Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
fühlte sich in Charlies Nähe schon jetzt unglaublich wohl und konnte aus sich herausgehen, was ihr für gewöhnlich schwer fiel. Mit Charlie schien sie auf einer Wellenlänge zu sein.
"Und sie sind ganz schön frech", konterte Charlie, "übrigens, das "Perfekt" war auf die Gesellschaft bezogen!"
"Die Gesellschaft? Hier im Zazzy's? Na die ist natürlich auch allererste Sahne", lachte Scarlett.
"Sie wissen doch, dass sie damit gemeint sind, Scarlett, oder etwa nicht", sagte Charlie und blickte in Scarletts Augen.
"Schleimer", grinste Scarlett und sah Charlie von der Seite aus an.
"Was machen sie eigentlich, wenn sie nicht in furchtbaren Spelunken hier in Jersey herumhängen und verzweifelten Kerlen wie mir den Abend etwas aufhellen?"
"Ich bin Ärztin", antwortete sie.
"Ärztin? Wow!" Charlie wirkte beeindruckt, was vermutlich daran lag, dass seine Freundin auf der Kosmetikschule gewesen war.
"Ja, unglaublich, was Frauen heutzutage drauf haben, was", neckte sie ihn.
"Sie wissen schon, wie ich das gemeint hatte!"
"Und was machen Sie? Was treibt sie nach New York?"
"Ich bin Staatsanwalt!" Charlie blickte gerade aus.
"Oh, einer von den bösen Jungs!"
"Also eigentlich versuche ich, die richtig bösen Jungs hinter Schloss und Riegel zu bekommen", lachte Charlie. Auch er war von Scarlett begeistert. Er hatte nicht damit gerechnet, an diesem Abend eine so nette Bekanntschaft zu machen. Er war eigentlich nur wegen Wendy, seiner "Freundin" hergekommen, einem Mädchen, das gerade einundzwanzig war, das er vor vier Monaten in einer Bar in Manhattan kennen gelernt hatte, und mit dem er sich hauptsächlich schmückte. Wendy war nicht die Frau, mit der man ein Leben verbringen konnte. Sie war naiv, oberflächlich und Charlie wusste, dass sie nur mit ihm zusammen war, weil er Geld hatte und angesehen war. Er ermöglichte ihr ein Leben, das sie sonst mit einundzwanzig - und ihrer Ausbildung als Nageldesignerin - nicht hätte führen können. Aber für ihn war das okay. Er war bekennender Junggeselle, gegen die Ehe und im Prinzip auch gegen feste Bindungen, sodass schon ab den ersten Tag mit Wendy feststand, dass es eine Beziehung mit Ablaufdatum war.
Vom inneren des Lokals konnte man plötzlich laute "Mach sie nass, mach sie nass"-Schreie hören. Charlie und Scarlett sahen sich an und schüttelten den Kopf.
"Können sie sich vorstellen, dass es irgendwo auf dieser Welt einen furchtbareren Ort als diesen hier gibt", fragte Scarlett.
Charlie überlegte.
"Hmn...ein Zahnarztstuhl, ein fast blinder Zahnarzt dem das Schmerzmittel ausgegangen ist und eine Wurzelbehandlung", versuchte er es.
"Ein S einfach nicht die Richtige f Wochen. paziergang gegen das hier", lachte Scarlett.
"Eine Eishöhle im Himalaya, in der tausend große, fette, haarige Spinnen herumkrabbeln als einzige Möglichkeit einer tödlichen Nacht im Freien zu entgehen?"
"Kuschelig!"
"Die Wüste Gobi in der Mittagszeit. Ihnen ist der Sprit ausgegangen und sie haben gerade eben festgestellt, dass sie nur noch einen halben Liter Wasser bei sich haben!"
"Och, wie angenehm. Hab gehört, dort soll es tolle Fata Morganas geben - und diese Ruhe. Dort würde sicher niemand "mach sie nass, mach sie nass brüllen!" Sie lächelte ihn an und Charlie verspürte ein seltsames Kribbeln im Bauch.
"Okay, sie haben gewonnen. Aber jetzt mal anders rum - wie würde ein Abend aussehen, der ihnen gefällt. Was hätten sie heute gemacht, wenn ihre Freunde sie nicht hierher geschleppt hätten?"
Scarlett überlegte kurz. Eigentlich hatte sie vor gehabt, ihren Geburtstag in einem netten Restaurant zu feiern, vielleicht im Hillstone an der Park Avenue. Danach noch in die Flatiron Lounge oder ins 230 Fifth auf einen Cocktail und Mitternacht zu Hause zu sein.
"Ich weiß nicht. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann wäre ich heute einfach nur schön essen gegangen und hätte den Abend bei einem Cocktail ausklingen lassen. Oder einfach einen netten Abend zu Hause zu verbringen Sich mit einem guten Buch aufs Sofa legen, ein Glas Wein dazu...die kleinen Dinge des Lebens können so schön sein!"
"Klingt gut", bestätigte Charlie. Scarlett war völlig anders als Wendy. Wendy wollte ständig auf der Piste sein, wollte kostspielige Clubs besuchen, in teuren Restaurants essen und mindestens jedes zweite Wochenende auf einen ausgedehnten Wochenendtrip gehen, den natürlich er zu finanzieren hatte. Früher hatte ihm das alles nichts ausgemacht. Er hatte keine Kinder und keine Familie, der er etwas von dem Geld,
Weitere Kostenlose Bücher