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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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versteht er es auch nicht und macht es trotzdem. Ich habe es als Kind auch nicht verstanden.«
    » Aber Sie haben verstanden, dass Konrad besser getan hätte, was seine Mutter ihm gesagt hat! Wer sich auf Diskussionen einlässt, hat schon verloren«, hielt Anselm entgegen. » Was haben die Richter denn erreicht? Bei Moldenhauer? Oder bei diesem Brandstifter? Glauben Sie, die Menschen werden jemals damit aufhören, einander zu töten, zu verletzen, auszunutzen oder zu bestehlen, wenn man mit ihnen darüber diskutiert, ob das richtig ist oder nicht? Wenn man ihnen mit Milde begegnet, weil man anfängt, ihre persönlichen Umstände zu berücksichtigen? Welche Umstände berücksichtigt denn eine Ratte, die sich durch Ihren Körper nagt? Welche Umstände berücksichtigt das Wasser, in dem Sie ersaufen? Das Haus, von dem Sie stürzen? Und welche Umstände berücksichtigt der Tod, wenn er an Ihre Tür klopft? Beantwortet er Ihre Fragen? Nennt er Ihnen Gründe? Sagt er bitte?«
    » Sie wollen kommende Generationen vor dem gesellschaftlichen Verfall bewahren«, stellte Boesherz fest. » Dann verstehe ich aber nicht, warum Sie mich hergebeten haben, um ein Leben zu retten. Was zählt denn schon ein Leben in so einem großen Plan?«
    » Verstehen Sie das wirklich nicht?«, erwiderte Anselm ungläubig. » Jedes Leben zählt, solange es das Leben eines guten, redlichen Menschen ist. Eines Menschen, der sich in den Dienst der richtigen Sache stellt, der sich an die Regeln hält und sie verbreitet. Also lassen Sie uns keine Zeit verlieren.«
    Boesherz erkannte, dass Anselm ihn nicht vergraben hatte, um ihn zu töten. Vielmehr wollte er ihm offenbar begreiflich machen, wie er zu dem geworden war, was er heute darstellte.
    Gut, in dieser Kiste hat er dir also seine Regeln eingetrichtert. Und was zeigst du mir jetzt?
    Es erschien Boesherz schlüssig, dass es für ihn an der Zeit war, sich aus seiner Lage zu befreien.
    » Ich komme jetzt raus! Von hier unten kann ich das letzte Leben schließlich nicht retten«, kündigte er an.
    Es erfolgte keine Reaktion.
    Er ist ein Ordnungsfanatiker. Er hat die Nägel nicht einfach blind irgendwo ins Holz geschlagen, sondern ganz symmetrisch an allen Seiten.
    Gezielt setzte Boesherz nun seine Füße an die Punkte, an denen er die unteren Nägel vermutete, und stemmte sie mit aller Kraft dagegen. Tatsächlich gab der Deckel schnell nach, sodass der Kommissar ihn innerhalb kurzer Zeit vollständig gelöst hatte. Es lag nicht besonders viel Erde darauf, sodass es kein Problem war, ihn beiseite zu wuchten.
    Es war kalt und dunkel dort draußen. Boesherz richtete sich auf und stellte dabei fest, dass er tatsächlich in einer Grube gelegen hatte, die in etwa so tief war, wie er es eingeschätzt hatte. Das Haus lag jetzt wieder hell erleuchtet vor ihm, unverkennbar befand er sich im Garten hinter dem prachtvollen Bau. Boesherz war nun allein, Anselm hatte sich zwischenzeitlich entfernt. Erst jetzt erkannte der Kommissar im faden Schein des Lichtes, das vom Haus her zu ihm herüberschien, worin er wirklich gelegen hatte. Es handelte sich dabei nicht einfach nur um eine Holzkiste. Es war ein Sarg, aus robustem Holz gefertigt. Er war nicht mit Beschlägen verziert oder im Innern mit Stoffen und Polstern ausgekleidet. Wahrscheinlich hatte er ausschließlich zum Zwecke der Züchtigung des jungen Anselm gedient.
    » Severin«, flüsterte Boesherz unbeugsam in die Dunkelheit hinein. » Was machst du hier eigentlich?«

58
    » Frau Wendorffs Rechner ist mit einem Passwort geschützt, aber das dürfte kein großes Problem sein«, erklärte Jan Bittrich den beiden Beamten, die ihn in die Redaktion des Fadenkreuz gebracht hatten. » Unser Systemadministrator kommt da ohne Probleme ran, er müsste sich gleich bei mir melden.«
    Die Nachricht vom Tod seiner Kollegin war dem Ressortleiter näher gegangen, als er es sich anmerken lassen wollte. Sein Lächeln war gewichen, und seine Bewegungen hatten sich unter dem Einfluss der schrecklichen Nachricht verlangsamt. Jetzt hatte sich der Journalist aber erst einmal zum Ziel gesetzt, das LKA bei der Suche nach Sonjas Mörder zu unterstützen. Bittrich hatte sich an den Schreibtisch seiner ermordeten Kollegin gesetzt und versuchte nun herauszufinden, wer das geheime Täterwissen um das Elektroschockgerät wirklich in den Artikel eingebaut hatte. Ungeduldig erwartete er den Rückruf seines Kollegen, der ihm den Zugang zu Sonjas Rechner ermöglichen sollte.
    » Ich kann es ja

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