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Bis zum Hals (T-FLAC) (German Edition)

Bis zum Hals (T-FLAC) (German Edition)

Titel: Bis zum Hals (T-FLAC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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ihr Gehirn nach einem Gebet. Irgendein Gebet. Wenn ich mich zu Bette lege…
    Nein! Nicht das. Heilige Maria … und dann irgendwie weiter. Sie war nicht katholisch. O Gott, sie hätte häufiger zur Kirche gehen sollen. Und Menschenskind, jetzt war eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt für gotteslästerliche Gedanken.
    Mit Fingern, die vom festen Griff um die Lehne des Stuhles mittlerweile völlig gefühllos waren, hing ihr Blick gebannt an den Pranken des Piraten, der am Steuerrad stand. Die unheimliche Hintergrundbeleuchtung durch die roten Lichter auf der Instrumententafel, diese winzig kleinen, roten Lämpchen waren das Einzige, was verhinderte, dass sie die Fassung verlor.
    Sie hasste die Dunkelheit. Sie hasste, hasste, hasste sie.
    Auch von Achterbahnen hielt sie nicht viel, und dies hier war ungefähr siebenhundertfünfundfünfzigmal schlimmer. Die beiden Sachen zusammen waren jedenfalls ziemlich heavy und bewiesen, dass Gott wohl doch eine makabere Art von Humor besaß. Eigentlich hatte sie doch keine Lust zu beten. Das Boot stürzte mit der Wucht eines zehn Tonnen schweren Betonmischers, der gegen eine Mauer aus Granit fährt, in ein Wellental. Jeder einzelne Knochen in ihrem Körper wurde durchgeschüttelt.
    Himmel, wie lange konnte das Boot des Piraten so einem Gemetzel standhalten? Ihr Gehirn kramte jeden Katastrophen Film hervor, den sie je gesehen hatte und der auf dem Meer spielte. Titanic. The Abyss. Die Tiefe. Der weiße Hai … Lieber Gott! Der Sturm …
    Es gab da immer noch ein paar Dinge in ihrem Leben, die sie tun wollte. Auf Anhieb fiel ihr zwar gerade nichts davon ein - aber ganz oben auf ihrer Liste stand der Wunsch, in ihrem eigenen Bett in Chicago zu sterben. Trocken. In einem gesegneten Alter.
    Der Lärm war ohrenbetäubend. Flüssige Blitze schlugen gegen den Schiffsrumpf. Wieder und wieder. Unaufhörlich und erbarmungslos knirschte und krachte verbogenes Holz. Wie mit riesigen Fäusten trommelte der Regen auf das Dach des Ruderhauses. Das tiefe Dröhnen des Motors unter ihren Füßen war eher zu spüren denn zu hören und klang wie der Todeskampf eines urtümlichen Tieres.
    Mit der nächsten Woge hob sich Tallys Magen wieder und hinterließ ein schreckliches Gefühl, als würde sie schweben, um im nächsten Augenblick abermals in ein Wellental zu donnern, sodass all ihre inneren Organe tausend Kilo zu wiegen schienen.
    Trotz all des Schreckens erregte sie doch auch die Macht des Sturms. Es war eine surreale Erfahrung, bei der ihr pochendes Herz und der rasende Puls perfekt zu dem wilden Schlag des Wassers unter dem Boot und dem Trommeln des Regens von oben passten.
    Es gab keinen Zweifel daran, dass ihr Schicksal besiegelt war.
    Tally tat das, was sie immer tat, wenn sie keinen Ausweg mehr wusste.
    Sie sang.
    Laut. Fröhlich. Herausfordernd.
    » Die Sonne wird kommen morgen……”
    Wenn der Mann, der den Elementen trotzte, sie hörte, ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Sie sang das Lied zu Ende, das sie aus dem Musical Annie kannte, dann begann sie mit dem Phantom der Oper.
    Tally sang, um ihre Angst in Schach zu halten.
    Sie sang, um dem Sturm zu trotzen.
    Sie sang, damit Gott auch wirklich wusste, wo sie war, denn sie konnte sich an kein einziges, dem Augenblick angemessenes Gebet erinnern.
    Und die ganze Zeit hoffte sie aus tiefster Seele, dass ihm diese Musical-Melodien gefielen.
    Er hätte sie ertrinken lassen sollen…
    Tally Cruise besaß die schrecklichste Stimme, die Michael je gehört hatte, und er hatte schon einige mehr als schräge Vögel in asiatischen KaraokeBars erleben dürfen. Glücklicherweise ging das meiste in der Gewalt des Sturmes und dem Krachen der Wogen unter. Er ignorierte sie genauso, wie er das Trommeln seines Herzens nicht beachtete, und redete sich ein, dass es der Kampf gegen seinen Feind, die See, war, der das Blut durch seinen Körper rasen und seine Handflächen nass werden ließ.
    Die Erschütterungen kletterten seine Arme hoch und verwandelten seine Muskeln in stählerne Stränge, die deutlich hervortraten. Michael ignorierte den Schmerz in seinen Beinen, weil er um sein Gleichgewicht ringen und gegen das Stechen in seinem Auge anblinzeln musste, das halb blind von Schweiß war. Der verfluchte Ozean kämpfte um die Gewalt über das Schiff. Ein weniger gut ausgerüstetes Boot hätte nie so lange standgehalten. Danke, Jake! Die Finger mit dem Steuerrad verschweißt, machte Michael weiter.
    Auf keinen Fall würde er sich in dieses verdammte,

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