Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
ihr vorbeischob und sie ein kribbeliges Gefühl in ihrer Magengegend bekam, das sie nicht zu deuten wusste.
Sie schenkte ihm ein Lächeln und blickte ihm nach, der so gar nicht in das Bild des "Zazzy's" passte. Er war viel zu gut angezogen, hatte gut geduftet und wirkte gepflegt - alles Attribute, die man an den restlichen Gästen nicht fand, die alle entweder unrasiert, in dreckigen Klamotten oder aber stinkend herumstanden, lagen oder lungerten.
"Wow, hast du den gesehen", fragte Kelly, als könnte sie Scarletts Gedanken lesen.
"Sieht so aus, als hätte er sie hierher verirrt", meinte Scarlett und versuchte, den Kerl in der Menge ausfindig zu machen, was ohnehin sinnlos war. Er hatte zwei Gläser Champagner bei sich gehabt, die er bestimmt nicht mit seinem besten Kumpel trank.
"Der hat dir aber ganz schön tief in die Augen gesehen, als er an dir vorbei ist", meinte Kelly weiter.
"Ach quatsch, er hat sich nur bedankt", winkte Scarlett ab. "Es ist zwar überraschend, dass es hier drin auch jemanden gibt, der zeitgemäße Umgangsformen pflegt, aber da war definitiv nicht mehr dahinter, als allgemeine Höflichkeit!"
"Scarlett, komm schon", rief Jay, der einige Meter weiter vorausgegangen war und sich so wohl fühlte, als wäre er schon seit zehn Jahren hier Stammgast. Scarlett wurde aus ihren Gedanken gerissen, blickte noch einmal zu dem Mann, um zu sehen, wohin er wohl verschwand und machte sich dann auf den Weg zu ihren Freunden.
Die kleine Gruppe nahm an einem Tisch in einem Raum platz, der von dem eigentlichen "Club" abgetrennt war. Hier drin war es etwas ruhiger, billige Kerzen brannten auf quadratischen Holztischen mit weißen Tischdecken, von denen einige Brandlöcher aufwiesen und andere gelbliche Flecken hatten, und waren von Holzstühlen umrahmt, die wirkten, als wären sie von diversen Flohmärkten zusammengesucht worden. Der ganze Club wirkte eher wie einfach nicht die Richtige f Wochen. eine drittklassige Kaschemme auf dem Land, als eine Discothek. Vermutlich wollte man diesen romantisch-chaotischen Stil erreichen, der oftmals in In-Clubs und Cafes Oberhand hatte, nur leider war diese Absicht völlig daneben gegangen. Scarlett fühlte wie in diesem furchtbaren deutschen Restaurant, in das Jay sie seinerzeit geschleppt hatte, weil sie dort Schnitzel von drei Pfund anboten.
"Extravaganter Laden hier", begann Mike und versuchte, ein Gespräch vom Zaun zu brechen, was ihm nur mäßig gelang, da niemand darauf antwortete. Permanent drückten sich weitere Gäste, entweder jenseits der fünfzig oder unter zwanzig an ihrem Tisch vorbei, beäugten die kleine Gruppe skeptisch und gingen dann weiter.
"Sieht so aus, als wären die meisten Gäste hier Stammgäste", rief Scarlett in die Gruppe und erhielt genauso wenig Reaktion wie Mike zuvor. Jay und Ron studierten die Getränkekarte, die in einem Ständer in der Mitte des Tisches stand und versuchten dann, eine der vielen nicht gerade motiviert wirkenden Kellnerinnen auf sich aufmerksam zu machen. Gelangweilt blickte Scarlett sich im Club um. Ihren Geburtstag hätte sie sich anders vorgestellt.
"Scarlett, Mike und ich werden jetzt nach Hause fahren, ich fühl mich nicht gut", sagte Kelly einige Zeit später. Sie hatte einen entschuldigenden Blick aufgesetzt und Scarlett wusste, dass Kelly sich nicht unwohler fühlte, als sie sich selbst, sondern ihr der Laden genauso unsympathisch war, wie allen, außer Jay. Nur konnte Scarlett nicht so einfach zurück nach Hause.
"Aber, wir sind doch gerade erst gekommen", antwortete sie und konnte es Kelly und Mike nicht verübeln, dass sie nach Hause wollte.
"Ich weiß, aber ich fühl mich heut schon den ganzen Tag über nicht so gut. Du bist doch hoffentlich nicht sauer", meinte Kelly.
"Ach Quatsch, kein Thema, ich begleite euch nach draußen!" Scarlett stand auf.
"Möchtest du mit uns nach Hause fahren? Wir könnten dich bei euch absetzen", fragte Mike, als sie hinaus ins Freie traten.
Scarlett dachte einen kurzen Augenblick über das Angebot nach, das zweifellos verlockend war. "Ich denke, es wäre für alle Beteiligten harmonischer, wenn ich hier bleiben würde", antwortete sie und hätte in jenem Moment nichts lieber getan, als mit Mike und Kelly zurück nach Manhattan zu fahren.
Kelly drückte Scarlett. "Dann wünsch ich dir eine kurzweilige Nacht, vielleicht wollen die anderen ja auch bald nach Hause!"
"Dein Wort in Gottes Ohr", sagte Scarlett und versuchte ein Lächeln. Sie wartete am Eingang des Zazzy's, bis Mike und
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