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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Haupteingang, gehe die Stufen hinunter und steige in ein wartendes Auto, das Amanda für mich bestellt hat. Ich starre aus dem Wagenfenster, mache mir aber nicht die Mühe, nach Verfolgern Ausschau zu halten, die mich garantiert beobachten. Stattdessen betrachte ich die Straßen, auf denen sich mein Leben abspielt. Oder zumindest die armselige Imitation dessen, was man Leben nennt. Ich stelle mir vor, wie alles zusammenpasst. Ich denke nach.
    Was ist der Vorteil, wenn man nur ein Auge hat?
    Brüder und Schwestern, ich sage euch: Man sieht nur die Hälfte von der ganzen Scheiße.
    Das ist ein wahrer Segen. Ich überlege mir ernsthaft, ob ich mir nicht auch noch das andere ausstechen sollte.
     
    Ich trage eine Telefonnummer bei mir.
    Sie gehört jemandem, dessen Leben ich einmal gerettet habe. Was jedoch nicht allzu viel heißt, da mir dieser jemand im Gegenzug schon zweimal das Leben gerettet hat.
    Ich leihe mir das Handy des Fahrers und wähle die Nummer. Keine Ahnung, ob sie noch stimmt. Und ich weiß auch nicht, ob es mir nicht lieber wäre, wenn sie das Gespräch abbricht, sobald ich meinen Namen sage.
    Die Nummer stimmt noch.
    Und sie bricht das Gespräch auch nicht ab.
    Also erzähle ich meine Geschichte, während ich weiter mit dem Gedanken spiele, mir das andere Auge auszustechen.
    Hat man erstmal eine Geschichte in die Welt gesetzt, gibt es kein Zurück mehr. Dann geht sie ihren eigenen Weg. Bis zum Ende. Die Geschichte, die ich erzähle, hat ein blutiges Ende. Da bin ich mir ziemlich sicher.
    Leider kenne ich nur solche Geschichten.
     
    Ich steige unterhalb der 14th aus.
    Mitten im Society-Territorium. Weit entfernt von der Grenze. Weit weg von Predo und dem, was er inzwischen rausgefunden hat.
    Hab hier ein paar Dinge zu erledigen.
    Muss ein paar Leute treffen.
    Hab ein paar Geschichten zu erzählen.
    – Hi, Joe. Lange nicht gesehen.
    Ich steige die Treppen zum Mietshaus hinauf.
    – Wir haben uns doch am frühen Abend erst gesehen, Hurl.
    Er schiebt sich die Hutkrempe aus dem Gesicht.
    – Klar, stimmt schon. Fühlt sich trotzdem an, als sei es ’ne Weile her. Komisch, oder?
    Ich schiebe die Hände in die Taschen.
    – Na ja, wenn man es so sieht, ist es tatsächlich schon ’ne Weile her. Aber ich versteh nicht ganz, was so komisch daran ist.
    Er hakt seinen Daumen in einen Hosenträger.
    – Tja, Humor ist ’ne merkwürdige Sache. Jeder hat seinen eigenen.
    Ich deute auf die Tür hinter ihm.
    – Ist Terry da?
    – Klar ist er da.
    – Kann ich ihn sprechen?
    – Klar, Joe. Terry würd grad niemanden lieber sehen als dich. Komm rein und fühl dich wie zu Hause.
    Er klopft laut gegen die Tür. Sie wird geöffnet.
    Dahinter stehen drei dürre Typen in fadenscheinigen Tarnjacken. Das Licht spiegelt sich auf ihren rasierten Köpfen und den Läufen ihrer Schrotflinten.
    Ich mustere Hurley.
    – Nicht grad die übliche Society- Love-and-Peace- Begrüßung.
    Er nickt.
    – Na ja, da gab’s diesen einen Vorfall.
    Er reibt sich über die Stelle auf seinem Bauch, wo ihn das Maschinengewehr fast in zwei Hälften geteilt hätte.
    – Und nach diesem Vorfall hat Terry mich zum Sicherheitschef gemacht.
    Ich kratze meine Wange.
    – Wieder ganz die alte Schule, was?
    Er schüttelt den Kopf.
    – Ist ’ne komplizierte Welt, Joe. Ich will nicht behaupten, dass ich immer den Durchblick hab. Aber manche Dinge haben sich einfach bewährt. Und dazu gehört, dass man genau guckt, wen man in sein Haus lässt und wen nicht.
    Ich mustere die drei Partisanen und ihre Waffen.
    – Ich hoffe, die sind nicht allzu schreckhaft.
    Er blickt finster drein.
    – Ich bin Profi, Joe. Das sind meine Jungs. Die wissen schon, wann sie sich zusammenreißen müssen. Die tun, was ich sage.
    Ich hebe eine Hand.
    – Was anderes hätte ich auch nicht erwartet.
    Er grinst.
    – Klar, weiß ich doch. Du hast Manieren. Hast ja auch keine Säcke vor den Türen, oder? Und wenn, wär’s auch nicht so schlimm.
    Er knufft mich mit dem Ellbogen und bricht mir dabei fast eine Rippe.
    – Weißt du, da, wo ich herkomme, hatten wir tatsächlich Säcke vor den Türen. Kannst du dir das vorstellen?
    Er lacht laut los.
    Ich reibe mir die Rippen.
    – Klar, Hurl. Schon klar. Echter Zwerchfellkitzler.
    Er deutet auf mich und brüllt vor Lachen.
    – Zwerchfellkitzler! Der war gut, Joe! Also, rein mit dir. Terry ist schon ganz heiß drauf, dich zu sehen. Immer rein mit dir.
    Ich trete ein. Er kichert hinter mir weiter.
    Hurley. Grade, wenn man denkt, er

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