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Bis zur letzten Luge

Bis zur letzten Luge

Titel: Bis zur letzten Luge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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wollte: sie vollkommen beherrschen.
    Sie hatte die Augen vor der Wahrheit über Henry verschlossen und geglaubt, dass sie stark genug war, ihm entgegenzutreten. Jetzt zweifelte sie an ihrer Stärke. In der vergangenen Nacht hatte er nicht alles bekommen, was er begehrt hatte, aber er war schon bis in ihre Seele vorgedrungen. Sie musste ihn daran hindern, sie zu zerstören.
    Sie spürte, wie er sich neben ihr rührte, wie er den Griff in ihr Haar verstärkte. Sie drehte sich auf die Seite, um ihn anzusehen, und achtete darauf, dass sie ihre Gefühle nicht zeigte.
    „Meine Frau“, sagte er.
    „Ich würde ja ‚mein Mann‘ sagen, doch die Worte bleiben mir im Halse stecken.“
    „Sag nicht, dass es dir letzte Nacht nicht gefallen hat.“ Er lächelte; es war ein sanftes, freundliches Lächeln. „Waren deine anderen Liebhaber besser, Rory?“
    „Es gab nur einen.“
    „Und wieso sollte ich dir das glauben?“
    „Weil es die Wahrheit ist.“ Sie zuckte nicht zurück, als er näher rutschte. Sie zwang sich dazu, seinen Blick zu erwidern. „Ich werde dir von ihm erzählen, wenn du das möchtest. Dann können wir das Thema hinter uns lassen.“
    „Erzähl es mir unbedingt.“
    Ohne Ausschmückungen wiederholte sie die Geschichte, die sie sich ausgedacht hatte. „Ich war jung“, schloss sie. „Und dumm. Ich habe einen furchtbaren Fehler gemacht, aber jetzt bitte ich dich: Lass uns das vergessen und die Sache hinter uns lassen. Es war nicht richtig, dir nicht vor der Hochzeit davon zu erzählen.“
    „Ich hätte gedacht, du hättest dir so schnell noch keine Geschichte einfallen lassen.“ Er ließ ihr Haar los und strich mit der Hand zu ihrer Brust. An diesem Morgen berührte er sie sacht, streichelte zart über ihre geschundene Haut. „Wann ist dir diese eingefallen? Heute Morgen, als ich noch geschlafen habe?“Sie fühlte, wie er ihre Brust umschloss. Dann schoss Schmerz durch ihren Körper. „Ich bin kleiner und schwächer als du“, flüsterte sie und sah ihn mit tränenverschleiertem Blick an. „Doch wenn du mir weiterhin wehtust, wird mir schon etwas einfallen, womit ich dir wehtun kann, so wahr mir Gott helfe.“
    „Tatsächlich? Das könnte interessant werden.“ Er ließ sie nicht los, tat ihr jedoch auch nicht mehr weh.
    „Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Jetzt lass mich los.“
    Er rollte sich so schnell auf sie, dass sie nichts dagegen tun konnte. „Du hast die Wahrheit vergessen“, sagte er. „Ich bin mir sicher, dass das alles ist. Du wärst nicht so dumm, mich anzulügen, oder, Rory?“
    Sie wandte den Kopf ab und weigerte sich, ihm darauf zu antworten.
    „Ich sage dir auch, warum“, fuhr er fort. „Lügen funktionieren nur, wenn die Wahrheit nicht bekannt ist. Und ich kenne die Wahrheit immer, denn das habe ich mir zur Aufgabe gemacht. Siehst du, wie einfach es ist?“
    Sie wartete darauf, dass er sie vergewaltigte. Zwar waren sie verheiratet, doch was er vorhatte, war eine Vergewaltigung. Und trotz allem konnte sie ihn nicht hassen. Sie hatte ihn angelogen, und sie würde ihm niemals die Wahrheit erzählen können. Wer von ihnen beiden war also verachtenswerter?
    Als er in sie eindrang, war sie überrascht, dass es nicht wehtat. Er bewegte sich langsam, vorsichtig, als wollte er einen wertvollen Besitz schützen. Mit dem Daumen strich er die Spur ihrer Tränen entlang und liebkoste ihre Wange mit einer behutsamen Berührung. Sie stellte sich innerlich darauf ein, dass er jeden Moment wieder brutal werden könnte, aber er verführte sie mit Sanftheit, murmelte Zärtlichkeiten und beruhigende Worte. Er hielt sie auch nicht gefangen; als sie sich rührte, passte er sich ihr an. Als sie versuchte, ihn wegzuschieben,ergriff er ihre Hände und küsste sie.
    Seine Zärtlichkeit erschreckte sie mehr, als seine Gewalt sie schockiert hatte. Sie hatte Angst. Sie war erschöpft, verstört und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie fühlte, wie sie auf ihn reagierte – wie ein geprügelter Hund, der zurückkam, um die Hand seines Herrn zu lecken. Sie wollte sich gegen diese neue, falsche Zärtlichkeit wappnen. Doch das Gefühl seines Körpers, der wiedergutmachte, was er ihr angetan hatte, war so willkommen, dass sie sich entspannte und ihm hingab.
    Er küsste ihre Wangen, ihre Lippen, ihre Ohrläppchen. Er bat sie um Entschuldigung und zog sie an sich, als wären echte Vertrautheit und Innigkeit das Einzige, was er wollte. Sie schloss die Augen. Sie glaubte ihm beinahe, überzeugte

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