Bis zum bitteren Tod (German Edition)
gebraucht wurde. Hätte auch so ein verdammter Eskimo sein können. Ramshawe, Sie werden paranoid.«
»Es ist mein Job, paranoid zu sein.«
»Jimmy, im Moment gibt es keinerlei Verbindung zwischen dieser Barfrau und dem Mord, außer dass sie und der Tote kurz nacheinander das Hotel verlassen haben. Aber sagen wir, sie hat ihn umgebracht, ein Unfall, von mir aus – und was dann? Sie hat nicht Kathys Mum getötet, oder? Und sie ist deswegen auch nicht nach Brockhurst gezogen, oder?«
»Warum ist sie dann nach Brockhurst gezogen?«
»Das weiß nur Gott, alter Kumpel. Für mich ist das alles ein wenig weit hergeholt. Zufälle. Unzusammenhängende Fakten.«
»Wie auch immer, Arnie, der eigentliche Grund für meinen Anruf war, Sie zu fragen, ob Sie was dagegen haben, wenn Jane und ich Mrs. Gallagher besuchen, wenn wir morgen in der Gegend sind.«
»Natürlich wäre das nett. Aber was um alles in der Welt macht ihr beiden dort?«
»Ach, Jane hat da unten in der Flussmündung so ein Kunstprojekt, sie trifft sich dort mit anderen Studenten im Sumpf.«
»Ja, ja«, sagte Arnold und legte auf.
Jimmy kicherte. »Durchtriebener alter Mistkerl«, murmelte er. »Aber da ist er mir ein wenig zu voreilig. Ich bin damit noch nicht fertig. Noch lange nicht.«
Der Abend in der australischen Botschaft verlief im gewöhnlichen Luxus. Der weiß befrackte Butler servierte Jane und ihrem Verlobten das Abendessen, als wäre Jimmy der Botschafter persönlich. Am folgenden Morgen brachen sie um acht Uhr auf, fuhren auf der Interstate 95 nach Fredericksburg, dann zur Route 17, die dem Rappahannock River bis hinunter zu seiner Mündung und zur Kleinstadt Brockhurst folgte.
Jimmy parkte seinen Jaguar hinter dem Estuary Hotel, keine 25 Meter von der Stelle entfernt, an der jemand Matt Barker einen arabischen Dolch ins Herz gestoßen hatte. An der Mauer und auf dem Betonboden waren noch Blutflecken zu erkennen. Sie traten durch die Hintertür ins Hotel und fragten, ob sie fürs Frühstück bereits zu spät dran seien. Der Direktor lächelte nur und sagte: »Gehen Sie nur zum Speisesaal durch, wir kümmern uns dann um Sie.«
Es war fast elf Uhr, als Jimmy Eier, Schinken, Würstchen und Toast bestellte. Jane entschied sich für Getreideflocken, Joghurt und frischen Obstsalat. Sie saßen in trauter Stille, bis Jimmy schließlich aufstand, ins Hotelfoyer ging und den Direktor ansprach.
»Sir, sind Sie Mr. Jim Caborn?«
»Das bin ich.«
Jimmy reichte ihm die Hand und sagte dann leise: »Ich bin Lt. Commander Ramshawe, National Security Agency. Wenn Sie etwas Zeit haben, würde es mich freuen, wenn Sie sich zu uns in den Speisesaal setzen könnten. Ich würde mit Ihnen gern über ein paar Dinge reden.«
Der Hoteldirektor wirkte aufrichtig beeindruckt, als Amerikas geheimster Geheimdienst erwähnt wurde. »Ja, sicherlich, Commander. Komme sofort.« Jimmy kehrte zu Jane zurück, gleich darauf erschien Caborn, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu ihnen. Er schenkte sich einen Kaffee ein.
»Ich hole neuen, wenn wir noch welchen brauchen«, sagte er und reichte Jane Peacock mit aller Galanterie, die Hoteldirektoren eigen ist, die Hand. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte er.
Sie schüttelte ihm die Hand und erwiderte im unverkennbaren Idiom einer wahren Australierin: »Guten Morgen, Jim. Hübschen kleinen Laden haben Sie hier.«
Der Hoteldirektor grinste nur. »Also, was macht ein hochrangiger junger Beamter der National Security Agency hier – aber ich kann’s mir zusammenreimen. Es geht um Carla, nicht wahr?«
»Natürlich«, erwiderte Jimmy. »Und ich bitte Sie, meine Fragen sehr sorgfältig zu beantworten.« Er fasste in seine Tasche und holte seinen Ausweis heraus, der ihm Tag und Nacht Zutritt zum innersten Heiligtum des militärischen Nachrichtendienstes der USA verschaffte.
Jim Caborn warf nur einen flüchtigen Blick darauf und reichte ihn zurück. »Das brauche ich nicht«, sagte er. »Wenn man eines hier im Hotel lernt, dann, dass man sofort erkennt, wenn jemand echt ist. Ich hab es Ihnen sofort angesehen.«
»Hatten Sie dieses Gefühl auch bei Carla Martin?«, fragte der Commander.
»Na ja, sie hatte einen amerikanischen Pass und Empfehlungsschreiben. Aber irgendwas war an ihr – irgendwie war sie mir ein Rätsel. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich nichts über sie weiß.«
»Hatten Sie den Eindruck, sie könnte eine Ausländerin sein?«
»Nicht bewusst. Aber nachdem Sie das jetzt erwähnen –
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