Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
perfekter Abend für sie ein Buch und ein Glas Wein bedeuteten.
"Morgen ist Sonntag, Charlie!" Wendy quängelte.
"Du weißt doch genau, dass ich mir immer etwas Arbeit mit nach Hause nehme. Außerdem warten nächste Woche zwei große Prozesse auf mich, auf die ich mich vorbereiten will!"
"Du immer mit deiner dämlichen Arbeit", maulte Wendy. "Ich will aber noch nicht gehen. Sarah und Tracey haben gerade vorgeschlagen, ins Undertown zu wechseln, das ist ein Grungeclub, ein Stück weiter die Straße rauf. Willst du nicht doch noch mitkommen? Dort soll heute ein echt heißer DJ aus Frankreich sein!"
"Nein Wendy wirklich nicht!" Charlie kam sie vor, wie ein Vater, der einem Kleinkind erklärte, das es kein weiteres Eis mehr gab.
"Dann fahre ich ohne dich, ich bin doch keine alte Oma, die um halb zwei zuhause hockt!" Griesgrämig blickte sie ihn an.
"Okay, dann sehen wir uns später!" Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und wollte sich durch die Menge zum Ausgang schieben. Eigentlich war er froh, dass sie noch nicht mit nach Hause wollte.
"Charlie?" Wendy war ihm einige Schritte nachgelaufen. Er drehte sich um.
"Du musst mir Geld fürs Taxi geben", sagte sie.
Genervt, aber ohne es sich anmerken zu lassen, zückte er sein Portemonnaie und fragte sich, ob er nicht langsam zu alt nach einer Weileteat für diese jungen Mädchen war, die er sich "kaufte", die nur mit ihm zusammen waren, weil er gut aussah, und, was für die Mädchen viel wichtiger war, weil er genug Kohle hatte. Immer noch schwang Scarlett in seinem Hinterkopf mit ihrer Wein-und-Buch-Aussage.
"Und ich brauche auch noch etwas fürs Undertown", sagte sie, als er zwei Zwanziger herauszog. Er schob die beiden Banknoten wieder zurück und zückte einen Hundert-Dollar-Schein.
"Reicht das", fragte er.
"Ja, und wenn nicht, ruf ich dich von unterwegs an und du bezahlt das Taxi, wenn ich zu Hause bin!" Sie strahlte ihn an und küsste ihn noch einmal, bevor sie sich umdrehte und zu ihren Freundinnen zurückging.
Charlie verließ das Zazzys und stieg in eins der Taxis, die davor warteten.
"Mann, Ron, hast du den Blick der alten Tussi gesehen, als ich ihr das Wasser auf ihr Shirt gegossen habe?"
Jay war voll in seinem Element, als er von seiner neuesten Eroberung erzählte. So wie es sich anhörte, waren die beiden sich noch näher gekommen, als Scarlett vermutet hatte.
"Sie hat noch nicht einmal gezuckt, als das Wasser kam", lallte Jay, "und als ich es abgeleckt hab, auch nicht. Ich wünschte, es wäre etwas anderes gewesen. Schokosauce oder Sahne oder so. Für das Alter waren die Möpse ganz schön in Form! Hat sich von mir einfach das Shirt ausziehen lassen, das Luder und darunter trug sie noch nichtmal einen BH! Und als ich ihre Möpse angefasst hab, hat sie das auch noch geil gefunden!"
Scarlett konnte sich nach dieser Aussage ausmalen, was die "Mach-sie-nass"-Rufe von vorhin zu bedeuten hatten. Ihr war übel geworden. Hatte sie noch ein schlechtes Gewissen gehabt, als sie mit Ron zum Wagen kam, an dem Marc und Jay schon warteten, wünschte sie jetzt, sie hätte sich Charlie genauso an den Hals geworfen, wie die billige Schlampe es bei Jay getan hatte.
"Mann, du solltest solchen Kram nicht machen", sagte Ron, dem Jays Frauengeschichten, die er vor seiner langjährigen Freundin zum Besten gab, sichtlich peinlich waren.
"Warum nicht? Ich bin ein gutaussehender Mann in den besten Jahren. Es wäre ein Skandal, würde ich nichts tun. Und außerdem tue ich nichts. Ich flirte nur, und wenn mir jemand das flirten verbietet, dann ist sowieso Schluss!" Die letzten Worte hatte er an Scarlett gerichtet und sie ziemlich laut gerufen. Im nächsten Moment warf er sich gegen das Fenster, das sich neben ihm befand und schloss die Augen.
"Ich verbiete dir das flirten nicht", sagte diese sichtlich ungerührt. Sie fragte sich, was das ganze eigentlich noch sollte.
"Weckt mich, wenn wir zu Hause sind", murmelte er im Halbschlaf. "Und einen ganz schon strammen Arsch hatte sie auch", sagte er dann, bevor er einschlief.
Für eine Weile war es still im Wagen.
"Scarlett?" brach Ron das Schweigen.
"Hm?"
"Jay ist kein schlechter Kerl!"
"Das versuche ich auch ständig, mir einzureden", sagte sie. Sie kannte diese Eskapaden von Jay, anderen Frauen gegenüber, wenn er etwas getrunken hatte. Er war ein Aufschneider, einer, der nichts anbrennen ließ, und der gar nicht genug davon bekommen konnte, wenn eine Frau ihn anziehend fand. In all den Jahren, in denen Jay und Scarlett zusammen
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