Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
zurück, stand auf und nahm eine Dusche. Im Bademantel und mit einem Handtuch um die Haare schlich sie auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer, wo Jay den Kopf unter den Polster geschlagen hatte und tief schlief. Sie bog nach rechts in ihren begehbaren Kleiderschrank ab, schlüpfte in Jeans, ein Shirt und ein Paar pinkfarbene Keilsandalen und schlich wieder aus dem Schlafzimmer. Dann machte sie sich auf den Weg zu Tony's, ihrem Lieblingsrestaurant in der 48. Straße.
"Oh Mann, da hat er ja wohl wiedermal ganze Arbeit geleistet, was?" Mitfühlend blickte Carrie Mosley, Scarletts beste Freundin, sie an, während sie einen Schluck Orangensaft trank.
Carrie und Scarlett waren beste Freundinnen, seit sie sich bei einem Praktikum im St. Johns Hospital kennen gelernt hatten. Carrie hatte eine ähnliche Kindheit und Jugend wie Scarlett hinter sich, war ebenfalls eine Spätzünderin und ein Nerd an ihrer High School gewesen und hatte es genauso schwer wie Scarlett, wenn es darum ging, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Mittlerweile war Carrie verheiratet und hatte einen siebenjährigen Sohn. Sie sorgte sich schon seit längerem um Scarlett, die in ihrer Beziehung zu Jay zunehmend litt, und bewunderte sie gleichzeitig dafür, dass sie für ihre Beziehung kämpfte, wie eine Löwin, die Flinte noch nicht ins Korn geworfen hatte und für jeden von Jays Fehltritten einen Erklärung parat hatte, die wirklich einleuchtend zu sein schien.
"Naja, hast du etwas anderes erwartet?" Scarlett biss von einem mit Schinken belegten Brötchen ab. "Ich meine, das ist Jay, und er wird sich auch nicht ändern. Er IST eben wurde ihm schwarz vor Augenor s so."
"Aber das mit dieser Tussi ist schon hart", meinte Carrie. "Ich meine, das kann er doch nicht machen. Das hat doch keine Zukunft, oder?"
"Weißt du, erschreckend finde ich viel mehr, dass es mich so gesehen noch nicht einmal wahnsinnig stört. Ich meine, im Prinzip hat er ja wirklich "nichts" getan."
"Bis auf die Tatsache, dass er ihr Wasser oder so von den Brüsten geleckt und sie ausgezogen hat", meinte Carrie.
"Eigentlich war es der Bereich zwischen Brust und Hals", sagte Scarlett und bemerkte, wie dumm diese Aussage doch tatsächlich war. "Nein, du hast schon Recht, es war echt mies, was er sich geleistet hat, aber, so ist Jay eben. So war er schon immer und so wird er immer sein. Ich muss das entweder akzeptieren oder gehen. Ich habe es mittlerweile aufgegeben, daran zu glauben, dass er sich noch verändern könnte, und erst recht, dass er sich in den Mann verwandelt, den ich mir wünschen würde! "
"Und was willst du tun? Ich meine, denkst du, könnte die Situation sich wieder verbessern, oder bleibt sie auf dem Level, au dem sie jetzt schon eine ganze Weile lang ist, oder...meinst du, wird das alles noch schlimmer?"
"Ich weiß es nicht, Carrie", sagte Scarlett, trank ebenfalls von ihrem Orangensaft und starrte ein Luftschloss in die Gegend. "Ich weiß es wirklich nicht. Auf der einen Seite bin ich mit meinem Latein am Ende. Ich sehe doch, wie wir immer weiter und weiter auseinanderdriften, er praktisch mir die Schuld dafür gibt, weil ich so bin, wie ich bin und es ihm egal ist, wie es läuft, solange nur genug zu essen im Kühlschrank und seine Wäsche gewaschen ist. Ich habe mir gestern in diesem Zazzys gedacht, ein richtiger Traummann würde seine Freundin an deren Geburtstag doch nicht gegen ihren Willen in so einen Laden zerren, nur, weil er Schlampen-schauen - und betatschen - will, oder? Auf der anderen Seite ist das Jay, der Jay, mit dem ich seit fast elf Jahren zusammen bin, mit dem ich ein Drittel meines Lebens, und einhundert Prozent meines "Erwachsenenlebens" verbracht habe, und der immer für mich da ist, wenns mir schlecht geht. Ich finds nur irgendwie so traurig, dass es mir erst schlecht gehen muss, damit Jay auf mich eingeht und mich tröstet. Vielleicht sind die elf Jahre ja auch endgültig genug. Vielleicht haben wir sie gebraucht, um festzustellen, dass wir nicht zueinander passen, ach, ich weiß es nicht. Ich hab keine Ahnung!"
Carrie setzte wieder den mitfühlenden Blick auf. "Naja, ob ich in meiner Ehe mit Rick glücklich bin, weiß ich selber auch nicht. Fakt ist, dass sich die Liebe einfach mit der Zeit verändert, dass Dinge, die einem früher wichtig waren, unwichtig erscheinen und umgekehrt!"
"Oder, dass sie ganz verschwindet", meinte Scarlett resigniert.
"Denkst du darüber nach, ihn zu verlassen?"
"Ich weiß es nicht. Der Gedanke ist mir schon oft durch den
Weitere Kostenlose Bücher