Bis zum Hals (T-FLAC) (German Edition)
im letzten Jahr. Er zählte die Minuten, bis er endlich etwas in die Luft jagen konnte, um das Adrenalin loszuwerden, das sich in seinem Körper angesammelt hatte.
»Nein. Gott sei Dank!«
Selbstverständlich wusste er die Antwort, bevor er sie erhielt. Letzte Nacht waren sie beide wach geblieben. Um aufzupassen, dass es keine weiteren Eindringlinge gab, hatte Michael seine Tür offen gelassen. Denn die winzigen Verriegelungen waren nutzlos. Tallys Lichter brannten die ganze Nacht über. Er hatte draußen auf der dunklen Veranda gesessen und Wache gehalten. Ab und zu war er eingenickt. Den leichten Schlaf hatte er sich antrainiert. Sie dagegen hatte überhaupt nicht geschlafen.
Das zeigten die Ringe unter ihren hübschen Augen.
Ein Glück, dass dieser Einsatz morgen vorbei war. Er musste bald beendet sein, denn allmählich begann Trevor Churchs Tochter eine gefährliche Faszination auf ihn auszuüben.
Trotz des Schlafmangels fühlte er sich energiegeladen. Erregt. Zum Teufel!
Geil.
Michael war sich sicher, ihre Devise kein Sex mit nur ein wenig Überredung ändern zu können. Jedes Mal, wenn die reizende Miss Cruise ihn anschaute, sah er das Verlangen in ihrem Blick. Sie hatte es auch nicht geleugnet, was seine Sehnsucht nach ihr nur noch steigerte. Er könnte diesen hauchdünnen Panzer ihres Widerstands innerhalb eines Herzschlags durchbrechen.
Jemine, das sollte er wirklich tun! Seinen Plänen gemäß musste sie ihm vertrauen, sich auf ihn verlassen. Wenn es hart auf hart ging, wollte er, dass sie sich gegen Church für ihn entschied, um es dem Kerl dann unter die Nase zu reiben.
Der Gedanke an die sanfte Schwellung ihrer Brüste in diesem jungfräulichen Pyjama ließ ihn hart werden.
Verdammt noch mal!
Michael prahlte nicht mit seiner Manneskraft. Er war weit gereist und besaß beträchtliche sexuelle Erfahrungen. Dieses Kapitel betrieb er wie ein Hobby. Ein recht großer Teil seiner Forschungen war übrigens auch psychischer Natur gewesen. Mehrere seiner Lehrmeister hatten sich im Osten weitergebildet, und obwohl es gewisse Standards gab, war es einfach unglaublich, was jemand mit dem richtigen Wissen alles anstellen konnte. Nun, Michael kannte sich mit Frauenkörpern aus. Gut sogar.
Er würde seine gesammelten Fachkenntnisse eingesetzt haben, um Churchs Tochter in sein Bett zu bekommen.
Aber zur Hölle, sie hatte den ersten Schritt getan.
Was sehr gut zu seinen neu entwickelten Plänen passte.
Außer dass sie eigentlich gar nicht sein Typ war. Er zog Frauen mit ein bisschen mehr Fleisch auf den Knochen vor. Ihm gefielen Rothaarige besser als Dunkelhaarige. Er mochte lieber dunkle Augen als helle … aber da war eine Sache, die ihn wirklich beeindruckte - sie machte ihm nichts vor. Sex war das Heilmittel gegen ihre Angst gewesen. Sie gestand, dass es ihr gut getan hatte. Tally brauchte kein Heilmittel mehr. Ende der Geschichte. Da gab es kein Vorgaukeln, verschämtes Getue, keine Ausflüchte.
Sie war geradlinig und würde hilflos sein, wenn er, den Anstand beiseite lassend, seine ganze Erfahrung einsetzen würde, um sie zu verführen.
In all seinen Überlegungen war Beherrschung das entscheidende Wort für Michael. Beherrschung und Geduld. Er hatte Beherrschung bewiesen, indem er nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus nicht sofort nach Paradise Island zurückgekehrt war. Keinesfalls wollte er unvorbereitet zurückkommen. Mit Hilfe seiner unendlichen Geduld beobachtete er seine Beute, kundschaftete die Insel aus und ging immer wieder sorgfältig alles durch, was genau er machen würde und wie.
»Hier oder dort entlang«, fragte sie und wies mit der Hand in die jeweilige Richtung.
»Dort.«
Tally Cruises Auftauchen hatte die Sache reizvoller gemacht. Unglücklicherweise war sie nahe daran, ihn völlig umzuhauen. In dem Augenblick, als ihr heißer, gieriger Mund ihn willkommen geheißen hatte, war Michael alles, was er je über Beherrschung gewusst hatte, entschwunden.
Innerhalb weniger Tage war es ihr gelungen, ihm unter die Haut zu gehen. Wer, zum Teufel, beherrschte hier eigentlich die Situation? Sein Verstand oder sein Penis?
Sie verließen den Trampelpfad und betraten das sanft gewellte, erstarrte Lavafeld.
»Das muss das berühmte Loch sein, von dem Auntie erzählte und aus dem bei Flut das Wasser fontänenartig hochspritzt. « Tally wies mit dem Kopf auf eine Öffnung im Feld.
Unbeeindruckt - es war gerade nicht Flut - betrachtete Michael das Gelände, während sie dahinstapften.
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