Bis zum bitteren Tod (German Edition)
zu weit entfernt waren, um von ihnen jeden Tag zur Arbeit zu fahren.
Es gab Hinweise, denen man folgen konnte, aber Joes über die Jahre geschärfte Intuition sagte ihm, dass sie sich noch nicht auf der richtigen Spur befanden. So lange zumindest, bis das Telefon klingelte und Mrs. Emily Gallagher ihn persönlich zu sprechen wünschte und ihm mitteilte, sie würde ihn gern bei sich zu Hause empfangen, um ihm etwas über den Mord an Matt Barker zu erzählen.
Mrs. Gallagher genoss in der Gegend, in der ihre Familie schon seit langem lebte, großen Respekt. Natürlich wussten viele, dass ihre Tochter mit einem der wichtigsten Männer Amerikas verheiratet war. Joe Segel erfüllte es daher mit einigem Stolz, dass sie ihn angerufen hatte. Er bat einen aus seiner Mannschaft, ihn umgehend zu ihr zu fahren und auf ihn zu warten.
Mrs. Gallagher hatte, als er eintraf, sich so weit wieder hergerichtet, dass sie ihn in aller Schicklichkeit empfangen konnte, nachdem sie eine Stunde zuvor von Charlie fast in den Rappahannock gezogen worden war. Sie hatte Kaffee zubereitet und sprach mit Joe über das hübsche, dunkelhaarige Mädchen, das so plötzlich auch aus ihrem Leben verschwunden war.
Der Detective lauschte hochinteressiert. Es wurde schnell klar, dass Mrs. Gallagher mehr über Carla Martin wusste als jeder andere, mit dem er sonst gesprochen hatte. Admiral Morgans Schwiegermutter erinnerte sich an eine Unterhaltung, in der Carla ihr »Apartment« und einen »Hauswart« erwähnt hatte.
Außerdem hatte sie den Eindruck, dass Carla entweder Ausländerin sei oder lange Zeit im Ausland verbracht habe. Sie hatte den kleinen sprachlichen Lapsus nicht vergessen, ich geh mit ihm zu dem Fluss . Ein Lapsus, der möglicherweise auf eine Ausländerin hindeutete. Joe Segel gefiel das.
Außerdem erinnerte sich Emily, Carla einmal gefragt zu haben, was sie an diesem schönen Tag so gemacht habe, worauf sie antwortete, sie habe nur auf ihrem Balkon gesessen und einige Zeitschriften gelesen. Apartment, Hauswart, Balkon. Wichtige Beobachtungen, nicht weil sie auf etwas Bestimmtes verwiesen, sondern weil damit so vieles ausgeschlossen werden konnte.
Der wichtigste Punkt allerdings betraf ihr Gespräch mit Carla in der Bar etwa eine Stunde vor dem Mord. »Dieser Matt Barker hat Carla belästigt«, sagte sie. »Ich hab ihn gesehen, und ich hab ihn gehört. Ich hab ihr gesagt, sie soll sich vorsehen, er war überhaupt nicht der Typ, mit dem sie sich einlassen sollte.«
»Sagen Sie das nicht, Emily«, unterbrach Joe sie. »Er war erfolgreich, man mochte ihn. Und er fuhr einen Porsche.«
»Er hatte aber auch etwas Hartes an sich, was überhaupt nicht zu meiner Freundin Carla passte«, erwiderte sie. »Ich hoffe nur, dass sich das alles bald aufklärt und sie zurückkommen kann, um mir mit Charlie und Kipper zu helfen.«
»Wer ist Kipper?«, fragte Joe.
»Ach, der Spaniel meiner Tochter. Sie und Arnold fliegen für drei Wochen nach Europa, und ich muss auf den Hund aufpassen.«
Joe lächelte. Er mochte Mrs. Gallagher und hakte noch einmal nach: »Sie haben wirklich nicht die geringste Ahnung, wo sie gewohnt hat?«
»Absolut nicht. Aber es kann nicht weit weg gewesen sein. Sie war immer pünktlich, und ich nehme an, sie hat den Wagen auf dem Hotelparkplatz gelassen. Ich hab ihn nie gesehen. Nicht hier. Sie ist immer zu Fuß gekommen.«
Die Sache wurde in den Augen von Joe immer mysteriöser. Mrs. Gallagher hätte bei der Polizei arbeiten sollen. Er war ihr dankbar und fragte sich, wie überrascht sie wirklich war, dass Carla sie wortlos verlassen hatte.
Mittag, Mittwoch, 4. Juli
National Security Agency
Fort Meade, Maryland
Lt. Commander Jimmy Ramshawe hatte Dienst. Sein Boss, der Direktor Admiral George Morris, war seit dem vergangenen Wochenende fort und besuchte seinen Sohn in New York. Er würde erst am darauffolgenden Morgen zurückkehren.
Damit war Jimmy am Ruder. Die Agency hatte zwar noch unzählige weitere hochrangige Beamte, Kommandeure, Captains, Admiräle, Colonels und Brigadegeneräle, aber Ramshawe fand Gehör bei den Mächtigen. Jeder wusste das. An Ansehen rangierte er weit über seinem offiziellen Status als Assistent von Admiral Morris, was in nicht geringer Weise auf seine Freundschaft mit Big Man zurückzuführen war.
Alle hielten ihn bereitwillig und ohne jeglichen Groll auf dem Laufenden. Admiral Morris vertraute ihm vorbehaltlos. Hatte man etwas, was schnell zu erledigen war, egal in welcher
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