Bis in den Tod
ist.«
Als sie die Standardsätze herunterrasselte, verebbte sein Schluchzen, er hob seinen Kopf und sah sie aus geschwollenen, rot geränderten, goldenen Augen an.
»Denken Sie, ich hätte ihn getötet? Denken Sie, ich wäre in der Lage gewesen, ihm so was anzutun?«
»Mr. Foxx – «
»Ich habe ihn geliebt. Wir waren seit zwölf Jahren zusammen. Er war mein Leben.«
Ihr Leben ist Ihnen geblieben, dachte Eve. Sie wissen es nur noch nicht. »Dann werden Sie mir helfen wollen, meine Arbeit zu machen. Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
»Er – er hat in letzter Zeit Probleme mit dem Schlaf, aber er nimmt nur ungern irgendwelche Mittel. Normalerweise liest er, hört Musik oder verbringt eine Stunde mit einem Virtual-Reality-Programm oder einem seiner Spiele, um sich zu entspannen. Dieser Fall, an dem er gerade sitzt, macht ihm ziemlich zu schaffen.«
»Der Fall Salvatori.«
»Ja, ich glaube, ja.« Foxx fuhr sich mit einem feuchten, blutbefleckten Ärmel über die müden Augen. »Wir haben über seine Fälle nie ausführlich gesprochen. Schließlich gilt das Anwaltsgeheimnis und ich bin kein Anwalt. Ich bin Ernährungsspezialist. So haben wir uns auch kennen gelernt. Fitz kam vor zwölf Jahren zu mir, um sich eine Diät erstellen zu lassen. Wir wurden Freunde, Liebhaber und dann ganz einfach eine Einheit.«
Das alles musste sie wissen, doch zurzeit war sie vor allem interessiert an den Geschehnissen, die zu dem letzten Bad geführt hatten. »Er hatte also Schlafprobleme«, wiederholte sie.
»Ja. Er kann oft nicht schlafen. Er gibt seinen Mandanten so viel. Sie gehen ihm ständig durch den Kopf. Ich bin es gewohnt, dass er mitten in der Nacht aufsteht und in ein anderes Zimmer geht, um ein Spiel zu spielen oder vor dem Bildschirm zu dösen. Manchmal nimmt er auch ein warmes Bad.« Foxx’ bereits bleiches Gesicht wurde noch kreidiger. »O Gott.«
Wieder strömten ihm heiße Tränen über beide Wangen. Eve sah sich eilig um und entdeckte einen kleinen Hausdroiden, der in der Ecke stand. »Bring Mr. Foxx ein Glas Wasser«, wies sie das Kerlchen an und es lief eilig los.
»War das auch gestern so? Ist er mitten in der Nacht noch einmal aufgestanden?«
»Ich kann mich nicht daran erinnern.« Foxx hob hilflos die Hände und ließ sie wieder sinken. »Ich schlafe immer sehr tief, habe nie die geringsten Probleme. Wir haben die Spätnachrichten gesehen, einen Brandy getrunken und waren kurz vor Mitternacht im Bett. Ich bin früh aufgewacht. Das tue ich immer.«
»Um wie viel Uhr war das?«
»Fünf, viertel nach fünf. Wir beide stehen gern früh auf und ich kümmere mich dann um das Frühstück. Ich merkte, dass Fitz nicht im Bett lag, und nahm an, dass er schlecht geschlafen hatte und dass ich ihn unten oder in einem der anderen Schlafzimmer fände. Dann ging ich ins Bad und sah ihn. O Gott. O Gott, Fitz. All das Blut. Es war wie in einem Alptraum.«
Er presste sich die mit glitzernden Ringen bestückten, zitternden Hände vor den Mund. »Ich bin zu ihm gelaufen, habe ihm auf die Brust getrommelt, versucht, ihn wieder zu beleben. Ich war einfach nicht ganz bei mir. Er war tot. Ich konnte sehen, dass er tot war, aber trotzdem habe ich versucht, ihn aus dem Wasser zu ziehen. Doch er ist ein großer Kerl und ich habe gezittert. Ich glaube, mir wird schlecht.« Er nahm die Hand vom Mund und hielt sich stattdessen den Bauch. »Dann habe ich einen Krankenwagen gerufen.«
Sie würde ihn verlieren, wenn es ihr nicht gelänge, ihn etwas zu zügeln. Ein Beruhigungsmittel käme erst in Frage, wenn sie sämtliche Fakten von ihm hätte. »Ich weiß, dass es schwer für Sie ist, Mr. Foxx. Tut mir Leid, dass wir ausgerechnet jetzt darüber reden müssen, aber glauben Sie mir, es ist leichter, wenn uns das gelingt.«
»Schon gut.« Er nahm das Glas Wasser von dem Droiden entgegen. »Ich will es hinter mich bringen.«
»Können Sie mir sagen, in welcher Stimmung er gestern Abend war? Sie haben erklärt, dass er wegen eines seiner Fälle besorgt gewesen ist.«
»Besorgt, ja, aber keineswegs deprimiert. Es gab da eine Polizistin, die er im Zeugenstand nicht hatte aus der Ruhe bringen können, und das hat ihn wütend gemacht.« Er trank einen Schluck Wasser.
Eve kam zu dem Schluss, dass es sicher besser wäre zu verschweigen, dass sie höchstpersönlich die Polizistin war.
»Außerdem gab es ein paar andere Fälle, in denen er sich noch eine Strategie zurechtlegen wollte. Wissen Sie, sein Hirn war häufig einfach zu
Weitere Kostenlose Bücher