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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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das einsame Herz der Grünen Insel. Städte wurden kaum überquert. Nach dem Lough Derg führte ihre Route nur noch über den endlosen grünen Flickenteppich der irischen Felder.
    Nach vielleicht zehn Minuten Schlaf wurde Shakira durch die Stimme des Kapitäns geweckt, der mitteilte, dass er mit dem Landeanflug auf Dublin beginne. Acht Minuten später waren sie auf dem Boden. Shakira spürte, wie sie nervös wurde.
    Als Passagier der ersten Klasse gehörte sie zu den Ersten, die die Maschine verließen. Schnellen Schritts eilte sie zur Passkontrolle. Die beiden Beamten vermittelten den Eindruck, als könnten sie sich zu dieser späten Stunde weiß Gott etwas Besseres vorstellen, als hier zu hocken.
    Sie reichte ihnen Maureen Carsons perfekt gefälschten Pass. Der Beamte schlug ihn auf und verpasste einer Seite einen großen Einreisestempel. Er sah sie an, lächelte breit und sagte: »Willkommen in Irland. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.« Shakira fragte sich, ob er das jedem sagte, und kam zu dem Schluss, dass dem wohl so sein müsse. Wie immer versuchte sie nicht daran zu denken, dass diese Menschen zum Großen Satan gehörten.
    Bei der Gepäckausgabe war nicht viel los, sie schritt durch den Ausgang mit dem grünen Nichts-zu-verzollen-Schild, wo niemand sie kontrollierte. Was ihr seltsam erschien, allerdings war sie mit der unbestechlichen irischen Logik nicht vertraut, die besagte: Warum sollen wir dort ein paar Zöllner hinstellen, wenn doch eh keiner was zu verzollen hat?
    Shakira stieg in ein Taxi und bat den Fahrer, sie zum Shelbourne Hotel zu bringen. Als sie eine halbe Stunde später am St. Stephen’s Green ankam, wurde ihr bewusst, dass sie keine einheimische Währung besaß. Keine Euro. »Oh, das tut mir leid«, sagte sie. »Warten Sie bitte, ich nehme an, das Hotel kann mir meine Dollar umtauschen.«
    »Ach Gott«, sagte er. »Machen Sie sich mal keine Sorgen. Ich nehme auch Ihre Dollar – es macht 28 Euro. Der Euro steht so bei einsfünfzig. Sagen wir also 42 Dollar.«
    Shakira gab ihm einen 50-Dollar-Schein. »Behalten Sie den Rest. Vielen Dank.«
    »Ach, wie christlich von Ihnen«, erwiderte er in seinem irischen Idiom und grinste breit, erfreut über sein Trinkgeld, ohne zu wissen, wie falsch er mit seiner Aussage lag.
    Der Gepäckträger nahm ihre Tasche, und sie checkte ein. Das Shelbourne war ein durch und durch irisches Hotel, seine Bars gehörten seit Generationen zu den beliebtesten Tränken der Dubliner Gelehrten, Dichter und Geschäftsleute. Mit solchem Unsinn wie Pässen gab man sich dort nicht ab, schon gar nicht bei amerikanischen Gästen. Shakira wurde kein einziges Mal um ihren gebeten.
    »Nur mal schnell Ihre American-Express-Karte durchgezogen, das war’s auch schon«, sagte der Mitarbeiter an der Rezeption. »Niall dort drüben wird Ihr Gepäck hochbringen, Zimmer 250. Genießen Sie Ihren Aufenthalt. Und wenn Sie was brauchen, rufen Sie einfach an.«
    Nein, es konnte nicht möglich sein. Diese fröhlichen, gastfreundlichen Leute konnten nicht mit dem Großen Satan und seiner Gier nach der Weltherrschaft in Verbindung stehen. Sie würde Ravi und seinen Männern verbieten, jemals einem Iren Schaden zuzufügen.
    Sie packte ihren Koffer aus und hängte einige Sachen auf. Dann nahm sie ein ausgiebiges Bad und legte sich dankbar ins Bett. Sie hatte wenig Schlaf gefunden, seit Montagmorgen hatte sie kein Bett mehr zu Gesicht bekommen. Und jetzt war es Dienstag, Mitternacht.
    Sie entspannte sich auf dem Kissen und rechnete nach, dass es in Brockhurst, Virginia, so gegen 19 Uhr sein musste. Wahrscheinlich vermissen sie mich mittlerweile, dachte sie. Aber ich glaube nicht, dass sie mich mit dem Tod von Matt Barker in Zusammenhang bringen.
    Wie die des Taxifahrers war auch dies eine erstaunliche Fehleinschätzung.
     
     
    19.00 Uhr, am gleichen Tag
Bowler’s Wharf, Virginia
     
    Vier Streifenwagen standen an der Main Street des kleinen Dorfes am Ufer des Rappahannock. Haus für Haus klopften die Beamten an die Türen, fragten erst, ob eine Mrs. Jean Leno zu Hause sei, und dann, ob überhaupt jemand in seinem Leben schon mal etwas von einer Jean Leno gehört habe.
    Die Antworten fielen allesamt negativ aus. Jim Caborns Entscheidung, bei der Wette mit Joe Segel keine fünf Dollar zu riskieren, erwies sich als richtig. Die zweite Frage der Beamten lautete, ob denn eine sehr attraktive Frau Ende 20 mit dem Namen Carla Martin in den letzten Wochen hier gelebt habe und

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