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Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte

Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte

Titel: Bis zum bitteren Ende - Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Toten Hosen
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Mutige nahmen sich eventuell noch vor, sich was von den Hosen zu besorgen. Nur von der Inszenierung sprach man nicht mehr, und die Bonner Bühnen waren bald wieder halbleer.
    Wieder einmal hatte uns der sagenumwobene Hosen-Duselgeist geholfen, aus den mäßigsten Fremdproduktionen ohne Imageverlust hervorzugehen. Der gleiche Duselgeist hatte uns beschützt, als wir beim Formel-Eins-Streifen mitspielten und den peinlichen Soundtrack dazu als Mini-LP (»Battle of the Bands«) veröffentlichten, sowie bei verschiedenen Fernsehauftritten. Wann immer wir daneben lagen oder Durchschnitt waren, fiel es auf die Leute zurück, mit denen wir arbeiteten. Auf Regisseure, Dramaturgen und Talkmaster, die anderen eben. Wir selbst krochen aus allen Trümmern ungebrochen und ohne jedes Verantwortungsgefühl wieder hervor.
    So ähnlich war es auch diesmal, obwohl das Stück nicht wirklich schlecht oder peinlich war. Es war ein interessanter Trip, diese Ego-Maschine von Theater zu erleben, wo jeder noch beim Verzehr einer Frikadelle in der Kantine eine ganz persönliche Aura herzustellen versucht - nur für sich und in Konkurrenz zu allen anderen. Es war gut bezahlt, wie gesagt, und es war fruchtbar: Wenige Monate nach der Uraufführung brachten wir die sechs Bühnenstücke zusammen mit sechs weiteren als Konzeptalbum heraus.
    Wir hatten das Material zu »Ein kleines bißchen Horrorschau« an freien Abenden im Theater eingespielt und brüteten lange darüber, ob wir es überhaupt veröffentlichen sollten. Im Unterschied zu vielen anderen waren wir von seiner Durchschlagskraft nicht sehr überzeugt. Ursprünglich hatten wir »Hier kommt Alex« gar nicht ins Bühnen-Programm nehmen wollen, weil die Nummer uns etwas dünn vorkam. Es war Trini, unser Co-Manager und Trainer, der sie vor unseren Zweifeln rettete. Jetzt wurde die »Horrorschau« zum Chartbreaker, zur ersten Hosen-Scheibe, die es bis zur Platinauszeichnung brachte. Und »Alex« entwickelte sich sogar zu einem richtigen Hit.
    Bis heute verdienen wir an »Alex« vor allem durch sogenannte Nebenrechte: Wann immer ein neuer Schlaukopf in den letzten Jahren ein TV-Feature von Fortuna Düsseldorf zusammensetzte, benutzte er unsere Single als Soundtrack für die Überleitung aufTrainer Aleksander Ristic.Jeder machte es so, denn ein jeder beim Fernsehen ist heute originell.
    Wir waren ein »Top-Act« geworden in Deutschland, eine mittlere Bank für unsere Mutterfirma Virgin - die großen waren Mike Oldfield, Sandra und Simple Minds. Wir standen auf einem UEFA-Cup-Platz und sahen erleichtert zu, wie allmählich Geld in unseren Laden floß. Die Abschläge aus unseren ersten Verkaufserfolgen - »Rote Rosen« und Live-LP -schwappten in halbjährlichen Abständen herein und verteilten sich gleichmäßig auf unsere Konten.
    Ende 1987 blieb zum ersten Mal ein Plus für uns zurück. Zum ersten Mal seit vielen Jahren erschien das Saldo auf meinem Konto unter der Rubrik »Zu Ihren Gunsten«. Nach jahrelangen vergeblichen Anläufen, wenigstens an ein kleines Heft mit Barschecks zu kommen, wurde mir auf »meiner« Bank plötzlich unaufgefordert eine EC-Karte ausgehändigt. Auf einmal begrüßte man mich namentlich und fragte höflich, ob ich schon vom günstigen Festzinssparen und ähnlichem Zauber gehört hätte (dumme Frage - hatte ich natürlich nicht).
    War ich jetzt ein Popstar? Der Mann im Büdchen um meine Ecke zeigte mir eines Tages ein obskures Blättchen namens »Hanf«. »Guck mal«, sagte er, »sogar da steht ein Artikel über euch!« Dann lachte er. Wenn man in jeder Zeitschrift steht, braucht man Leute, die durch jahrelanges Training schon jeden Respekt vor einem verloren haben. Und davon gibt es in Flingern reichlich.
    Ich war noch kein Tycoon geworden durch die Plattenerfolge. Der kleine Batzen auf der Bank war brutto, nicht netto -den Unterschied kannte ich schon. Und es war gut möglich, daß er für einige Zeit der einzige Futterring an meinem Zweig bleiben würde. Besser, ich ließ davon soviel wie möglich stehen. Nur einmal hatte ich mir bis zu diesem Zeitpunkt etwas wirklich Exotisches geleistet, und das ging auch gleich furchtbar daneben.
    Zusammen mit meiner Freundin Ariane (für Statistiker: nicht Campis Ariane!) löste ich Anfang August '87 ein Ticket nach St. Lucia, wo wir ein Guesthouse für zwanzig Mark am
    Tag mieteten. Palmen, weißer Sand, karibische Gesichter -der komplette Bounty-Kosmos. Aber dann kam am vierten Tag ein Anruf, die Band hätte einen Termin. Nina

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