Bis in den Tod
noch herausfinden.« Sie wandte den Kopf, als es klopfte und Peabody zögernd hereinkam.
»Tut mir Leid, Lieutenant. Soll ich draußen warten?«
»Nein, ich wollte gerade gehen.« Schniefend erhob sich Mavis von ihrem Stuhl. »Entschuldige, dass ich hier alles unter Wasser gesetzt habe und so.«
»Kein Problem. Das lässt sich aufwischen. Sobald ich kann, werde ich mich bei dir melden. Mach dir keine Gedanken mehr über die Sache, ja?«
Mavis nickte, wobei sie das Flackern in ihren Augen hinter ihren hastig gesenkten Lidern verbarg. Sie ließe die Sache garantiert nicht einfach so auf sich beruhen.
»Alles in Ordnung, Lieutenant?«, fragte Peabody, nachdem Mavis endlich gegangen war.
»Nichts ist in Ordnung, Peabody.« In dem Bemühen, den Druck hinter ihren Schläfen zu verringern, hätte Eve mit ihren Fingern beinahe zwei Löcher in ihre Schädeldecke gebohrt. »Mira denkt nicht, dass das Persönlichkeitsprofil des Mörders auf unseren Jungen passt. Ich habe sie beleidigt, weil ich noch eine zweite Meinung einholen will. Nadine Fürst schnüffelt mir hinterher und zu allem Überfluss habe ich auch noch Mavis das Herz gebrochen und ihr bereits angeknackstes Selbstbewusstsein endgültig zerstört.«
Peabody wartete eine Sekunde. »Tja, und davon abgesehen, wie geht es sonst?«
»Super.« Trotz des allgemeinen Elends zauberte Peabodys Frage ein wenn auch schwaches Lächeln in Eves erschöpftes Gesicht. »Verdammt, weshalb haben wir es statt mit diesem ganzen Psycho-Schwachsinn nicht einfach mit ein paar ganz normalen, hübschen Mordfällen zu tun?«
»So wie es sie früher immer gab.« Peabody rückte ein Stück zur Seite, als Feeney das Büro betrat. »Dann wären wir ja jetzt alle zusammen.«
»Okay, machen wir uns an die Arbeit. Und?«, wandte sich Eve an ihren alten Freund.
»Die Leute von der Spurensicherung haben in der Wohnung unseres Verdächtigen weitere Disketten sicherstellen können, aber bisher haben wir nirgends Aufzeichnungen der Hirnströme der Opfer gefunden. Er hat Tagebuch über seine Arbeit geführt.« Feeney zuckte unbehaglich mit den Schultern. Jess hatte ausführlich beschrieben, welche Ergebnisse er mit seinen Versuchen zu erzielen hoffte, wobei er auch auf das mit Eve und Roarke durchgeführte Experiment genauestens eingegangen war. »Er nennt Namen, Zeiten und, ah, die angewandten Suggestionen. Die Namen der vier Toten tauchen nirgends auf. Ich habe mir auch seine Kommunikationsanlage genauer angesehen. Es wurden keine Gespräche mit den Opfern geführt, keine Faxe oder E-Mails an sie oder von ihnen geschickt, es gibt rein gar nichts, wodurch er sich mit ihnen in Verbindung bringen lässt.«
»Na, toll.«
Wieder zuckte Feeney mit den Schultern und wurde, als er Eve ansah, tatsächlich puterrot. »Ich habe das Tagebuch versiegelt und außer für dich für alle anderen gesperrt.«
Sie runzelte die Stirn. »Warum?«
»Eh, dein Name kommt sehr häufig darin vor. Er spricht von dir auf eine sehr… persönliche Art.« Er blickte starr auf einen Fleck drei Zentimeter oberhalb von ihrem Kopf. »Und er geht… ziemlich ins Detail.«
»Ja, er hat bereits deutlich gemacht, dass er sich auffallend für meine Gedanken und Träume interessiert.«
»Nicht nur dafür.« Feeney blies die Wangen auf und atmete hörbar aus. »Er war der Ansicht, es wäre ein durchaus unterhaltsames Experiment zu versuchen… «
»Was?«
»Dein Interesse an ihm auf eine… sexuelle Ebene zu lenken.«
Eve schnaubte verächtlich auf. Es waren nicht nur die Worte, sondern vor allem die steife, förmliche Art, in der Feeney sie aussprach, die sie ärgerten. »Er dachte, er könnte sein Spielzeug dazu benutzen, mich in die Kiste zu bekommen? Na, super. Dann können wir ihn ja auch noch wegen versuchter sexueller Belästigung drankriegen.«
»Hat er auch über mich etwas gesagt?«, wollte Peabody wissen, und fing sich dafür einen bösen Blick ihrer Vorgesetzten ein.
»Das ist ja wohl krank, Officer.«
»Es hat mich einfach interessiert.«
»Mit diesen Anschuldigungen bringen wir ihn sicher noch etwas länger hinter Gitter«, fuhr Eve nachdenklich fort. »Aber wir haben ihn nach wie vor nicht wegen der Morde festgenagelt. Und Miras Gutachten wird gegen uns arbeiten.«
»Lieutenant.« Peabody holte hörbar Luft. »Haben Sie schon daran gedacht, dass sie vielleicht Recht hat? Dass er möglicherweise tatsächlich nicht für die Morde verantwortlich ist?«
»Ja, das habe ich. Und dieser Gedanke macht mir eine
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