Bis zum letzten Atemzug
bekommen hat.
Ich muss zurück zur Schule, also fange ich ohne große Vorrede mit meinen Fragen an. Später, wenn alles vorbei ist, ist noch genug Zeit für Mitgefühl. »Hast du irgendwelche Informationen über zwei Schülerinnen namens Augie Baker und Beth Cragg?«
»Die Frage nach Beth Cragg kann ich sofort beantworten. Ihre Großmutter sitzt gleich da.« Er nickt in Richtung einer Essecke, in der eine Frau um die fünfundsechzig zusammen mit drei Männern sitzt. »Als Beth nicht mit den anderen Schülern aus dem Bus stieg, ist ihre Mutter Darlene zusammengebrochen. Sie hat angefangen zu weinen und zu schreien. Sie hat im Moment zwei Kinder in der Schule. Beth geht in die achte Klasse, Natalie in die dritte.«
»Was ist mit Beths Vater? Wo ist er, während das hier alles passiert?« Ich weiß von den Malen, die ich zur Cragg-Farm gerufen wurde, dass es in der Familie Fälle von häuslicher Gewalt gab.
»Niemand weiß genau, wo Ray Cragg sich im Moment aufhält. Seitdem Darlene ihn verlassen und in die Stadt gezogen ist, hat man ihn kaum noch gesehen.« Eine plötzliche Erkenntnis flackert in Erics Augen auf. »Glaubst du, dass Ray irgendetwas hiermit zu tun hat?«
Ich zucke mit den Schultern. »Kann sein. Beth ist nicht zusammen mit ihren Klassenkameraden aus der Schule gekommen. In ihrer Familie gab es Vorfälle von häuslicher Gewalt. Der Dad ist nicht anwesend.« Ich schaue mich im Café um. »Ich meine, alle, die ein Kind auf der Schule haben, sind hier, oder? Also wo ist Ray Cragg?«
»Willst du der Sache nachgehen?«, fragt Eric.
Ich lehne mich zurück und schüttele den Kopf. »Ich weiß es nicht. Wie könnten wir dem nicht nachgehen? Aber wen wollen wir zur Farm rausschicken? Alle haben so schon mehr als genug zu tun.«
»Ich weiß nicht, Meg.« Eric spricht sehr leise. »Er könnte der Kerl sein. Hast du Darlene je nach einem seiner Wutanfälle gesehen? Ich bin eines Abends dorthin gerufen worden. Er hatte sie fürchterlich verprügelt. Vielleicht hat die Tatsache, dass sie endlich genug von ihm hatte und mit ihren Töchtern ausgezogen ist, ihn durchdrehen lassen.«
»Du hast recht. Er ist die beste Spur, die wir bislang haben. Ich werde gleich zu ihm rausfahren.«
»Alleine? Auf gar keinen Fall.« Eric schüttelt den Kopf.
Ich schiebe seine Befürchtungen mit einer Handbewegung beiseite. »Wenn es Cragg ist, ist er in der Schule, richtig? Ich werde nur zu seiner Farm fahren und mich ein wenig umsehen. Wenn er da ist, gut. Wenn nicht, wissen wir vielleicht, mit wem wir es hier zu tun haben, und das ist mehr, als wir bislang behaupten können.«
»Okay. Aber sei vorsichtig und sag dem Chief Bescheid, wo du hinfährst.«
»Ja, ja. Sag mir noch mal schnell, was mit Augie Baker ist. Was weißt du über sie? Sie hatte zweimal die Gelegenheit, aus dem Gebäude zu fliehen, und beide Male hat sie sie nicht ergriffen.«
Eric überfliegt seine mehrseitige Liste, die auf einem Klemmbrett klemmt. »Ja, hier ist sie. Augustine Baker. Enkeltochter von Will Thwaite. Dreizehn Jahre alt. Ist erst kürzlich von Arizona hierhergezogen, gemeinsam mit ihrem Bruder …«, er blättert durch die Seiten, »… P. J. Thwaite.«
»Eltern?«, frage ich.
»Mutter und Vater leben in Arizona. Die Mutter hat in einem Feuer schwere Brandverletzungen erlitten, deshalb bleiben die Kinder bei den Thwaites, während sie sich davon erholt.«
»Okay. Ich werde sehen, ob ich Will Thwaite erreichen kann.«
»Da musst du nicht weit laufen. Er sitzt gleich da drüben bei Verna.«
Ich klopfe Eric auf die Schulter. »Danke. Ich rede eben noch kurz mit den beiden, dann fahr ich zur Cragg-Farm. Halt durch. Das hier ist hoffentlich bald vorbei.«
»Ja.« Eric reibt sich die Augen. »Was würde ich jetzt für einen Hausfriedensbruch oder Teenager, die Kühe umschubsen, geben.«
Als ich mich auf den Weg zu dem Tisch mache, an dem Will und Verna sitzen, kommt Lonnie, der Namensgeber und Besitzer des Cafés, mit einem Styroporbecher voll dampfendem Kaffee auf mich zu und drückt ihn mir in die Hand. Lonnie ist ein gedrungener, schwerer Mann mit dünnen grauen Haaren, die er zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden trägt. »Hier, der ist für dich, Meg. Du siehst aus, als könntest du etwas gebrauchen, das dich ein wenig aufwärmt.«
»Danke, Lonnie.« Ich nippe an dem mir willkommenen Getränk. »Und danke, dass wir dein Café als Sammelpunkt für die Familien nutzen dürfen. Ohne dich würden wir das hier nicht schaffen.«
»Ach,
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