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Bis unter die Haut

Bis unter die Haut

Titel: Bis unter die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Hoban
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flehend.
    »Warum nicht?« Er sieht sie ausdruckslos an.
    Er hat recht. Warum nicht? Im Grunde will sie doch lieber allein sein, oder? Und ist es nicht so, dass sie ihn von Anfang an immer wieder zurückgestoßen hat? Dass sie sich fest vorgenommen hat, keinerlei Gefühle zuzulassen?
    Aber die wenigen Gelegenheiten, bei denen sie in den letzten Monaten gelacht hat, waren in seiner Gesellschaft. Wenn sie mit ihm zusammen ist, schafft sie es auch mal, länger als fünf Minuten nicht an die Rasierklinge zu denken. Und wenn sie sich mit ihm unterhält, hat sie wirklich das Gefühl, mit einem Menschen zu reden und nicht nur leere Worthülsen auszutauschen.
    Aber sie ist sich nicht sicher, ob sie ihm das alles sagen kann.
    Sie sucht nach einer Antwort auf sein Warum nicht? Nach etwas, das ihn zum Bleiben bewegen könnte, aber ihr Gehirn ist wie leer gefegt.
    »Warte!« Sie hält ihn am Bein fest. »Geh nicht, okay? Weil, weil …«
    »Weil was?« Er klingt immer noch ziemlich abweisend.
    »Ähm, weil … weil du mir noch gar nicht gesagt hast, welche Sherlock-Holmes-Geschichte du am liebsten magst«, stammelt sie.
    Willow schließt die Augen. Sie ist fassungslos, wie dämlich sie klingt, wie beschränkt . Hoffentlich denkt er jetzt nicht, dass sie irgendwie versucht, auf süß zu machen. Warum musste sie auch unbedingt ihren einzigen Verbündeten vergraulen? Sie umklammert eine der Rasierklingen, die sie aus dem Gras aufgelesen hat.
    »Soll das ein Witz sein?«, sagt Guy. Willow macht die Augen wieder auf und schaut zu ihm hoch. Ein ungläubiges Lächeln zuckt um seine Mundwinkel.
    »Eigentlich nicht«, sagt sie kleinlaut.
    »Du bist …«
    Verrückt, erbärmlich, seltsam.
    »Du bist echt total anders, als alle Leute, die ich je kennengelernt habe!« Jetzt lacht er richtig, aber auf eine nette Art.
    »Okay.« Er setzt sich wieder hin. »Wenn du so fragst: Der Hund von Baskerville .«
    »Was?«
    »Meine Lieblings-Sherlock-Holmes-Geschichte.«
    »Oh! Okay!«
    »Willow?«
    »Hm?«
    »Ich hab es ernst gemeint, als ich gesagt hab …«
    »… dass ich meinen Teil der Abmachung nicht einhalte? Dass dir das alles eine Nummer zu groß ist? Keine Sorge, ich weiß, was …«
    »Nein«, unterbricht er sie. Er nimmt ihre Hand – die, in der sie die Klinge hält –, versucht aber nicht, sie ihr zu entwenden.
    »Was hast du dann gemeint?« Sie ist verwirrt. »Weil ich nämlich …«
    »Dass ich wirklich unglaublich froh bin, dass du dich nicht wieder geritzt hast.«
    »Oh.« Sie hält die Klinge weiter fest, lockert kaum den Griff, legt aber ihre andere Hand über seine.

KAPITEL ACHT
    Gott, tut das weh!
    Willow verzieht das Gesicht, als sie mit einem Ruck das Pflaster abzieht. Sie ist immer wieder von Neuem erstaunt, dass ihr so etwas überhaupt noch wehtun kann.
    Obwohl das Abreißen eines Pflasters natürlich nicht mit dem Schmerz zu vergleichen ist, den sie empfindet, wenn sie eine Rasierklinge in ihrem Fleisch versenkt. Es ist nur eine geringfügige Reizung, längst nicht genug, um ihr das zu geben, wonach sie sich wirklich sehnt.
    Mit kritischem Blick untersucht sie den fast verheilten Schnitt. Wie harmlos er im Vergleich zu einigen der anderen Schnitte wirkt. Er sieht beinahe aus wie ein ganz normaler Kratzer. Die anderen Wunden, mit denen ihr Arm übersät ist, wirken nicht annähernd so unschuldig und harmlos.
    Guy scheint ein ziemlich guter Sanitäter zu sein.
    »Willow«, ruft Cathy von unten. »Beeil dich, sonst kommst du zu spät zur Schule.«
    Ja, ja.
    Sie greift nach ihrem Rucksack und geht die Treppe hinunter.
    »Guten Morgen.« David sieht von seinem Buch auf, als sie in die Küche kommt.
    »Morgen«, murmelt Willow. Den Blick auf David gerichtet macht sie sich daran, Milch und Müsli in eine Schale zu füllen. Wie immer ist er von kleinen Bücherbergen umgeben. Sie fragt sich, was er wohl liest, und denkt kurz darüber nach, ihn zu fragen, aber die Erinnerung an ihre gestrige Begegnung ist noch zu frisch. Nein, Bücher sind wohl doch nicht das richtige Thema.
    »Wie kommst du eigentlich mit diesem neuen Projekt voran, an dem du gerade arbeitest?«, fragt Cathy ihn, während sie Isabelle mit einer Serviette das Gesicht abwischt.
    Cathy fällt es ganz leicht, sich mit David zu unterhalten.
    »Haben deine Recherchen irgendwas ergeben?«, fährt sie zwischen zwei Schlucken Kaffee fort.
    »Schwer zu sagen.« David klappt seufzend sein Buch zu. »Ich muss noch mehr Quellenmaterial sichten, bevor ich weitermachen kann. Aber

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