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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Gedenkgottesdienst abgehalten. Bücher wurden über sie geschrieben, es gibt Filme über sie, es gibt Lieder:
    Some they came from London,
And some came from New York,
But the boys that beat the Black and Tans
Were the boys from the County Cork.
    Selbst heute noch kann man an diesem Küstenstrich völlig normale irische Jugendliche treffen, die, auf den Osteraufstand angesprochen, sagen: »Ja, die Jungs haben tapfer gekämpft.« Als wäre das alles erst gestern gewesen. Als wäre immer alles erst gestern gewesen.
    Die zerklüftete Küste im Westen von Cork, die Heimat der Jungs, die die Black and Tans geschlagen hatten, war genau die richtige Stelle für einen Erzterroristen, um nachts in der Finsternis anzulanden – nach einer langen Reise und mit Mordgelüsten im Herzen, um einen Gegner seines Volks zu töten. Der »Big Fella« wäre sehr stolz auf Ravi Rashud gewesen.
    Um 5.20 Uhr umrundete er Streek Head. Das Funkfeuer rechts, das vor einem Felsen warnte, war noch gut zu erkennen. Noch war es dunkel. Aber im Osten setzte bereits die Morgendämmerung ein.
    Vor sich, im eineinhalb Kilometer langen Hafen von Crookhaven, konnte der Hamas-General mehr festgemachte Jachten erkennen, als ihm lieb war. Es mussten mindestens ein Dutzend sein. Auf keiner von ihnen brannte Licht, von den schlafenden Mannschaften war nichts zu sehen und nichts zu hören. Gelegentlich war das leise Klappern lose befestigter Fallen zu hören, kaum hörbar zerrten die Jachten im leichten Wind an ihren Tauen.
    Ravi nahm Gas weg und reduzierte so weit die Geschwindigkeit, dass er im Leerlauf nur noch vor sich hintrieb. So weit er sagen konnte, hielt sich niemand an Deck auf, niemand beobachtete ihn, niemand stand am Ufer. Irland ist nicht unbedingt für seine Frühaufsteher berühmt, Crookhaven konnte nicht mit den Hafenstädten in den USA konkurrieren, wo bereits im ersten fahlen Schein der Morgendämmerung immer alle auf zu sein scheinen, lautstark ihre Boote beladen, entladen, Taue lösen, Segel hissen, kaufen, verkaufen, Kaffee trinken, lachen und Geschäftchen abschließen.
    Der verschlafene Westen von Cork war der ideale Ort für einen Killer, um an Europas westlichstem Außenposten an Land zu gehen. Langsam fuhr Ravi weiter und schlängelte sich zwischen den Jachten hindurch, er hatte es auf einen kleinen Strandabschnitt am Rand des Dorfes abgesehen. Da er im tiefen Hafenbecken kaum mit Sandbänken zu rechnen hatte, hielt er unbekümmert aufs Ufer zu, stellte den Motor aus und ließ das Schlauchboot auflaufen.
    Er packte die Fangleine, sprang aufs trockene Land und zog das Boot hinter sich hoch; warf seine Tasche in den Sand, zog Schuhe, Socken, Hose, T-Shirt und Jacke aus und trat, nur noch mit Boxershorts bekleidet, ins kalte Wasser. Er beugte sich übers Schandeck, ließ wieder den Motor an, drehte das Boot um, sodass es in Richtung Hafen zeigte, und ergriff den kleinen Zeitzünder, der, von mehreren dünnen Drähten gehalten, auf dem Deck befestigt war.
    Er stellte den Zünder auf 60 Sekunden, drückte auf einen kleinen Knopf seitlich am Kasten und betätigte leicht den Gashebel des Yamaha-Außenborders. Dann ließ er das Boot los, das mit etwa acht Knoten zum Streek Head hinaustuckerte. Ravi watete an Land und zog sich an.
    Noch bevor er seine Jacke angelegt hatte, erklang vom Wasser der dumpfe Knall einer kleinen Explosion. Sofort begann das Schlauchboot zu sinken. Die präzise Detonation hatte in den Boden ein eineinhalb Meter großes Loch gerissen. Ravi hatte sich im U-Boot persönlich darum gekümmert. Nach 15 Sekunden war das Schlauchboot in den 20 Meter tiefen Gewässern des äußeren Hafens versunken.
    Es war noch vor sechs Uhr. Ravi ließ den Blick schweifen. Niemand zu sehen. Und auch von den Jachten her war nichts zu hören. Ausgezeichnet. Ich bin in Irland gelandet, und keiner weiß es.
    Aber damit irrte er.
    Auf dem Vordeck der 54 Fuß langen, in Amerika gebauten Schaluppe Yonder stand Bill Stannard, Skipper und Rudergänger in einem. Er hatte die Nacht an Deck verbracht, nachdem der Besuch im Crookhaven Inn gleich neben dem Segelclub zu einem Saufgelage ausgeartet war. Jetzt in den frühen Morgenstunden war er vollkommen durchgefroren und litt an den Symptomen eines gewaltigen Katers.
    Bill, 38 Jahre alt, hatte die Yonder mit nur zwei weiteren Besatzungsmitgliedern von Rockport, Maine, über den Atlantik gesegelt. Er wollte sich in zwei Tagen in Crookhaven mit dem Schiffseigner, einem Mitglied der Bostoner

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