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Bis zum bitteren Ende

Bis zum bitteren Ende

Titel: Bis zum bitteren Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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Wachen sind bereits unterwegs.«

30
     
    Lethe sah zu, wie der Ritualkreis vervollständigt wurde und der Zauber ringsumher Gestalt annahm. Seine telekinetischen Störungen waren für Meyer und die beiden anderen Magier, die mit ihm zusammenarbeiteten, nicht mehr als ein Ärgernis gewesen.
    Wenn sie Erfolg haben, dachte er, werden sowohl Billy als auch ich in Stücke gerissen und unsere Seelen in den Astralwinden zerstreut.
    Meyer hatte ein gleichseitiges Dreieck in den Ritualkreis gezeichnet. Der Elf und seine Kollegen saßen jeweils an einer Spitze. Das Ritual hatte eine Barriere an der Peripherie des Kreises gebildet, einen Manazylinder um ihn herum. Lethe konnte kaum noch den Zwergentechniker erkennen, der an der Wand lehnte und die Vorgänge gleichgültig beobachtete.
    Lethe versuchte noch einmal, Billys Arme und Beine zu bewegen, indem er seine ganze Willenskraft einsetzte. Ohne Erfolg. Es gelang ihm, den Körper aufzubäumen, aber er war mit Titanbändern an den Boden gekettet. Sie würden nirgendwohin gehen.
    »Was?« nahm er plötzlich Billys Gedanken wahr. »Was ist los?«
    Lethe beobachtete, wie das Mana sich in dem Kreis aufbaute, während die Magier ihre vereinten Kräfte sammelten. Im Astralraum wurde jeder Magier zu einem kalt glitzernden Wirbel aus Sternen, zum Zentrum einer winzigen Galaxis, zu einem Kometenhaufen.
    »Ich werde vernichtet«, sagte Lethe.
    Die Stimme des Cyberzombies klang matt und verschwommen. »Wie das?«
    »Durch eine rituelle Bannung.«
    »Das kann ich nicht zulassen.« Billy versuchte, Arme und Beine zu bewegen. Nichts. Seine Kybernetik war komplett deaktiviert worden.
    »Ich hasse es, der Überbringer schlechter Neuigkeiten zu sein«, sagte Lethe, »aber ich glaube, du wirst mit mir sterben.«
    Billy kicherte auf eine verdrehte Art und Weise, die Lethe an den alten Burnout erinnerte. »Ohne dich würde ich wieder die geistlose Tötungsmaschine werden, die ich einmal war - Burnout. Lieber wäre ich tot.«
    Lethe fand darauf keine Entgegnung. Billys Eingeständnis berührte ihn tief.
    Der rituelle Zauber steigerte sich, wuchs und wuchs. Die Magier leuchteten jetzt in einem kalten Weiß wie Sterne. Die wirbelnden Mana-Galaxien wurden immer heller, da sich die Kräfte aufbauten. Sie erinnerten Lethe an etwas, an ein regenbogenfarbenes Schimmern, das darauf hinwies, daß sich ein Tor zwischen den Ebenen öffnete.
    Ich habe diesen Tanz der Farben schon einmal gesehen.
    Lethe versuchte, seine geistigen Fühler auszustrecken und die Kraft des Locus einzusetzen, um der Gewalt des Angriffs zu widerstehen. Aber die Barriere des Ritualkreises hielt ihn zurück. Er konnte nicht das geringste von dem mächtigen Stein spüren, als ob er ausgelöscht worden sei.
    In den letzten Augenblicken vor dem Angriff verzweifelte Lethe, suchte nach etwas, an das er sich klammem konnte, nach einem Fünkchen zusätzlicher Kraft. Vielleicht konnte er ihre eigene Kraft gegen sie einsetzen.
    Keine Chance. Meyer war ein ausgezeichneter Magier, und er hatte den Zauber umsichtig gewoben.
    Es gab nichts, woran Lethe sich klammem konnte. Er war allein mit Billy, dem bevorstehenden Angriff hilflos ausgeliefert.
    »Mein Freund«, sagte er, »das ist das Ende. Ich wollte dir nur sagen, wieviel du mir bedeutest.«
    »Das Ende?« fragte Billy, dessen Stimme immer noch verschwommen klang. »Dann ist es wohl an der Zeit, Lebewohl zu sagen, mein Freund. Würdest du mir einen letzten Gefallen erweisen?«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Zeig mir Thayla noch einmal.«
    Lethe dachte an die Göttin des Lichts, die sich allein gegen die mächtige rituelle Blutmagie wehrte, an die erlesene Schönheit ihres Lieds, das gegen die eisige Stille jener ankämpfte, welche den Locus kontrollierten. Thayla, wie er sie in Erinnerung hatte, reines weißes Licht. Unverfälscht und staunenswert.
    Es gelang ihm nicht.
    Der Zauber erfüllte Lethes Gedanken mit alptraumhaften Bildern eines alles verzehrenden Feuers, während er sich gegen den Angriff wappnete, mit Erinnerungen an grauenhafte Gewalten.
    Lethe konnte Billy die Göttin nicht zeigen. Er konnte nur noch eines: »Leb wohl«, sagte er.

31
     
    »Jane, schalte diese verdammten Alarmsirenen ab.«
    Ryan versuchte das unablässige Jaulen zu ignorieren und seine Magie zu benutzen, um das laute Heulen herauszufiltern, so daß er die Stimmen oder Schritte sich nähernder Wachen würde ausmachen können. Es gelang ihm nicht. Die lauten Sirenen hallten in seinem Kopf, und er konnte nichts

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