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Bis zum bitteren Ende

Bis zum bitteren Ende

Titel: Bis zum bitteren Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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jetzt doch so fremd. Das Licht war erloschen, das Lied für immer verstummt.
    Der Himmel hing jetzt wie eine körnige graue Masse wie Trideoflimmem gleich über einer burgunderfarbenen Erde. Der durchdringende metallische Blutgeruch war stärker als der Verwesungsgestank der Zombieleichen, die sich um Oscuro versammelten. Lucero konnte keine Spur von den beiden Fremden entdecken, die versucht hatten, Thayla zu retten. Sie waren entweder tot oder verschwunden.
    Der Vorsprung erstreckte sich über den bodenlosen Abgrund und reckte sich der anderen Seite entgegen. Als Lucero über die Kluft schaute und der Wind durch sie fegte wie Granatsplitter durch Papier, empfand sie wieder das Grauen, das seinen Anfang in ihrem Innersten zu nehmen schien, sich langsam in ihr ausbreitete, um sie zu überwältigen, und sie erstarren ließ, wenn sie ihre Aufmerksamkeit nicht davon losreißen konnte.
    Kreaturen bewegten sich auf der anderen Seite, wanden sich wie wulstige Maden, amorph und schwarz. Lucero konnte sie nicht richtig erkennen. Sie wollten, daß sie ihnen half. Sie mußte die Brücke vollenden, so daß sie herüberkommen und sie für ihre hervorragenden Dienste belohnen konnten.
    Ach, die Belohnungen, die sie ihr geben konnten. Freuden, die ihre wildesten Phantasien übertrafen.
    »Du wirst die Opfer einbetten, wenn sie kommen«, befahl Oscuro, und seine Worte rissen ihre Aufmerksamkeit von den Tzitzimine los. Brachen den Bann.
    Lucero konzentrierte sich auf Oscuro. Schmerzen brodelten in ihr.
    »Die Seelen unserer ergebenen metamenschlichen Schafe werden in Scharen kommen. Aber du bist ein Blutgeist, mein Sklave. Du hast das Tempo und die Fähigkeit, die Arbeit unermüdlich fortzusetzen.«
    Lucero schäumte vor Wut. Sie war seine Verbündete und mußte gehorchen. Seine Magie band sie, und sie haßte ihn für alles, was er ihr angetan hatte. Ihr Haß hüllte sie in blutfarbenes Licht, und ihr wurde rot vor Augen.
    »Und zwar so.« Oscuro ging zur Spitze des Vorsprungs. Die Seelen der Toten, die auf dem Locus abgeschlachtet wurden, tauchten hinter ihm auf. Sie waren desorientiert, verloren. Tasteten in ihrer Verwirrung hilflos umher.
    Oscuro packte eine nach der anderen und schleuderte sie gegen die Felsen an der Spitze des Vorsprungs. Eine nach der anderen versank im Fels und wurde selbst zu Stein. Die Verwandlung ging sehr schnell vonstatten, und Oscuro packte die nächste Seele und die übernächste.
    Er arbeitete immer schneller, bis die Brücke ein Stück gewachsen war und sich der anderen Seite genähert hatte, wo die Tzitzimine an ihrem eigenen Vorsprung arbeiteten, der sich mit diesem treffen sollte.
    Oscuro hielt abrupt inne. »Jetzt du«, sagte er.
    Lucero schauderte und nahm seinen Platz ein. Die andere Seite schien noch sehr weit entfernt zu sein, aber die Seelen kamen unablässig, ein endloser Strom von Leichen, um die Magie für den Brückenbau zu stärken. Lucero pflanzte sie in den Fels und sah mit an, wie sie sich verhärteten und mit dem Fels verschmolzen. Dann trat sie auf die steinigen Überreste ihrer Seelen und bewegte sich so die sich stetig verlängernde Brücke entlang.
    Schon bald würde sie weit draußen mitten über dem Abgrund sein.
    Schließlich würden sich die beiden Vorsprünge treffen.
    Lucero schauderte wieder. Was würde dann geschehen?
    Auch während die Frage in ihrem Bewußtsein Gestalt annahm, setzte sie ihre Arbeit fort. Ihr Gebieter hatte es befohlen, und sie hatte keine andere Wahl, als ihm zu gehorchen.

29
     
    Ryan fiel durch die Dunkelheit, und die warme Luft peitschte sein Gesicht und seine Hände. Das Glück hatte ihm eine klare Nacht beschert, und er konnte die Lichtpünktchen von San Marcos gute zehn Kilometer weiter südlich erkennen.
    »Status?« fragte er in das Mikrophon des Tacticoms, das an seiner Kehle angebracht war.
    Axlers Stimme ertönte zuerst. »Okay.«
    »Okay«, antwortete Grind.
    Talon meldete sich zuletzt. »Ich bin okay.«
    Ryan konnte die anderen zwar über das Tacticom hören, aber er konnte sie nicht sehen. »Zieht jetzt die Reißleine«, sagte er. »Unser Ziel sind die Lichtpunkte im Süden.«
    Das gedämpfte Geräusch sich öffnender Fallschirme drang an Ryans empfindliche Ohren, dann zog er an seiner eigenen Reißleine. Ein Knall ertönte, gefolgt von einem Rauschen, dann wurde Ryan stark abgebremst, und das Geschirr seines Fallschirms grub sich in seine Rippen und Armbeugen.
    Dhins Stimme ertönte in seinem Ohr. »Ich setze jetzt die Drohnen

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