Bis in den Tod
begann. »Sie fangen an. Bis dann.«
Eve blies sich die Haare aus den Augen und blickte über ihre Schulter. »Tja, Peabody, haben Sie Lust auf eine Session, bei der Ihnen sicher die Ohren abfallen und bei der Sie sich mit schlechtem Essen und noch schlechteren Getränken vollstopfen und volllaufen lassen können?«
Peabody brauchte nicht zu überlegen. »In der Tat, Lieutenant, wüsste ich nicht, was ich heute Abend lieber tun würde.«
Sie mussten ziemlich lange gegen die graue Stahltür hämmern, die aussah, als hätte sie irgendwann einmal mit einem Rammbock Bekanntschaft gemacht. Der morgendliche Regen hatte sich in Dampf verwandelt, der ihnen vermischt mit dem Gestank von Öl und den in dieser Gegend anscheinend bereits seit Jahren nicht mehr funktionierenden Recyclern in die Nasen stieg.
Eher resigniert verfolgte Eve, wie zwei Junkies im schmutzigen Licht einer Laterne ins Geschäft kamen. Keiner der beiden wirkte von Peabodys Uniform auch nur im Mindesten beeindruckt, doch als sich einer von ihnen in einer Entfernung von nicht einmal zwei Metern einen Schuss versetzen wollte, hob Eve erbost den Kopf.
»Verdammt, der Kerl ist wirklich dreist. Nehmen Sie ihn fest.«
Peabody ging hinüber. Der Junkie sah sie an, fluchte, schluckte das Papier mit dem Pulver hinunter und wirbelte herum, um davonzulaufen. Allerdings geriet er auf dem nassen Bürgersteig ins Rutschen und krachte mit dem Kopf gegen den Laternenmast, so dass er, als Peabody ihn erreichte, reglos und stark aus der Nase blutend auf dem Rücken lag.
»Er ist bewusstlos!«, rief die Polizistin ihrer Vorgesetzten zu.
»Idiot. Melden Sie die Sache und bestellen Sie einen Streifenwagen, der ihn mitnimmt. Wollen Sie ihn festnehmen?«
Peabody dachte kurz nach, schüttelte dann jedoch den Kopf. »Lohnt sich nicht. Das sollen die Kollegen von der Streife machen.« Sie zog ihr Handy aus der Tasche und gab, während sie zu Eve zurückging, ihre Adresse durch. »Der andere Kerl drückt sich immer noch auf der anderen Straßenseite rum. Er hat ein Luftbrett, aber ich könnte trotzdem versuchen, ihn noch zu erwischen.«
»Irgendwie verrät Ihre Stimme einen gewissen Mangel an Begeisterung.« Eve kniff die Augen zusammen und blickte in Richtung des Typen, der mit seinem dampfenden Luftbrett ein paar Meter weiter stand. »He, Arschloch!«, rief sie zu ihm hinüber. »Entweder du machst deine Geschäfte woanders oder ich sage ihr, dass sie ihre Waffe auf Stufe drei einstellen und dafür sorgen soll, dass du dir die Hosen richtig nass machst.«
»Fotze!«, brüllte er zurück und glitt eilig davon.
»Sie haben wirklich Talent im Umgang mit den Bürgern unserer Stadt, Dallas.«
»Ja, es ist eine ganz besondere Gabe.« Eve drehte sich wieder um und wollte gerade nochmals gegen die Tür hämmern, als sie sich plötzlich einem hünenhaften Weibsbild gegenüber sah. Sie war mindestens eins fünfundneunzig mit Schultern in der Breite einer Autobahn. Ihre muskulösen, tätowierten Arme ragten aus einer ärmellosen Lederweste, unter der sie einen hautengen Einteiler in dem ansprechenden Violett eines abheilenden blauen Fleckes trug, sie hatte einen Nasenring aus Kupfer und ihre kurz geschnittenen Haare waren zu festen, schimmernd schwarzen Locken aufgedreht.
»Diese verdammten Drogendealer«, sagte sie mit einer Stimme, die wie Kanonendonner klang. »Versauen die ganze Gegend. Bist du Mavis’ Cop?«
»Genau. Und ich habe noch meinen eigenen Cop dabei.«
Die Frau bedachte Peabody mit einem Blick aus ihren milchig blauen Augen. »Ist in Ordnung. Mavis hat gesagt, dass du in Ordnung bist. Ich bin Big Mary.«
Eve legte den Kopf in den Nacken und sah ihr ins Gesicht. »Das ist sicher richtig.«
Es dauerte ungefähr zehn Sekunden, ehe Big Mary ihr rundes Mondgesicht zu einem messerscharfen Grinsen verzog und sagte: »Na, nun kommt mal rein. Jess läuft sich gerade warm.« Sie ergriff Eves Arm, hob sie über die Schwelle und stellte sie in dem engen Korridor ab. »Los, Dallas’ Cop, komm rein.«
»Peabody« Peabody hielt sich vorsichtshalber außerhalb von Marys Reichweite.
»Pea body. Erbsenkörper. Ja, viel größer als ’ne Erbse bist du wirklich nicht.« Unter brüllendem Gelächter zerrte Big Mary Eve in einen schallgeschützten Fahrstuhl, und als sich die Türen schlossen, standen die drei Frauen dicht gedrängt wie Sardinen in der Büchse, während das Ding eine Etage höher rumpelte. »Jess sagt, ich soll euch in den Kontrollraum bringen. Habt ihr Geld
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