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Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte

Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte

Titel: Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Toten Hosen
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waren Fans dieser Musik, als wir starteten, nicht Musiker. Als Fans, nicht als Musiker, wählten wir den gleichen Stil: Wir wollten versuchten, nicht viel schlechter zu klingen als unsere liebsten Bands. Doch erst viel später, als ich schon auf drei Saiten spielte, dämmerte mir, daß wir selbst inzwischen wohl ganz akzeptabel waren. Man ertrug uns in Roskilde und in Oslo, auf den großen Dingern, und wo immer wir auftauchten, reisten uns Leute hinterher, die - ähnlich wie ich in L. A. - einfach nicht abzuschütteln waren. Ich meine nicht die Typen, die heute in Hamburg auftauchen und vier Monate später in Berlin, und dann vielleicht noch mal in Köln. Ich meine welche wie Siggi, Achim und »Nase«, die überall hinfahren, wo wir auftreten - egal in welchem Land oder Sonnensystem.
    Siggi und seine Freunde sind längst fester Teil unseres Tour-Lebens geworden. Manche Nacht haben sie mit uns im Bus verbracht, manche Triumphe und Pannen wurden mit ihnen geteilt. Mit seinen zweieinhalb Zentnern Cloppenburger Schwergewicht hat Siggi schon öfter als Security-Mann ausgeholfen, oder er machte den Reinigungsdienst: Als wir in Graz keinen Waschsalon finden konnten, hat er sich unsere Klamotten unter die Fänge genommen und eigenhändig gereinigt. Dafür haben wir ihm dann Tour-Pässe und Tickets und sonstwas besorgt, jedenfalls ab und zu. Denn meistens braucht Siggi das nicht: Sein Sportabzeichen ist, wenn er sich auf eigene Faust reinquetscht. Wie sagt er doch gerne:
    »Hundertdreißig Kilo Kampfgewicht schiebt man nicht weg. Und man kann sich ja auch immer was einfallen lassen. >Bin im Security-Teams >Bin für die Backline zuständig< - irgendeinen guten Spruch. Es gibt immer ein paar Spitzfindige an den Kontrollen, die deinen Tour-Paß sehen wollen, aber denen zeige ich dann einfach einen abgelaufenen. Das nimmt keiner so schnell wahr. Meistens habe ich inzwischen den eingeschweißten Ausweis dabei, für alle Fälle. Aber das ist dieses Ding, mit dem jeder Hansfranz rumläuft. Ich find es spaßiger, ohne sowas reinzukommen.
    Es gibt überall diese Wichtigtuer, die umsonst in Konzerte wollen und dafür tausend zwingende Gründe angeben. Eine Konzertkritik fürs Stadtmagazin, eine Recherche für ein Drehbuchprojekt, solche Sachen. Die Kunst ist aber, ohne dieses Sich-Aufblähen hineinzukommen, mit ganz handfesten Pseudo-Funktionen oder alten Tour-Pässen - und das immer wieder. Solange, bis sie dich schon freiwillig auf die Gästeliste setzen für die ganze Mühe, die du dir irgendwo machst. Wenn man mit seiner Kastenente ein paar tausend
    Kilometer pro Tour hinterhergurkt und auch mal aushilft wegen Security, hat man auch eine gewisse Berechtigung.
    Ich hab die Hosen zuerst 1985 gesehen, in Bielefeld, da sind wir damals, zack, einfach mit unserem Opel hin. Das hat uns so gut gefallen, daß wir gefragt haben, wo die als nächstes spielen; das stand damals ja noch in keiner Zeitung. In Wilhelmshaven, hieß es. Da haben wir dann Kiki angehauen, der sagte: »In Hamburg können wir mal gucken, ob ihr nicht auf die Gästeliste kommt.« Seitdem habe ich nie wieder für ein Hosen-Konzert bezahlt. Halt, gelogen. Ein Ding hat es gegeben, wo ich nicht reingekommen bin. Das war 1992 in Roskilde. Wir waren den Hosen von Oslo aus nachgefahren, »Nase« und ich, und sind vorher auch noch bei der Fußball-Europameisterschaft in Schweden gewesen. Kiki hatte gesagt, er würde das klarmachen und die Tickets für uns hinterlegen, aber dann hatten sie denen die komplette Gästeliste gestrichen, und mein Dänisch war auch nicht so gut. Schließlich hat Kiki gesagt: »Kauft euch zwei Tickets, wenn ihr soviel Kohlen auf Tasche habt, kriegt ihr morgen früh wieder.«
    Wir sind immer auf eigene Tasche hinterhergefahren -Achim, »Nase«, ich, der harte Kern. Manchmal haben wir in der Ente gepennt, manchmal bei Leuten oder bei den Hosen. Ich bin ja die lebende Alarmanlage, ich hör alles. Einmal bin ich morgens um halb sechs allein mit dem alten Mercedes 280, den ich mal hatte, nach Helgoland, wo die Hosen dann nicht spielen durften. Ich hab auch mal aufMontage in Berlin gearbeitet, da sind wir dann wenigstens jedes Wochenende hinterher. Oder sind mit zwei Mann getrampt, bis nach Kempten im Allgäu, wo wir leider das Konzert nicht mehr gesehen haben. Hinterher, bei der Begrüßung, hab ich den Kuddel so ausgehebelt, daß er unglücklich auf den Rücken gefallen ist und noch lange Rückenprobleme hatte.
    Kuddel ist der von den Hosen, mit dem ich am

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