesherz gefiel der Klang ihres Lachens, er war ebenso ehrlich wie vornehm.
    » Das würde bei Ihnen nicht funktionieren«, antwortete sie schließlich. » Sie riechen ja jeden Braten schon, bevor er überhaupt im Ofen ist. Die Mörder sind da anders, die ticken nicht wie normale Menschen. Da kann man einfach ein paar rhetorische Knöpfe drücken, und schon sind sie nicht mehr imstande, sich zu kontrollieren. Was meinen Sie, was ich schon aus Serienmördern rausgeholt habe…«
    Boesherz sah das Funkeln in Bartholys Augen. Sie war allem Anschein nach für ihre Aufgabe ebenso Feuer und Flamme wie er für seine.
    » Sie ziehen also die Gesellschaft von Psychopathen der meinen vor?«, scherzte er.
    » Alles zu seiner Zeit«, erhielt er zur Antwort.
    Damit nahm Bartholy den letzten Schluck aus ihrem Glas und schlug dann demonstrativ mit ihrem Fingernagel dagegen.
    » Haben Sie noch was davon? Der ist gut.«
    » Ich habe vorhin im Internet recherchiert«, berichtete der Kommissar, während er seinem Gast und sich selbst nachschenkte. » Auf Tanz der Vampire könnte ich mich möglicherweise einlassen. Das hat ja durchaus eine musikalische Tiefe, die der Oper ziemlich nahe kommt. Und einen Abend mit Toten, die hinterher freiwillig wieder aufstehen, haben wir uns allemal verdient.«
    Bartholy hatte sich gleich nach dem Gespräch im Konferenzraum zurückgezogen, um ihr Profil von Jack so konkret wie möglich auszuarbeiten. Ihre Ergebnisse hatte sie für das LKA zusammengefasst und sie per Fax an Boesherz geschickt, der das neue Täterprofil sofort an alle Mitarbeiter der Sonderkommission weitergeleitet hatte.
    » Die Musik ist von Jim Steinman. Der hat auch die meisten Songs für Meat Loaf geschrieben«, fügte Bartholy den Ausführungen ihres Kollegen hinzu. » Sie müssen also ganz sicher nicht befürchten, dass es dem Musical an Theatralik mangelt.«
    Boesherz hatte bereits bei der Begrüßung bemerkt, dass Bartholys Make-up wesentlich kunstvoller aufgetragen, ihre Kleidung ansprechender und ihr Parfum lieblicher war als noch am Mittag im Büro. Ebenfalls hatte sie zusätzlichen Schmuck angelegt und ihre Frisur aufgefrischt. Immer wieder legte sie zudem beim Sprechen den Kopf in den Nacken und spielte dabei mit ihren Haaren. Ihr Körper war Boesherz zugewandt, und wann immer er einen Schluck Rotwein nahm, tat sie es ihm unwillkürlich gleich.
    » Was halten Sie von morgen?«, fragte er und legte dabei seinen Kopf leicht schräg.
    Bartholy sah Boesherz an, wie es eine Tochter tun würde, die ihren Vater um den Finger wickeln will.
    » Warum nicht sofort?«, schlug sie vor und sah auf die Uhr. » Das schaffen wir noch.«
    Boesherz konnte nicht bestreiten, dass ihm die frische, unkomplizierte Art seines Gastes gefiel.
    » Aber ich bin doch gar nicht zurechtgemacht«, erwiderte er dennoch charmant.
    Bartholy musste es sich verkneifen, laut aufzulachen.
    » Sie sind nicht zurechtgemacht? Ich wette, Sie sehen sogar noch unter der Dusche so aus, als ob Sie gerade geheiratet hätten. Sind Sie eigentlich schon mit Anzug und Krawatte auf die Welt gekommen?«
    » Nur mit Weste und Taschenuhr«, antwortete Severin und entschied aus der Stimmung des Augenblicks heraus, sich auf den spontanen Vorschlag einzulassen. » Na gut«, lenkte er kurz entschlossen ein. » Es hätte ja immerhin einen Vorteil: Falls mir die Inszenierung nicht gefällt, kann ich wenigstens darauf hoffen, dass Jack während des ersten Teils jemanden ermordet. Das wäre dann ein guter Grund dafür, in der Pause zu gehen.«

39
    Olivia war vorsichtig, als sie die Stufen in den ersten Stock nach oben stieg. Sie konnte sich gut vorstellen, dass Steve Moldenhauer den abendlichen Besuch einer Beamtin des LKA nicht besonders wertschätzen würde. Sie betätigte den Lichtschalter, woraufhin sich der lange Flur zuckend und langsam erhellte, sah sich dann vorsichtig um und hielt schließlich Ausschau nach Moldenhauers Klingelschild. Doch noch bevor sie die ersten drei überprüft hatte, vernahm Olivia das Geräusch einer sich

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