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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Füllhalters gegen sein Kinn.
    – Wie dem auch sei.
    Ich ziehe ein besonders langes und zähes Stück abgestorbener Haut von meinem Fuß, betrachte es mir genau und lasse es auf den Boden fallen.
    – Das Mädchen ist außer Kontrolle?
    Er packt den Stift so fest mit beiden Händen, dass er sich biegt.
    – Ja.
    Sein Griff lockert sich erst, als der Stift kurz vor dem Zerbrechen ist.
    – Ja, sie ist außer Kontrolle.
    – Inwiefern?
    Er legt den Stift parallel zur rechten Kante auf den Schreibtisch.
    – Sie hat einen neuen Clan ausgerufen.
    Er schiebt die Waffe so lange herum, bis der Lauf parallel zur Oberkante des Tischs liegt.
    – Sie benutzt ihr Geld, um ihre Botschaft unters Volk zu bringen. Besticht bis dato loyale Mitglieder der Clans, damit sie die Nachricht von ihrem neuen »Clan« verbreiten. Sie wird nicht müde zu betonen, dass jedermann willkommen ist in ihrer...
    Er starrt durch die Finsternis an die Zimmerdecke hinauf.
    – ... neuen Organisation .
    Dann wendet er sich wieder dem Schreibtisch zu und schiebt Akten hin und her.
    – Als Nichtinfizierte heuert sie andere Nichtinfizierte an, damit sie die Nachricht auch außerhalb der Insel verbreiten. Leute, die das Tageslicht nicht scheuen. Renfields und Lucys.
    Er wischt ein unsichtbares Staubkorn von der Ecke des Schreibtischs.
    – Bei allem, was sie tut, geht sie laut und weithin sichtbar vor. Wir leben nicht in einem Vakuum. Die Welt der Nichtinfizierten ist das Medium, in dem wir uns notgedrungen bewegen. Dieses Medium trägt gewisse Vibrationen weiter. Natürlich müssen diese Vibrationen decodiert werden, doch das bedeutet nicht, dass nicht auch andere diesen Code entziffern können. Sie bringt uns alle in Gefahr. Es geht nicht nur darum, dass einer der Grundsätze der Koalition missachtet wird. Nein, in diesem Fall sind alle Clans betroffen; gefährdet durch die Willkür eines Kindes, das noch nicht einmal von unserer Art ist.
    Ich höre auf, an meinem Zeh herumzufummeln und sehe ihn an.
    – Von unserer Art? Himmel, Predo, haben Sie einen leichten Anfall von Rassismus?
    Seine Faust lässt den Tisch erzittern. Stift und Papier fliegen durch die Luft, die Pistole landet auf dem Boden.
    – Sie versucht, ein Heilmittel zu finden!
    Er tritt zu, und der Schreibtisch schlittert in einer Wolke aus Holzspänen durch den Ballsaal.
    – Ein Heilmittel!
    Er ballt die Fäuste so fest, dass sich die Knöchel weiß färben.
    Ich deute auf ihn.
    – Ihre Krawatte ist etwas verrutscht, Mr. Predo.
    Er schließt die Augen. Seine Mundwinkel zucken leicht.
    Dann öffnet er die Augen wieder.
    – Die Nachricht wird sich verbreiten.
    Ich nicke.
    – Ja, ich weiß.
    Er atmet tief ein und wieder aus.
    – Die Infizierten, die es nicht besser wissen, werden in Scharen zu ihr strömen. Deserteure aus allen Clans. Flüchtlinge von außerhalb der Insel.
    – Ich weiß.
    Er öffnet die Hände und biegt die Finger.
    – Unser sorgsam aufrechterhaltenes Gleichgewicht ist dahin.
    – Ich weiß.
    Er rollt die Schultern, damit der Kragen seines Jacketts wieder richtig sitzt.
    – Wenn Sie versagt, sind Chaos und Feindseligkeiten die Folge.
    Er fährt sich mit den Fingern durchs Haar, streicht die Locken wieder zurecht.
    – Und am Ende...
    Er rückt den Krawattenknoten gerade.
    – ... bricht ein Krieg aus.
    Er zupft an den Manschettenknöpfen seines Hemds.
    – Und wir werden alle sterben.
    Das Pulsieren an der Stelle, an der mein Auge saß, stammt von den Nervenenden, die sich langsam regenerieren. Es wäre besser gewesen, das Vyrus hätte sie in Ruhe gelassen. Schließlich ist da ja nichts mehr, mit dem sie sich kurzschließen könnten. Ohne Auge sind sie einfach nur wunde, tote Leitungen, die wehtun, ohne irgendeinen Nutzen zu haben.
    – Bei Ihnen klingt das so, als wäre das was Schlimmes.
    Er schweigt.
    Ich betrachte das Foto auf dem Boden. Amanda Horde. Ein Waisenkind, das es irgendwie geschafft hat, in der Welt der Infizierten zu überleben. Sie ist genial. Und verrückt. Nicht auf lustige Art, sondern so verrückt wie eine Scheißhausratte. Dann fällt mein Blick auf die Designerknarre, die neben dem Foto gelandet ist. Wie viele Schüsse könnte ich wohl abgeben, wenn ich sie vor ihm erreiche? Schaffe ich es mit meinem einen verbliebenen Auge, ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen? Vermutlich dürfte er mit Mrs. Vandewater keine großen Probleme gehabt haben, und ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn seine Faust auf meinem Kinn landet. Er kann es mit Sicherheit

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