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Bis zum Hals

Bis zum Hals

Titel: Bis zum Hals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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ich. »Alles, was ich dir gerade am Telefon gesagt habe, ist …«
    »Krüschel erzählt mir immer alles«, gurrte Tina und ignorierte mich vollkommen.
    »Das stimmt doch gar nicht«, versuchte ich mich zur Wehr zu setzen. »Das ist doch Bockmist.«
    »Ach ja ? Und was war neulich? Hm? Bei unserer kleinen Sause? « Spitz und streng und besserwisserisch.
    Mir wurde ein wenig feucht, unterm Schopf. Was sollte denn da gewesen sein? Alles, was mir von dieser Nacht geblieben war, war ein spontan einsetzendes Unwohlsein beim schieren Gedanken an das Wort »Stößerchen«.
    »Er hat mir sein Herz ausgeschüttet«, wandte Tina sich wieder an ihre neue, frischgebackene Vertraute. Die, das muss man mal erwähnen, dabei mich ansah. Fragend. Unter einer leicht gefurchten Braue hervor.
    »So, aber ihr müsst jetzt unbedingt mal ein Stückchen von meinem Pflaumenkuchen probieren, mit ordentlich Sahne, und keine Widerrede.« Tina schnitt und verteilte Kuchenportionen von Telefonbuch-Format, schüttelte die Sprühflasche, und Anoushka sah mich immer noch an. Ich machte eine ratlose Geste.
    » Krüschel? « , meinte sie dann unvermittelt, und ich verdrehte die Augen zur Decke und bereute es, hergekommen zu sein.
    »Sein Herz hat er mir ausgeschüttet, unser Krüschel, und wenn wir zwei nachher alleine sind, muss ich dir alles über ihn erzählen …«
    Und die beiden, hol’s der Teufel, grienten einander verschwörerisch an. Während ich mir die Stirn mit einer mit Spitzen verzierten Papierserviette abwischte und voller Entschlossenheit einem Restleben in Abstinenz entgegensah.
    Tina brachte mich zur Tür.
    »Du wirst ihr keinen Scheiß über mich erzählen, hast du gehört?«
    »Werde ich nicht? Hmm, hmm, hmm …« Die Lippen geschürzt, die Nase hoch, trippelte sie herum und summte ein Liedchen.
    Ich packe normalerweise keine Frauen am Hals und schüttle sie durch, aber manchmal, muss ich gestehen, ist mir danach, »Und du passt auf sie auf, verstanden? Das Mädchen ist in Gefahr, kapier das bitte! Wenn euch irgendetwas seltsam vorkommt, ruft mich an, ja?«
    »Aber ja. Nun lass uns Mädels mal machen.«
    Ich winkte Anoushka noch mal zum Abschied, und sie winkte zurück, ihr Lächeln so verloren, als wäre dies ein Abschied für immer und nicht nur für eine Nacht.
    Und obendrein auf ihren erklärten Wunsch hin!, ging mir durch den Kopf, auf dem Weg hinab durchs Treppenhaus.
    Anstatt es sich mit mir zusammen bei Scuzzi gemütlich zu machen, sich von mir mit Dosenravioli füttern und mit Scuzzis Sammlung musikalischer Abartigkeiten und Geschichten aus seinem und meinem Leben unterhalten zu lassen und …
    Aber, ach.
     
    »Einmal Mülheim, bitte. Stadtmitte.«
    »Fahrausweis?«
    »Ich hab keinen. Den will ich ja gerade bei Ihnen erstehen.«
    »Haben Sie das Schild nicht gelesen?«
    »Nein. Also, krieg ich jetzt einen Fahrschein?«
    »›Zutritt ohne gültigen Fahrausweis verboten‹, steht da!«
    »Versuche ich hier gerade einen zu erwerben, oder wie würden Sie das nennen?«
    »Ich verkaufe keine! Den müssen Sie am Automaten ziehen.«
    »Okay, aber Sie warten die Sekunde, ja?«
    »Klar doch.«
    Zisch, Tür zu und Brumm, weg der Bus.
    Warum liest man eigentlich immer nur über Morde an Taxifahrern?, fragte ich mich. Während die, die’s wirklich verdient hätten, meist ungeschoren davonkommen?
     
    »Werden Sie mir jetzt verflucht noch mal zuhören?!« Ich schäumte, doch Menden zeigte sich unbeeindruckt, und deshalb schäumte ich erst recht.
    »Tue ich das nicht die ganze Zeit schon? Sie sind es, der hier anscheinend ein paar Fakten nicht begreifen will.«
    »Man hat auf mich geschossen!«
    »Wie oft habe ich Ihnen schon geraten, den Beruf zu wechseln, Kryszinski? Es würde Ihr Leben so viel sicherer und meines so viel … angenehmer machen.«
    »Sie müssen mir helfen, herauszufinden, wer die beiden Kerle sind!«
    »Muss ich nicht.«
    »Und ob Sie müssen! Die Typen haben Dimitrij Jalnikow umgebracht und versuchen jetzt, auch noch seine Witwe zu ermorden. Also kommen Sie in die Gänge und tun Sie was!«
    »Sie haben dem Duisburger Kollegen gegenüber geäußert, eine Freundin von Ihnen habe den ausgebrannten Wohnwagen bewohnt.« Menden zog eine Schublade seines Schreibtisches auf. »Was genau für einen Beruf übt Ihre Freundin noch mal aus?« Damit legte er einen Plastikbeutel vor mich hin, mit einer stark angekokelten Pistole darin.
    »Meine Klientin. Sie ist Lehrerin. Für Fremdsprachen. Deutsch und Englisch.«
    »Was macht

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