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Bis in den Tod

Bis in den Tod

Titel: Bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Fitzhughs Hirn erschien in Großaufnahme auf dem Monitor. »Wieder ist oberflächlich betrachtet alles, wie es sein sollte. Aber betrachten wir den Querschnitt.« Wieder drückte er ein paar Tasten und das Hirn wurde säuberlich in zwei Hälften geteilt. »So vieles ist in diesem bisschen Masse vorgegangen«, murmelte Morris nachdenklich. »Gedanken, Ideen, Melodien, Wünsche, Poesie, Ärger, Hass. Die Menschen sprechen stets vom Herzen, Lieutenant, aber es ist das Hirn, das die gesamte Magie und das Mysterium der menschlichen Spezies in sich birgt. Es erhöht uns, sondert uns ab, definiert uns als Individuen. Und seine Geheimnisse – nun, ich bezweifle, dass wir sie jemals alle lüften werden. Sehen Sie hier.«
    Eve beugte sich dichter vor den Bildschirm und versuchte zu erkennen, worauf er mit einer Fingerspitze wies. »Sieht für mich wie ein Gehirn aus. Nicht gerade hübsch, dafür aber wichtig.«
    »Keine Sorge, ich selbst hätte es ebenfalls beinahe übersehen. Hier auf dieser Abbildung«, fuhr er fort, während auf dem Bildschirm Farben und Formen durcheinanderwirbelten, »ist das Gewebe hell bis dunkelblau, der Knochen weiß, Blutgefäße rot. Wie Sie sehen können, gibt es weder irgendwelche Blutgerinnsel noch irgendwelche Tumore, die auf eine beginnende neurologische Störung schließen lassen würden. Vergrößerung Quadrant B, Sektionen fünfunddreißig bis vierzig, dreißig Prozent.«
    Der Bildschirm wackelte und ein Teil des Bildes wurde größer. Eve zuckte ungeduldig mit den Schultern, beugte sich jedoch erneut ein Stück nach vorn. »Was ist denn das? Sieht aus wie ein… was? Ein Fleck?«
    »Ja, nicht wahr?« Wieder strahlte er sie an und starrte auf den Monitor, auf dem ein schwacher Schatten, nicht viel größer als ein Staubkorn, das Hirn verunzierte. »Fast wie der Abdruck eines fettigen Kinderfingers. Aber wenn man es noch weiter vergrößert« – was er mit ein paar kurzen Befehlen tat –, »sieht es eher aus wie eine winzige Verbrennung.«
    »Wie kriegt man denn eine Verbrennung im Inneren des Hirns?«
    »Das frage ich mich auch.« Fasziniert starrte Morris auf das fragliche Organ. »So etwas habe ich nie zuvor gesehen. Die Veränderung wurde weder durch eine Blutung noch durch einen Schlag noch durch eine krankhafte Arterienerweiterung verursacht. Ich habe sämtliche Standard-Hirn-Programme durchlaufen lassen und finde nirgends eine neurologische Ursache für diesen kleinen Fleck.«
    »Aber trotzdem ist er da.«
    »Allerdings, das ist er. Könnte nichts weiter bedeuten, nicht mehr als eine leichte Anomalie, durch die hin und wieder leichtes Kopfweh oder leichter Schwindel hervorgerufen wird. Ganz sicher nichts Tödliches. Aber trotzdem ist es seltsam. Ich habe mir Fitzhughs Krankenakte kommen lassen, um zu sehen, ob irgendwelche Hirntests an ihm durchgeführt worden sind, ob es bereits irgendwelche Aufzeichnungen über die Verbrennung gab.«
    »Könnte sie eine Depression, Angstgefühle hervorgerufen haben?«
    »Keine Ahnung. Der Fleck befindet sich auf dem vorderen linken Lappen der rechten Hirnhälfte. Die gegenwärtige medizinische Forschung steht auf dem Standpunkt, dass bestimmte Aspekte wie die Persönlichkeit des Menschen in dieser speziellen Gegend des Gehirns bestimmt werden. Die Verbrennung liegt also genau dort, wo wir unserer Meinung nach Vorschläge und Ideen aufgreifen.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Trotzdem kann ich nicht sicher davon ausgehen, dass dieser Defekt zum Tod des Mannes beigetragen hat. Tatsache ist, Dallas, dass ich augenblicklich verwirrt und zugleich fasziniert bin. Ich werde mich also noch weiter mit dem Fall beschäftigen.«
    Eine Verbrennung im Gehirn, überlegte Eve, als sie die Tür zu Fitzhughs Wohnung öffnete. Sie war allein gekommen, um in der Leere und der Stille nachdenken zu können. Bis das Apartment wieder freigegeben wäre, müsste Foxx woanders unterkommen.
    Sie ging die Treppe hinauf und betrachtete erneut das blutverspritzte Bad.
    Eine Verbrennung im Gehirn, dachte sie noch einmal. Die logische Antwort wären Drogen. Falls die toxikologische Untersuchung nichts ergeben hatte, lag das vielleicht daran, dass es sich um eine neue Art von Droge handelte, die noch nicht registriert war.
    Er konnte nicht schlafen. Er ist hierher ins Spielzimmer gekommen, um einen Brandy zu trinken und sich zu entspannen. Hat sich im Sessel ausgestreckt und den Bildschirm ausgefahren. Mit zusammengepressten Lippen griff sie nach der Virtual-Reality-Brille, die

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