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Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudenkauf
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anderen Schülern geflüchtet ist. Außer, der Schütze war mit ihr im Raum. Der Gedanke lässt mich vom Fenster zurücktreten und zum Parkplatz zurückkehren, wo McKinney und ein mir unbekannter Officer aus der Nachbarstadt die Schüler abtasten, ihre Namen aufnehmen und sie an die Rettungssanitäter weiterreichen, die sie in Decken hüllen.
    Als ich bei McKinney ankomme, bin ich vollkommen außer Atem. »Wie wollen wir die alle zu Lonnie’s rüberschaffen?«, frage ich mit einem Blick auf die unter Schock stehenden Schüler.
    »Mit dem Schulbus«, erwidert McKinney, und im gleichen Augenblick rumpelt der gelbe Bus durch den Schnee. »Wir nehmen alle Informationen auf – Namen, Namen der Eltern, Adressen, Telefonnummern.«
    »Hat irgendjemand irgendetwas gesehen?« Ich lasse meinen Blick über die Gruppe Teenager schweifen, suche nach einem bekannten Gesicht, nach jemandem, der sich mir gegenüber öffnen würde.
    Der Chief schüttelt den Kopf. »Wir versuchen im Moment nur, den Verbleib eines jeden Schülers aus der Klasse nachzuvollziehen und sicherzugehen, dass niemand verletzt ist. Bis auf das Mädchen, das auf dem Eis ausgerutscht ist, scheint keinem was geschehen zu sein. Sie sind einfach nur sehr verängstigt.«
    »Ich habe eine Schülerin gesehen, die gerade aus dem Fenster klettern wollte. Ich weiß nicht, was sie angetrieben hat, ihre Meinung zu ändern, aber anstatt in Sicherheit zu laufen, hat sie sich wieder in den Klassenraum zurückgezogen. Ich hab sie gerufen, aber sie ist nicht rausgekommen.«
    »Meinst du, der Schütze war mit im Raum? Das würde uns einen ersten Anhaltspunkt geben. Diese verdammte Schule ist ein solches Labyrinth … wir werden ewig brauchen, sie von oben bis unten zu durchsuchen.« Die Broken Branch School hatte ihre Pforten das erste Mal in den Vierzigerjahren geöffnet. In den Achtzigern war dann ein Anbau dazugekommen. In dem Gebäude gab es viele Ecken und Winkel. Es war der perfekte Ort, um sich zu verstecken.
    »Ich weiß es nicht.« Bei der Erinnerung an das Mädchen schüttele ich den Kopf. »Sie wirkte nicht verängstigt. Eher entschlossen.«
    Der Chief schließt die Augen und atmet tief ein. Innerhalb der letzten Stunde ist er sichtlich gealtert. Sein Gesicht ist von der Kälte und dem Wind verbrannt und hat eine ungesunde rötliche Farbe angenommen. Seine strahlend blauen Augen sind blutunterlaufen und wässrig. »Kannst du dafür sorgen, dass diese Kinder alle in den Bus einsteigen? Eben sind die Jungs vom Sheriff-Department eingetroffen, die ich auf den neuesten Stand bringen muss. Hoffentlich kommt der Verhandlungsführer aus Waterloo auch innerhalb der nächsten Stunde.«
    Ich sehe ihm nach, wie er auf das Wohnmobil zugeht, das als Kommandozentrale dient. Er versucht, sich entschlossen zu bewegen, aber der schwere Schnee erschwert jeden Schritt, und ich weiß, dass seine arthritischen Knie in der Kälte wehtun müssen. Der Druck, der auf ihm lastet, ist enorm. Die Gemeinde, der Staat und vielleicht sogar das ganze Land werden darüber reden, wie er die Sache gehandhabt hat. Wie seine Leute den Vorfall gehandhabt haben.
    Ich dirigiere die Kinder in den Bus und frage jeden, ob er etwas gesehen hat. Die meisten schütteln einfach nur den Kopf und steigen schweigend ein. Aus dem Augenwinkel sehe ich einen schlaksigen Jungen mit hängenden Schultern und zerzausten braunen Haaren. Noah Plum. Für die örtliche Polizei kein Unbekannter. Vandalismus, Alkoholkonsum, Fahren ohne Führerschein. Ein Junge, der zu viel Zeit und zu wenig elterliche Aufsicht hat.
    »Hey, Noah«, sage ich. »Alles in Ordnung?«
    Er sieht mich mit Verachtung im Blick an. »Als ob Sie das interessiert.«
    »Das tut es, Noah«, sage ich leise, um keine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. »Ich bin froh, dass du unverletzt bist.«
    »Ja, die Erwachsenen haben sich ja auch solche Sorgen um uns gemacht. Selbst der verdammte Lehrer hat uns im Stich gelassen.« Er schnaubt angewidert und versucht, sich an mir vorbeizudrängen.
    »Warte.« Ich packe seinen Arm. »Der Lehrer hat euch im Stich gelassen? Bist du sicher?«
    »Ja, bin ich.« Er spuckt die Worte förmlich aus und schüttelt meine Hand ab. »Er hat ein verficktes Geräusch gehört, ist aus dem Raum gerannt und nie wieder zurückgekommen. Ich wette, er sitzt in diesem Moment warm und trocken bei sich zu Hause.«
    Ich schüttele den Kopf. »Das glaube ich nicht, Noah. Was war das für ein Geräusch, das ihr gehört habt?« Mein Herz klopft

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