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Bis zum Hals

Bis zum Hals

Titel: Bis zum Hals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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draufgesprungen, aber die Tatortspuren haben das eigentlich sofort ausgeschlossen.«
    Kaum raus und schon tot. Da hatte sich jemand fünf lange Jahre auf diesen Typen hier gefreut.
    »Sie hatten recht«, meinte Menden, trat heran und hielt mir sein Handy-Display mit einem erkennungsdienstlichen Foto unter die Nase. »Fred Fuhrmann, 44, sechs Vorstrafen, vorgestern auf freien Fuß gesetzt nach Verbüßung einer fünfeinhalbjährigen Haftstrafe wegen Bandenkriminalität in Zusammenhang mit der Düsseldorfer Abteilung der Hell’s Angels.« Er ging rüber zur Leiche, verglich das entstellte Gesicht mit dem auf seinem Display und wirkte ganz zufrieden.
    »Ich dachte, die Hell’s Angels wären aufgelöst?«
    Ich sah den Doktor an und fragte mich, ob er das ernst meinte. Es schien so.
    »Man hat ihnen den Status eines eingetragenen Vereins aberkannt«, bestätigte ich. »Das hat sie natürlich bis ins Mark erschüttert, doch abgesehen davon, kann man die Angels nicht ›auflösen‹.«
    »Wir haben sie als kriminelle Vereinigung verboten«, mischte sich Menden mit einigem Nachdruck ein.
    »Scheißegal. Solange es Behörden gibt, die das versuchen, wird es Angels geben, die sich dagegen auflehnen. Es hält sie am Leben.«
    Menden umrundete die aufgespießte Leiche, blickte skeptisch drein. »Wofür halten Sie das? Teil des seit Jahren schwelenden Bandenkriegs mit diesem anderen Verein, den ›Banditos‹?«
    »Schwer zu sagen. Ich bin schon länger raus aus diesen Kreisen.« Meine Stormfuckers waren in alle Winde verstreut, und wenn du aufhörst, mit Bikern abzuhängen, dann kriegst du auch diesen ganzen Biker-Tratsch nicht mehr mit. Wer wen vermacht/abgestochen/niedergeschossen hat, wer mit wem noch eine Rechnung offen hatte, wer wessen Alte fickte, um wem was heimzuzahlen, dieser ganze, übliche Scheiß. Ich war da überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden.
    Nicht, dass ich es groß vermisste.
    »Wenn’s das dann war …« Ich wandte mich zur Tür.
    »Nein, da wäre noch etwas. Aber das können wir draußen besprechen.«
     
    Die Nachtluft umspülte uns wie abgestandene Seifenlauge. Ich ging vor, lehnte mich mit dem Arsch gegen den Smart und verschränkte die Arme vor der Brust. Defensiv.
    Doch anstatt mich mit Vorwürfen zu attackieren und mir mit Freiheitsentzug und was sonst noch zu drohen, holte Menden nur einmal tief Luft und blickte zur Seite.
    Das konnte nur bedeuten, dass er sich etwas abzuringen hatte. Und das ist wörtlich zu nehmen. Niemand tut sich schwerer damit als er.
    »Also, Kryszinski, machen wir’s kurz«, begann er nach einem weiteren geräuschvollen Atemzug. »Wir beide wissen, wie schwierig polizeiliche Ermittlungen im Biker-Milieu sind.«
    »Einen Grund dafür haben Sie gerade da drinnen gesehen«, meinte ich.
    »Deshalb wäre ich froh, wenn Sie uns bei diesem Fall ein wenig mit Ihren Kontakten unterstützen könnten.«
    Da, er hatte es getan. Er hatte tatsächlich Kristof Kryszinski um Unterstützung gebeten. Und bei Jupiter und all seinen Monden, es war ihm nicht leichtgefallen. Jetzt erwartete er etwas dafür.
    »Damit ich schon morgen oder übermorgen hier eingeliefert werde wie er da drin? Mit einem Holzspieß durch den Balg wie ein Rollmops? Aber nie im Leben!«
    »Die Düsseldorfer Razzia damals war ein großer Schlag. Doch das ist eine ganze Weile her, und wie das so ist, kommen die meisten Inhaftierten jetzt schrittweise wieder auf freien Fuß. Wir beobachten das aus verschiedenen Gründen mit Sorge. Wir befürchten tatsächlich ein Wiederaufflackern des alten Bandenkrieges, mit härteren Methoden als je zuvor. Bei der Auflösung des Hauptquartiers der Hell’s Angels haben wir Tonnen von Waffen und Munition beschlagnahmt. Doch – und das bleibt unter uns, Kryszinski – was der Staatsanwalt damals wohlweislich verschwiegen hat, war die Tatsache, dass es sich bei den Funden nur um einen Teil der vorher aus Armeedepots geraubten Kriegswaffen und Sprengmittel gehandelt hat. Prinzipiell haben wir nichts dagegen, wenn sich diese Kriminellen gegenseitig umbringen, Kryszinski. Was uns Sorge macht, ist, dass eine größere Zahl von Unbeteiligten dabei zu Schaden kommen könnte.«
    »Und je weiter man sich als Unbeteiligter von diesen Vereinen fernhält, desto größer ist die Chance, unbeschadet zu bleiben. Deshalb: ohne mich.«
    Menden nickte zufrieden. »Ich wusste, Sie würden sich nicht lange bitten lassen, und danke Ihnen, auch im Namen der Abteilung. Bitte scheuen Sie sich nicht, mich

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