Bis zum letzten Atemzug
kleineren der Außengebäude. Ich schaue auf die Uhr. Ich habe nur noch fünf Minuten, bis ich Randall zurückrufen muss. Ich beschleunige meinen Schritt, dankbar dafür, dass ich meine kniehohen Winterstiefel trage. Der scharfe, kalte Wind schiebt mich in Richtung des roten Holzgebäudes, von dem die Farbe abplatzt, und ich jogge auf das Scheunentor zu. Twinkie rennt mir voraus und vergewissert sich alle paar Meter, dass ich ihr immer noch folge. Sie erreicht die Scheune weit vor mir und fängt an zu winseln und an der roten Tür zu kratzen. Ich versuche, schneller zu laufen, aber der Schnee ist tief, meine Beine tun mir weh, und meine Brust fühlt sich an, als wollte sie jeden Augenblick platzen.
Twinkie sieht mich aus traurigen Augen an, und mich überfällt eine Vorahnung. Langsam ziehe ich am Griff der Tür, die sich nur wenige Zentimeter öffnen lässt und dann von einem Berg Schnee blockiert wird. Ich schiebe den Schnee mit meinem Stiefel beiseite und ziehe die Tür weit genug auf, dass Twinkie sich durchquetschen kann. Sofort fängt sie an zu bellen, kurze, verzweifelte Laute. Ich schaue auf meine Uhr. Noch zwei Minuten, bis Randall die Kavallerie ruft. »Polizei«, rufe ich. Nichts außer dem Japsen des Hundes. »Polizei«, sage ich noch einmal etwas lauter, aber meine Worte werden trotzdem vom Bellen des Hundes übertönt. »Aus«, rufe ich, und Twinkie wird sofort ruhig, quetscht sich zurück durch die Tür und drückt sich gegen mein Bein. »Sitz«, befehle ich, und sie folgt. Ich räume mehr Schnee beiseite, damit ich die Tür weiter öffnen kann. Mit gezückter Waffe stecke ich meinen Kopf durch die Öffnung und schaue mich in der Scheune um. Der staubige Geruch von Heu steigt mir in die Nase, und winzige Staubflocken tanzen in der Luft um meinen Kopf.
Ich trete ein, schaue mich in der dämmrigen Halle um und erstarre, als mein Blick auf das fällt, was vor mir auf dem Boden liegt. Ich senke meinen Arm mit der Glock, hole mein Handy heraus und wähle Randalls Nummer.
AUGIE
Ich komme gerade auf der obersten Stufe an, da sehe ich Beth vor P. J.s Klassenzimmertür stehen. Ihre langen braunen Haare haben sich aus dem Pferdeschwanz gelöst, und es sieht aus, als wenn sie geweint hätte. Ich versuche, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, indem ich mit den Armen wedele, aber sie bemerkt mich nicht. Zweimal klopft sie gegen die Scheibe in der Tür, dann dreht sie den Knauf und betritt den Raum.
»Dad?«, höre ich sie sagen. »Tu das bitte nicht.«
MEG
»Mein Gott, Meg.« Ich höre die Erleichterung in Randalls Stimme. »Ich wollte gerade den Chief anrufen. Er hätte mich kastriert, wenn jemand von der Schule hätte abgezogen werden müssen, um nach dir zu schauen.«
»Randall«, versuche ich ihn zu unterbrechen.
»Ich kann nicht glauben, dass du mir das angetan hast. Ich hatte mehr als genug Stress für einen …«
»Randall«, sage ich nachdrücklicher. »Ray Cragg hat sich ein neun Millimeter großes drittes Auge geschossen. Ich brauche Fred.« Fred ist unser rechtsmedizinischer Ermittler.
Schweigen in der Leitung.
»Randall?« Immer noch keine Antwort.
»Randall«, wiederhole ich ungehalten. »Bleib bei mir. Ich brauche einen Rechtsmediziner hier auf der Farm der Craggs.«
»Ich werde Fred anrufen, aber du musst den Chief informieren.«
»Okay.« Ich lege auf und schaue zu dem sitzenden Mann – Ray Cragg, die Beine gespreizt, der Kopf nach vorne auf die Brust gerollt. Ich beuge mich vor, um das, was von seinem Gesicht übrig geblieben ist, besser sehen zu können. Die untere Hälfte ist vollkommen ausgelöscht. Seine Augen sind leblos, aber weit geöffnet. Es wirkt, als sei er überrascht, dass er sich so etwas Grausames angetan hat. Seiner Familie angetan hat. Blutspritzer und Gewebefetzen hängen an den Heuballen, gegen die er lehnt, und ich bin froh, dass ich diejenige bin, die ihn so gefunden hat. So bleibt seiner Familie wenigstens dieser grausige Anblick erspart. Bei dem Gedanken, dass eine seiner Töchter ihn so hätte finden können, zucke ich innerlich zusammen. Ich höre Schritte hinter mir und drehe mich um. »Bleiben Sie draußen«, befehle ich.
Die Schritte bleiben abrupt stehen, und ich sehe Will Thwaite im Türrahmen stehen, eine Hand an Twinkies Halsband. »Mein Gott«, keucht er erschrocken, als sein Blick auf die groteske Gestalt hinter mir fällt.
»Warten Sie bitte draußen, Mr Thwaite«, sage ich sanft. »Ich bin gleich bei Ihnen.«
MRS OLIVER
»Beth?« Eine kleine
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