Bis Mittwoch unter der Haube
worden war.
Vielleicht war Vanessas Besuch doch zu etwas gut gewesen. Schmunzelnd betrachtete er die Summe, die ihm in Rechnung gestellt wurde, und dachte dabei an Samanthas Bemerkung, Frauen seien emotionale Wesen. Anscheinend galt das auch für sie.
Durch dramatische Einschnitte im Leben entwickelte man für gewisse Dinge einen siebten Sinn. Samantha glaubte das jedenfalls felsenfest und sie selbst hatte in ihrem kurzen Dasein bereits genügend Dramen für zwei Leben hinter sich.
Die kamerabewehrten gestrandeten Reporterexistenzen hatten sich inzwischen einem abgestürzten Sternchen zugewendet, das wegen Drogenbesitz und diversen Ordnungswidrigkeiten im Knast gelandet war. Die frischgebackene Herzogin in den Niederungen von Tarzana war im Augenblick zum Glück vergessen. Dennoch wurde Samantha das ungute Gefühl nicht los, beobachtet und verfolgt zu werden.
Und langsam fand sie das mehr als lästig.
Das letzte Jahr, das ihr Vater in Freiheit verbracht hatte, war für sie schon fast wie ein Knast gewesen. Immer wieder waren auf dem Campus neue Studenten aufgekreuzt, die nie zu irgendwelchen Vorlesungen gingen, ihr aber ständig über den Weg liefen. Dunkle Limousinen folgten ihrem Cabrio und parkten in der Nähe der Bistros und Kneipen, in denen sie sich mit Freunden traf, und das Telefon in ihrem Haus machte ein Klickgeräusch, sobald eine Verbindung zustande kam. Am Ende zog sie sich nur noch im Badezimmer oder in ihrem begehbaren Kleiderschrank um, um sicher sein zu können, dass niemand sie beobachtete.
Blake hatte ihr nicht näher erklärt, wer ihr Eheleben im Lauf des kommenden Jahres im Auge behalten würde. Sie wusste nur, dass jemand damit beauftragt war. Wenn sie gemeinsam auftraten, mussten sie überzeugend wirken, und wenn sie voneinander getrennt waren, musste es aussehen, als würden sie einander vermissen. Sicher rief Blake sie nur deshalb täglich an. Er wollte, dass die Gespräche auf den Verbindungsnachweisen auftauchten.
Samantha versicherte Blake, dass sie Vanessas Besuch gut weggesteckt hätte. Das war vermutlich die einzige Halbwahrheit, die sie ihm bislang aufgetischt hatte. Er musste ja nicht unbedingt wissen, wie verunsichert sie tatsächlich war. Die Kreditkartenrechnung sprach eine ganz andere Sprache. Sam hatte sich Julia Roberts ’ Filmfigur zum Vorbild genommen und Designerkostüme, -kleider, -schuhe und -handtaschen gekauft. Einen halben Tag hatte sie mit Maniküre, Pediküre und einer Gesichtsbehandlung in einem Kosmetiksalon verbracht. Danach war sie zum Friseur gegangen. Ein paar breitkrempige Hüte und dunkle Sonnenbrillen dienten ihr inzwischen als Verkleidung. Aber dennoch hatte sie das unheimliche Gefühl, dass überall Augen auf sie lauerten.
»Du leidest unter Verfolgungswahn«, sagte Samantha zu sich selbst, als sie am frühen Freitagnachmittag die Jalousien schloss.
Sie warf einen Blick auf die Uhr und rechnete nach, wie spät es jetzt bei Blake in Europa war. Meistens rief er sie an, aber sicher machte es sich gut, wenn sie auch einmal die Initiative ergriff. Nur für den Fall, dass jemand ihre Anrufe überwachte. Sie griff zum Telefon und zog den Zettel mit seiner Festnetznummer zu sich.
Der Wählton tutete, klickte und tutete wieder.
Samantha erstarrte.
Dieses Geräusch kannte sie nur zu gut. Sie legte den Hörer zurück auf die Gabel und dachte nach. Natürlich konnte sie Blake mit ihrem Handy anrufen. Aber möglicherweise waren hier im Haus Mikrofone und Kameras versteckt und alles wurde mitgeschnitten. Zum Glück hatte ihr letztes Gespräch mit Blake auf dem Mobiltelefon und weit weg von zu Hause stattgefunden.
Natürlich konnte sie für den Anruf das Haus verlassen.
Aber es gab noch eine weitere Möglichkeit. Falls ihr Telefon abgehört wurde und jemand auf ein verräterisches Gespräch über ihre Scheinehe hoffte, würde er eine große Enttäuschung erleben.
Die Behörden hatten Sams Privatsphäre schon einmal verletzt. Mit tödlichem Ausgang. Diesmal stand nicht ganz so viel auf dem Spiel, aber sie würde auf keinen Fall zulassen, dass jemand Blake etwas wegnahm, was ihm rechtmäßig zustand.
Blake war ihr Ehemann – in guten wie in schlechten Tagen. Zumindest in den nächsten dreiundfünfzig Wochen.
Samantha streifte die Schuhe ab und griff erneut zum Hörer des Festnetztelefons. Gleichzeitig schickte sie von ihrem Handy aus eine SMS.
Bist du zu Hause?
Ein Signalton zeigte den Eingang seiner Antwort an. Zum ersten Mal diese Woche.
Sam wählte
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