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Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudenkauf
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wütend anzufunkeln. Darin bin ich sehr gut. Bedrohlich nennt mein Freund Arturo mich. Der Blick hat mir im Laufe der Jahre schon einigen Ärger eingebracht, aber mich auch in genauso vielen brenzligen Situationen gerettet. »P. J. ist ein tolles Kind, aber …« Er streckte seine Hände aus.
    »Aber was?« So leicht würde ich ihn nicht vom Haken lassen.
    »Aber er ist nicht mein Sohn. Du darfst gerne so lange wie du willst bei uns bleiben, aber für P. J. müssen wir eine andere Lösung finden.«
    »Warum?«, fragte ich. »Er ist acht Jahre alt. Er isst nicht viel. Er ist ordentlicher als wir alle zusammen.«
    »Du weißt, dass da noch mehr zugehört als das.«
    Ja, ich wusste es. Ich wusste, dass meine Eltern sich kurz nach P. J.s Geburt getrennt hatten. Ich wusste, dass die dunkelbraunen Augen und das schwarze Haar meines Bruders nicht von meinem Vater stammten. Aber das sollte egal sein. P. J. war noch ein kleines Kind. »Also setzt du ihn einfach so auf die Straße? Nett.«
    Nun endlich wagte Lori sich aus ihrem Versteck hervor. »Wir werden ihn nicht auf die Straße setzen, Augie.« Ich war größer als sie und ungefähr zehn Kilo schwerer. Ich sah aus wie ihre ältere Schwester. Sie war das komplette Gegenteil meiner Mutter. Lori war langweilige Haferflocken, meine Mutter war bunte Fruit Loops. Lori sagte nicht viel, aber ich hatte das Gefühl, dass sie in diesem Haushalt alle Entscheidungen traf. »Wir haben eure Großeltern angerufen.«
    »Grandma und Grandpa Baker?«, fragte ich überrascht. Die Eltern meines Dads hassten meine Mutter und wollten meinen Bruder nicht einmal zur Kenntnis nehmen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie P. J. bei sich wohnen lassen würden.
    »Nein«, sagte mein Dad. »Grandma und Grandpa Thwaite. Sie kommen heute Abend mit dem Flieger hier an.«
    In meinem Kopf drehte sich alles. Meine Mom sprach nicht viel über ihre Eltern. Ich wusste nur, dass es einen großen Streit gegeben hatte, aber das war weit vor meiner Geburt. Jedes Jahr schickten sie mir und P. J. eine Geburtstags- und eine Weihnachtskarte mit einhundert Dollar darin. Das war’s. Keine Anrufe, keine E-Mails, keine Besuche in den Sommerferien. »P. J. kann nicht bei ihnen leben. Sie wohnen in Iowa. « Ich sagte Iowa, als verursachte es mir einen schlechten Geschmack im Mund.
    »Wie dein Dad bereits sagte«, wiederholte Lori und legte ihre Hände beschützend auf ihren Bauch. »Du kannst gerne so lange bei uns bleiben, wie du willst. Oder du kannst zu deinen Großeltern ziehen.«
    In dem Moment wurde mir alles klar. Lori erwartete ein Baby. Mit einem Mal wusste ich, dass das ihr Plan war. Sie wollte uns loswerden. Mich durch ihr neues Baby ersetzen. Wenn Lori darauf bestanden hätte, hätte mein Dad P. J. mit bei sich wohnen lassen. Bei uns. Aber Lori wusste, dass ich niemals zulassen würde, dass P. J. alleine in irgendein Kuhkaff in Iowa zog, um bei ihm vollkommen fremden Menschen zu wohnen. Lori wollte nicht, dass P. J. oder ich ihre perfekte Familienidylle störten. Ich muss peinlicherweise zugeben, dass es trotzdem äußerst verlockend klang. In Revelation bleiben, bei meinem Dad wohnen. Ich konnte mir nicht vorstellen, meine Schule zurückzulassen, meine Freunde. Meine Mom. Mit fremden Leuten zu leben, die meine Mutter nicht einmal leiden konnte.
    »Wir können bei Arturo oder Mrs Florio wohnen«, sagte ich. »Wir können in eine Pflegefamilie gehen, bis Mom aus dem Krankenhaus kommt.« Allein der Gedanke daran machte mich krank.
    Mein Dad seufzte, und Lori biss sich auf die Lippe, als wüsste sie, dass es keine gute Idee wäre, jetzt noch mehr zu sagen. »Augie, du musst dich nicht jetzt gleich entscheiden.« Er streckte die Hand nach mir aus, und ich sprang vom Sofa, wollte nicht von ihm berührt werden. Ich sah, dass ich seine Gefühle verletzt hatte. Gut, dachte ich. »Du hast einen fürchterlichen Tag hinter dir«, sagte er. »Leg dich ein wenig hin. Morgen früh wird alles ganz anders aussehen.«
    »Ja, klar«, murmelte ich und stürmte in das Zimmer, in dem P. J. schon schlief. Ich knallte die Tür so fest hinter mir zu, dass die Wände zitterten und P. J. sich erschrocken im Bett aufsetzte.
    »Was ist los«, rief er. »Was ist passiert?«
    »Halt die Klappe, Idiot«, zischte ich und schob ihn beiseite, um Platz für mich zu schaffen. Dann steckte ich die Decke um ihn fest, genau so, wie er es am liebsten mochte.

MEG
    Ich kann mir nicht vorstellen, warum das Mädchen nicht mit den

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