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Bis zur letzten Luge

Bis zur letzten Luge

Titel: Bis zur letzten Luge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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willst einen Sparringspartner.“ Sie hoffte, er würde es abstreiten.
    Er lachte. „Und was weißt du darüber, Rory?“
    „Genug, um die Parallelen zu erkennen.“
    „Im Augenblick will ich nur eine Frau.“
    Sie fröstelte. Die Sonne war untergegangen, und Doris war sicherlich auch schon nach Hause gegangen. Sie hatten das Haus für sich allein. Und da es auf dem Empfang reichlich zu essen gegeben hatte, bestand kein Grund, zu Abend zu essen, ehe sie sich später zum Schlafen zurückzogen.
    Sie spürte, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um sich wie scheues Mädchen zu verhalten. Henry würde jedes Zeichen ihrer Schwäche genießen, und die Folgen wären keine guten Vorboten für den Rest ihrer Ehe. Sie hielt seinem Blick stand. „Die Frau gehört dir.“
    „Das glaube ich nicht. Aber schon bald wird sie mir gehören.“ Er trat näher. Seine Finger in ihrem Nacken fühlten sich warm und unnachgiebig an. Sie schloss nicht die Augen, als er sie küsste, und er schloss seine ebenfalls nicht. Sie legte die Hände auf seine Schultern, doch sie stieß ihn nicht weg. Ohne Widerspruch ließ sie sich von ihm küssen, ließ zu, dass er mit seiner Zunge noch intimer wurde. Erst als sie versuchte, ihre Position ein bisschen zu verändern, und merkte, dass er das nicht zuließ, flackerte Angst in ihr auf.
    Erleichterung erfüllte sie, als der Kuss zu Ende war. Erschlang seinen Arm um ihre Taille und führte Aurore zum Haus. In der Ferne konnte sie die Schreie von Wildgänsen hören, aber sie und Henry waren ganz allein.
    Im Innern des Hauses waren Lichter entzündet worden. Es gab keinen Strom, und der sanfte Schein hätte romantisch sein sollen. Stattdessen schienen dadurch nur die Grenzen zu verschwimmen, als wäre nichts im Haus fest umrissen. Genauso unbestimmt wie alles, was sich nun ereignen würde.
    Er ließ sie im Gästezimmer allein, damit sie sich fürs Bett umziehen konnte. Die Decke war zurückgeschlagen. Es war eine Decke mit Lochstickerei über einer Daunendecke aus Musselin mit Blümchenmuster. Ein kleines Kohlenfeuer brannte in einem hübschen Eckofen, doch im Zimmer war es noch immer kalt. Eilig zog sie sich aus und schlüpfte in ein Nachthemd und einen Morgenmantel aus feinem Leinen, die sie selbst bestickt hatte. An einem Tisch am Fenster löste sie ihr Haar. Sie bürstete es gerade, als Henry ins Zimmer kam.
    Er blieb an der Tür stehen und beobachtete sie. Er trug einen dunklen Pyjama und ein schiefes Lächeln im Gesicht. Sie wandte sich um, sodass sie ihn sehen konnte, während sie ihr Haar zu Ende bürstete. Es schien, als hätte er das Gewicht auf den vorderen Fuß verlagert, als wollte er jeden Moment losspringen. Sie erwiderte sein Lächeln – ein halbes Lächeln für ein halbes Lächeln – und legte ihre Bürste auf den Tisch. Als sie ihr Haar in Stränge teilen wollte, um es zu einem Zopf zu flechten, sagte er: „Nicht.“
    Sie nickte. „Na gut.“ Sie erhob sich und schob ihr langes Haar über ihre Schultern. Irgendwie wirkte er größer und so fremd. Ohne die Starre eines Korsetts, das sie einengte, fühlte sie sich viel zu nachgiebig und verführerisch – wie eine Stoffpuppe, die einem verwöhnten Kind ausgeliefert war.
    „Komm her, Rory.“
    Sie wollte, dass er zu ihr kam. Aber was noch viel wichtiger war: Sie wollte nicht, dass er wütend auf sie war. Ohneden Blick von seinen Augen zu wenden, ging sie zu ihm. Sie konnte nichts in ihnen erkennen – weder Verlangen noch kein Verlangen. Er wartete so ruhig wie der See vor ihrem Fenster. Dann war sie in seinen Armen, und er blieb nicht länger ruhig.
    Erst später, als sie nackt neben ihm lag, ihr Haar fest um seine Hände geschlungen, damit sie auch im Schlaf nahe bei ihm war, ihr Körper verletzt und missbraucht, schloss sie die Augen und weinte.
    Er hatte sie nie angelogen. Von Anfang an hatte er ihr gesagt, dass er Macht wolle, und sie hatte das unvernünftigerweise als Teil seiner Männlichkeit hingenommen. Sie hatte geglaubt, dass sie selbst stark genug wäre, um gegen ihn zu bestehen. In den frühen Morgenstunden wusste Aurore, wie dumm sie gewesen war.
    Henry hatte in dieser Nacht noch zweimal ohne viel Freude mit ihr geschlafen. Beide Male hatte Aurore sich gerade so weit entspannt, um einschlafen zu können. Er schien es zu genießen, sie unvorbereitet zu erwischen, in sie zu dringen, bevor sie sich für den Angriff wappnen konnte, sie unter sich festzuhalten, damit sie sich nicht auf das einstellen konnte, was

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