Bis zum Hals (T-FLAC) (German Edition)
Hinter ihnen fiel der Hang weitläufig zum Strand und Hafen ab. Das waren die Regionen, die ihn mehr interessierten als die Berge.
Und doch bestand die, allerdings nur geringe, Möglichkeit, dass sich das, nach dem er suchte, hier oben befand. Unwahrscheinlich, aber nicht gänzlich von der Hand zu weisen.
»So, Miss Tally Cruise. Meine Lebensgeschichte ist jetzt wie ein offenes Buch. Erzähl mir von dir. «
Das Lavagestein strahlte Hitze ab. Auch Michael trug feste Stiefel. Ohne Socken. Er hatte sich auch nicht die Mühe gemacht, ein Hemd überzustreifen, und die sanfte Brise, die den Schweiß auf seiner Haut trocknete, fühlte sich wundervoll an. »Fang mit deinem Namen an. Wie bist du an einen Namen wie Tallulah geraten? «
Ihre Blicke trafen sich, und Michael freute sich über das Gefühl der Lust, das ihn durchfuhr. »Wenn man eine zusammengefasste, zensierte Version ein offenes Buch nennen möchte«, beschwerte sich Tally. Ihre Pupillen weiteten sich, aber den Blickkontakt hielt sie trotzdem mehrere Sekunden. »Okay, dann bin ich an der Reihe. Ich wurde in London, im Haus einer Freundin meiner Mutter geboren, und sie gab mir den Namen. «
Braves Mädchen, komm in meine Höhle, dachte Michael. »Deine Mutter oder ihre Freundin?«
»Ihre Freundin. Für meine Mutter war es keine leichte Geburt. Sie hat danach eine Weile … abgeschaltet«, berichtete Tally. Ungefähr für ein Jahr. »Als sie zurückkam, hatte Tante May mich auf Tallulah Greta getauft. « Sie lachte. »Du kannst dir vorstellen, wie mir das in der Schule geholfen hat.«
»Von wo kam sie zurück? «
»Zurück 一 ach ja, ein paar Tage nach meiner Geburt flog sie nach Tokio, um sich dort mit Trevor zu treffen. Sie mussten sich schließlich um die Geburtsurkunde und all die anderen Formalitäten kümmern. Damit wollte sie nicht bis in alle Ewigkeit warten. «
»Nicht mal ein paar Tage? Oder waren es Wochen? «
»Ein Jahr trifft es eher. «
»Deine Mutter ließ ein Neugeborenes ein Jahr lang bei einer Freundin? «
»Tante May war eine sehr gute Freundin«, erklärte Tally, während sie sich eifrig umschaute. »Sollen wir hier lang gehen? Es sieht kürzer aus. «
»Klar. «
»Meine Mutter ist kein sehr mütterlicher Typ. Aber das kann man ihr nicht vorwerfen. Man hat sich aufmerksam um mich gekümmert, während sie weg war. Sie hat dafür gesorgt, dass ich von allem das Beste hatte. Aber ihre wahre Leidenschaft hieß Trevor. Sie war von meinem Vater besessen. Wenn er pfiff, kam sie. «
»Was ist mit dir? Hat er bei dir auch gepfiffen, damit du kommst? «
»Ab und zu. Er wollte mich treffen, sehen, wie ich mich machte. Zumindest behauptet meine Mutter das. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob das stimmte. Er war nicht besonders begeistert davon, wie ich mich äußerlich entwickelte. «
»Warum nicht?«
»Bev ist atemberaubend schön. Sie arbeitete als Model- wenn sie wollte, könnte sie das heute noch tun. Auch Trevor sieht gut aus. Wie ein Filmstar.«
Michael drehte sich um, um sie anzuschauen. »Ist mir irgendetwas entgangen? «
»Ich habe nichts von beiden. Bev behauptet immer, ihr einziges Kind sei ein Wechselbalg. «
»Himmel, du wirkst erstaunlich normal für eine Frau mit solch oberflächlichen, selbstsüchtigen Eltern. «
Tally lachte. »Bev würde mit Freuden die Therapiekosten übernehmen, wenn ich sie bräuchte. Glücklicherweise stehe ich mit beiden Beinen fest auf der Erde. «
»Außer dass du im Dunkeln Angst hast. « Mit einem Finger strich er ihr das Haar hinters Ohr. »Bist du regelmäßig zur Schule gegangen? «
»Meist in Internate 一 wie gesagt in mehrere. Sie konnte mich nicht immer bei Freunden lassen, egal, was für gute Freunde es waren. «
»Wo ist deine Mutter jetzt? «
»In Kenia. Sie nimmt an einer Safari teil. Wir haben keinen regelmäßigen Kontakt. Aber gelegentlich ruft sie mich an oder schickt mir eine E-Mail. Per E-Mail kann ich sie erreichen, wenn ich will. Natürlich heißt das nicht, dass sie antwortet. Doch - wir reden mindestens ein paar Mal im Jahr miteinander. «
»Lieber Himmel, so eine Art Beziehung kann ich mir mit meiner Familie gar nicht vorstellen. Meine Mutter starb, als ich noch ziemlich jung war; aber mein Vater und ich stehen uns nahe, und genauso ist es mit meinen Brüdern und meiner Schwester. Meine Großmutter übernahm es, uns großzuziehen. Wie ich diese alte Streitaxt vermisse! Sie war wie eine eiserne Faust in einem Samthandschuh … Hast du das Bild in der Kajüte
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