Bis Zum Letzten Tropfen
und Lederinneneinrichtungen von Luxuslimousinen mit seltsamen italienischen Namen ausdenken.
Er legt die Waffe auf den Schreibtisch.
– Ich hoffe, damit Ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, Mr. Pitt.
Ich betrachte den Boden vor meinem Stuhl.
Predo beugt sich leicht vor und linst über die Schreibtischkante.
– Suchen Sie etwas?
Ich blicke auf.
– Nein. Ich wollte nur mal nachschauen, ob Ihre Lakaien noch andere tödliche Waffen vergessen haben. Aber wie es aussieht, hab ich Pech.
Ich verschränke die Arme.
– Also, dann hör ich mir mal an, was Sie zu sagen haben.
Er öffnet einen der Aktenordner auf dem Schreibtisch.
– Ach, Sie und Ihre legendäre Dankbarkeit. Nun, damit Sie sich bei meinem Vortrag nicht langweilen, werde ich ihn etwas interessanter gestalten, indem ich einige visuelle Hilfsmittel hinzuziehe.
Er zieht ein Foto aus der Akte und schiebt es zur Schreibtischkante hinüber.
– Bilder. Damit Sie mir leichter folgen können.
– Keine Power-Point-Präsentation? Da bin ich aber enttäuscht.
Er dreht das Foto um, damit ich es besser sehen kann.
– Ich bin mir sicher, dass das hier auch so von Interesse für Sie sein wird.
Das Licht spiegelt auf der glänzenden Oberfläche des Fotos, so dass ich erst mal gar nichts erkennen kann. Ich rutsche näher, wobei die Stuhlbeine über den Boden kratzen. Ich nehme das Foto vom Tisch und betrachte es.
Dann schaue ich zu Predo.
Er nickt.
– Wenn wir jetzt die schlagfertigen Bemerkungen lassen und uns den wichtigen Dingen zuwenden könnten?
Ich nehme mir das Foto erneut vor.
Es zeigt eine sehr junge Frau. Jünger als die Polizei erlaubt, und wunderschön. Das Foto hat einen Grünstich, so dass man die Haarfarbe nicht richtig erkennt, aber offensichtlich färbt sie es nicht mehr. Ihre übliche Haarfarbe ist eine komplizierte Blondtönung, genau wie bei ihrer Mutter. Sie steigt gerade aus einer Limousine, die so aussieht, als hätten sie die Typen gebaut, die auch Predos Knarre entworfen haben.
Ich lege das Bild wieder weg.
– Also gut, kommen wir zur Sache.
– Sie ist außer Kontrolle.
– Interessant. Ich wusste gar nicht, dass sie jemals unter Kontrolle war. Soweit ich weiß, bin ich genau aus diesem Grund erst in die ganze Sache reingeschlittert.
Predo tippt mit einem Stift gegen seinen Daumennagel.
– Ich rede nicht von ihren Schulden, dem Alkoholgenuss trotz Minderjährigkeit oder ihren frühreifen Sex-Eskapaden, die ihre Eltern so aufgeregt haben. Inzwischen haben ihre Aktivitäten eine neue Qualität erreicht.
Das Loch, in dem mal mein Auge saß, pocht. Ich reibe es mit den Knöcheln.
– Ich nehme mal an, diese neue Qualität, die ihnen so große Probleme macht, geht Hand in Hand mit der Tatsache, dass sie verflucht jung verflucht reich geworden ist.
Er lässt den Stift fallen.
– Tun Sie nicht so lässig, Pitt. Wenn ich mir nicht sicher wäre, dass das Mädchen Ihnen etwas bedeutet, würden wir dieses Gespräch gar nicht führen. Ob Sie sich für sie verantwortlich fühlen, weil Sie ihre Eltern getötet haben, kann ich nicht beurteilen. Aber Sie fühlen sich verantwortlich. Und ich gehe davon aus, dass dieses letzte Jahr fernab der Zivilisation Ihr Naturell nicht so weit verändert hat, als dass Sie diese Gefühle einfach abschütteln könnten. Wie sentimental sie auch sein mögen.
Ich betrachte meinen nackten Fuß und reibe den Stumpf, wo einmal mein großer Zeh war. Der Schorf löst sich in Flocken.
– Ich hab nur ihre Mutter umgebracht.
Er kneift die Augen zusammen.
– Das haben Sie schon einmal behauptet.
Er lehnt sich zurück. Sein Stuhl quietscht leise.
– Diese kleine Lüge verteidigen Sie wirklich hartnäckig.
– Ich hab nur ihre Mutter umgebracht.
– Eine Lüge, die ich einfach nicht durchschaue. Weshalb zögern Sie, das Verdienst, ihren Vater getötet zu haben, für sich zu beanspruchen? Er war ein widerwärtiger Mensch.
– Tja, Ehre, wem Ehre gebührt. Aber ich kann sie leider nicht für mich beanspruchen. Ich hab nur ihre Mutter umgebracht.
Ich wende mich vom Licht ab und starre in die Dunkelheit. Dann wieder ins Licht.
– Dieses Ding hat ihren Vater erledigt.
Er hebt den Stift wieder auf.
– Dieses Ding. Obwohl Sie manchmal sehr leichtgläubig sein können, bin ich doch enttäuscht, dass gerade Sie auf diese besondere Ausprägung des Aberglaubens hereinfallen.
Dazu gibt es nichts weiter zu sagen. Tatsache ist jedenfalls, ich bin kein bisschen abergläubisch.
Er tippt mit dem Ende des
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