Bis in den Tod
Bildschirm eins sehen Sie seinen Lebenslauf. Bildschirm zwei zeigt eine Bilanz seiner Finanzen, Bildschirm drei den Verlauf seiner politischen Karriere. Sie haben eine Stunde Zeit, um die Daten durchzugehen. Während dieser Zeit wird mein Büro elektronisch überwacht. Melden Sie sich am Ende dieser Stunde einfach bei Sergeant Hobbs.«
Als er den Raum verließ, begann Eve leise zu summen. »Er macht es uns erstaunlich leicht. Wenn er Pearly vielleicht auch nicht gemocht hat, hat er ihn anscheinend zumindest respektiert. Also los, Peabody, machen wir uns an die Arbeit.«
Wie zuvor den Raum musterte sie jetzt eingehend die einzelnen Bildschirme. Sie war sich beinahe sicher, dass sie keine der Sicherheitskameras und keines der Aufnahmegeräte übersehen hatte, wählte trotz des Risikos, im Fall einer Entdeckung eine sehr unangenehme Verhaftung über sich ergehen lassen zu müssen, einen Platz, an dem ihr Körper teilweise von Peabody verdeckt war, zog den von Roarke geschenkten großen Diamanten unter ihrem Hemd hervor, spielte anscheinend gedankenverloren mit der Kette, griff mit ihrer freien Hand nach ihrem flachen Recorder und hielt ihn sich, während sie auf die Monitore blickte, unauffällig an den Hals.
»Ein durch und durch sauberer Mann«, sagte sie mit lauter Stimme. »Scheint sich nie auch nur des geringsten Vergehens schuldig gemacht zu haben. Eltern verheiratet und noch in Carmel stationiert. Sein Vater hat als Oberst während der innerstädtischen Revolten bei der Armee gedient, seine Mutter war bei einer Sanitätseinheit, hat jedoch, um den Jungen zu erziehen, ein paar Jahre ausgesetzt. Ein durch und durch solider familiärer Hintergrund.«
Peabody blickte statt auf den Recorder reglos auf den Bildschirm.
»Ebenso solide wie die Ausbildung. Studium in Princeton mit anschließendem Postgraduierten-Studium am Internationalen Schulungszentrum auf der Raumstation Freedom. Damals war das Zentrum gerade eröffnet worden und nur die allerbesten Studenten bekamen dort einen Platz. Heirat mit dreißig, unmittelbar vor seiner ersten Kandidatur für den Senat. Ein vehementer Befürworter gesetzlich geregelter Geburtenregelung und selbst Vater des von ihm verlangten einen Kindes, eines Sohns.«
Sie lenkte ihren Blick auf einen anderen Bildschirm. »Politisch hat er immer streng die Linie der Liberalen verfolgt. Hat sich mit ihrem alten Freund DeBlass wegen dessen Kampfes gegen das Waffenverbot und der von ihm unterstützten Moralgesetze angelegt.«
»Ich habe das Gefühl, dass ich den Senator gemocht hätte.« Eve drehte sich unmerklich nach links. »Sehen wir uns doch mal die Krankenakte an.«
Angesichts der zahlreichen Fachbegriffe, die vor ihr über den Bildschirm glitten, hätte sie beinahe geseufzt. Sie würde sie sich später übersetzen lassen müssen – falls sie mit ihrem Recorder unbeschadet aus dem Gebäude kam.
»Sieht aus, als wäre er kerngesund gewesen. Scheint weder körperlich noch geistig auch nur im Geringsten auffällig gewesen zu sein. Als Kind wurden ihm die Mandeln rausgenommen, mit Mitte zwanzig hatte er infolge eines Sportunfalles ein gebrochenes Schienbein, mit Mitte vierzig wurde er gegen Weitsichtigkeit behandelt und ungefähr zur gleichen Zeit dauerhaft sterilisiert.«
»Das hier ist interessant.« Peabody blickte noch auf den die Politik betreffenden Bildschirm. »Er hat eine Gesetzesvorlage unterstützt, der zufolge sich sämtliche Anwälte und Rechtsbeistände alle fünf Jahre auf eigene Kosten überprüfen lassen müssten. Das hat den werten Juristen ganz sicher nicht geschmeckt.«
»Fitzhugh ganz bestimmt nicht«, murmelte Eve. »Sieht aus, als hätte er auch die Elektronikbranche im Visier gehabt. Er wollte strenge Kontrollen für neue Geräte und hat sich auch bezüglich der Lizenzvergabe für rigidere Gesetze eingesetzt. Damit hat er sich bestimmt nicht unbedingt beliebt gemacht. Autopsiebericht«, verlangte sie und ging die auf dem Monitor aufblitzenden Daten mit zusammengekniffenen Augen durch.
Sie schüttelte den Kopf. »Himmel, er bestand beinahe nur noch aus Brei, als sie ihn von der Straße gekratzt haben. Für eine gründliche Untersuchung war so gut wie nichts mehr da. Trotzdem will ich die Ergebnisse des Hirn-Scanning und des Sezierens sehen. Nichts«, sagte sie nach einer Minute. Nirgends wurde auch nur die geringste Anomalie, auch nur der minimalste Hirndefekt erwähnt.
»Visualisierung«, verlangte sie und trat dichter an den Bildschirm. »Querschnitt.
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