Bis zum letzten Atemzug
Geräusche, höre aber nichts außer dem Heulen des Windes und dem Schnuppern des Hundes. Ich öffne die Fliegentür und klopfe mit der Faust gegen das dicke Eichenholz der Haustür. Nichts. »Wo ist er?«, frage ich den Hund, als ob er mir eine Antwort geben könnte. Als er es nicht tut, gehe ich die Stufen hinunter und zum vorderen Fenster. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, um hineinschauen zu können. Das Wohnzimmer liegt im Dunkeln; ein paar Limonadendosen und Bierflaschen stehen auf einem staubigen Couchtisch. Es herrscht kein totales Chaos, aber es wirkt auf mich vernachlässigt genug, um zu erkennen, dass hier keine Frau wohnt.
Ich gehe zum Seiteneingang des Hauses. Die Fliegentür ist zu, aber die Tür dahinter steht offen. »Du bleibst hier«, befehle ich dem Hund und betrete die Küche. Rötliche Flecken einer unbekannten Substanz ziehen sich über den Flur. Getrocknetes Blut, ist mein erster Gedanke, und ich ziehe meine Glock aus dem Holster. Langsam gehe ich auf ein Zimmer zu, das das Büro zu sein scheint. Mein Blick wird von dem großen Waffenschrank in der Zimmerecke angezogen. Ich drücke den Griff nach unten, und die metallene Tür schwingt auf. Der Safe ist dazu gemacht, mehrere Gewehre zu beherbergen, die alle in eigenen, mit grünem Samt ausgeschlagenen Nischen hängen. Ein leerer Platz starrt mich verdächtig an. Er ist nicht groß. Gerade die rechte Größe für eine Faustfeuerwaffe. »Jesus«, murmele ich. »Es ist tatsächlich Ray Cragg.«
»Ich denke, da haben Sie recht«, sagt eine Stimme hinter mir. Ich wirbele herum und hebe dabei meine Waffe. Mein Finger drückt instinktiv gegen den Abzug, während ich mein Ziel ins Visier nehme.
WILL
»Nicht schießen!«, rief Will, als er sah, dass Officer Barrett ihre Waffe auf ihn richtete.
»Verdammt!«, sagte sie und griff sich mit der freien Hand an die Brust. »Das ist eine sichere Methode, um erschossen zu werden.«
Will lehnte sich gegen den Schreibtisch, sein Herz hämmerte in seiner Brust, seine Finger hinterließen Abdrücke in dem Staub. »Es tut mir leid«, keuchte er. Hoffentlich starb er jetzt nicht an einem Herzinfarkt, nachdem er gerade dem Tod durch Erschießen entkommen war.
»Was zum Teufel machen Sie hier?«, fragte Officer Barrett giftig, während sie mit zittriger Hand ihre Waffe zurück ins Holster steckte.
»Verna Fraise hat sich Sorgen um ihren Schwiegersohn gemacht. Ich wusste, dass Sie alle mit der Situation an der Schule beschäftigt waren, also bin ich hergefahren, um mal nach dem Rechten zu sehen.« Als er sich selber die Worte sagen hörte, wurde Will erst bewusst, was für eine dumme Idee es gewesen war, hierherzukommen. Er atmete zitternd ein und fuhr fort: »Ich habe Theodore Cragg da drin gefunden«, er zeigte auf das Badezimmer. »Er blutet. Und er sagt, sein Sohn hätte ihm das angetan.«
Officer Barrett schob Will beiseite und betrat das Badezimmer. Theodore Cragg lehnte schlapp an der Wand. Er war kaum noch bei Bewusstsein und drückte sich ein blutiges Handtuch gegen die Stirn. »Ihr Sohn hat Ihnen das angetan?«, fragte sie Cragg, der abwesend nickte. Sie drehte sich zu Will um. »Haben Sie einen Krankenwagen gerufen?«
Will schüttelte den Kopf. »Ich habe es mehrmals versucht, kam jedoch nicht durch. Ich nehme an, die Leitungen sind wegen des Vorfalls an der Schule immer noch besetzt. Oder der Sturm hat ein paar Telefonmasten umgeworfen. Ich habe jedoch Herb Lawson erreicht. Er will versuchen, einen Krankenwagen herzuschicken.«
»Haben Sie Ray irgendwo gesehen?«
»Nein. Kein Anzeichen von ihm. Aber ich habe mich nur hier unten umgeschaut und war weder oben noch in den Nebengebäuden.«
»Ich schaue mich mal schnell oben um. Versuchen Sie weiter, einen Krankenwagen zu erreichen«, befahl sie und verschwand.
MEG
Nachdem ich sichergestellt habe, dass sich niemand im ersten Stock des Hauses befindet, und nachdem der Krankenwagen gekommen ist und Theodore Cragg mitgenommen hat, gehe ich wieder nach draußen. Der Golden Retriever drückt seine Nase an mein Bein. Ich gebe ihm die andere Hälfte des Hundekekses und schaue auf der Plakette an seinem Hals nach, wie er heißt. Twinkie. »Was meinst du, Twinkie«, frage ich die Hündin. »Wo sollen wir als Nächstes suchen? In der großen dunklen Scheune auf der rechten oder in der großen dunklen Scheune auf der linken Seite?« Ich fahre mit meiner behandschuhten Hand durch das struppige Fell der Hündin und mache mich dann auf den Weg zu dem
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