Bis in den Tod
ein aalglatter Kerl.« Der Fahrstuhl kam zum Stehen und sie stieg aus. »Wirklich aalglatt.«
»Wie gesagt, ich schreibe Songs, seit ich ein kleiner Junge war. Ich glaube, ich habe diesen Job einfach im Blut.« Als er hinter ihr den Korridor entlang ging, sah er sich bewundernd um. Alte Kunst, wirklich alte Kunst, Möbel aus kostbaren Hölzern und ein Teppich, den sicher irgendein Künstler im vorigen Jahrhundert von Hand geknüpft hatte.
Hier steckte jede Menge Geld. Die Art von Geld, mit der sich ein ganzes Imperium gründen ließ.
In der Tür ihres Büros drehte sie sich zu ihm um. »Ich weiß nicht, wie viel genau er hat.« Sie konnte in Jess lesen wie in einem Buch. »Und es ist mir auch egal.«
Immer noch lächelnd zog er eine Braue in die Höhe und blickte auf den dicken, tränenförmigen Diamanten, der über dem weich fallenden Oberteil ihres mitternachtsblauen Seidenkleides hing. »Aber, meine Süße, Sie laufen auch nicht gerade in Lumpen durch die Gegend.«
»Das habe ich jahrelang getan und vielleicht tue ich es auch irgendwann mal wieder. Und, Jess? Nennen Sie mich nicht Ihre Süße.«
Sie betrat den Raum, in dem eine verdutzte, doch aufmerksame Peabody in einem Sessel saß.
»Nehmen Sie Platz«, forderte sie Jess auf und begab sich hinter ihren Schreibtisch.
»Nette Umgebung. Hallo, Schätzchen.« Obgleich er sich beim besten Willen nicht an ihren Namen zu erinnern vermochte, bedachte er Peabody mit einem Lächeln, als wären sie beide gute alte Freunde. »Haben Sie die Aufführung gesehen?«
»Den Großteil.«
Er warf sich in einen Sessel. »Und, wie hat sie Ihnen gefallen?«
»Super. Sie und Mavis haben wirklich eine tolle Show auf die Beine gestellt.« Unsicher, weshalb sie von Eve in das Büro gebeten worden war, riskierte sie ein Lächeln. »Ich bin durchaus bereit, die erste Diskette käuflich zu erstehen.«
»Das höre ich gerne. Kann man hier drinnen vielleicht etwas zu trinken bekommen?«, wandte er sich nonchalant an Eve. »Vor der Show bin ich lieber trocken geblieben, aber jetzt könnte ich wirklich was gebrauchen, um mir die Kehle zu befeuchten.«
»Kein Problem. Was hätten Sie denn gern?«
»Der Champagner sah nicht schlecht aus.«
»Peabody, es müsste noch eine Flasche davon in der Küche sein. Seien Sie doch so nett, schenken Sie unserem Gast ein Gläschen ein und bringen für uns beide vielleicht zwei Tassen Kaffee mit.«
Sie lehnte sich nachdenklich zurück. Eigentlich sollte sie von jetzt an das Gespräch auf Band aufnehmen, aber vielleicht hätte der Beginn des offiziellen Verhörs ja noch ein wenig Zeit. »Jemand wie Sie, jemand, der Musik schreibt und die entsprechende Atmosphäre für das Spielen seiner Lieder schafft, muss doch ebenso Techniker wie Musiker sein, nicht wahr? Das haben Sie mir vor Beginn der Show erklärt.«
»So läuft es in unserem Geschäft seit vielen Jahren.« Er hob eine mit einem goldenen Armreif geschmückte Hand. »Ich habe das Glück, sowohl das Talent zu als auch das Interesse an beidem zu haben. Die Zeiten, in denen es genügte, wenn man ein bisschen auf dem Klavier klimpern oder ein paar Akkorde auf einer Gitarre zupfen konnte, sind nämlich längst vorbei. So etwas wird heute kaum noch irgendwo gemacht.«
»Wo haben Sie Ihre technische Ausbildung bekommen? Sie scheint hervorragend gewesen zu sein.«
Als Peabody mit den Getränken aus der Küche zurückkam, bedachte er sie mit einem neuerlichen Lächeln. Er war vollkommen entspannt, da er offensichtlich dachte, Roarkes Gattin führe eine Art Bewerbungsgespräch mit ihm durch. »Größtenteils habe ich mir diese Dinge im Rahmen meiner Arbeit selber beigebracht. Ich habe zahllose Nächte vor dem Computer zugebracht. Allerdings habe ich auch ein paar Semester am MIT, am Massachusetts Institute of Technology, absolviert.«
Einige dieser Dinge wusste sie bereits, doch um ihn ein wenig einzulullen tat sie, als wäre ihr das alles völlig neu. »Wirklich beeindruckend. Sie haben sich sowohl im Bereich Performance als auch im Bereich Design einen Namen gemacht. Stimmt’s, Peabody?«
»Ja. Ich habe sämtliche Ihrer Disketten und freue mich schon darauf, wenn es endlich wieder etwas Neues gibt. Ist eine ganze Weile her, dass Ihre letzte Scheibe auf den Markt gekommen ist.«
»Das habe ich bereits irgendwo anders gehört«, griff Eve den ihr von Peabody unbewusst zugespielten Ball auf. »Hatten Sie eventuell eine kleine Schaffenskrise, Jess?«
»Keineswegs. Ich wollte mir nur Zeit
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