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Bis zur letzten Luge

Bis zur letzten Luge

Titel: Bis zur letzten Luge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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aber in einem Monat, wenn sie verblüht wären, würde sie den Gärtner bitten, sie auszugraben und an den richtigen Ort zu pflanzen. Vielleicht wäre sie im nächsten Frühling nicht mehr am Leben, um sie blühen zu sehen, doch sie würde wissen, dass sie für diejenigen blühten, die nach ihr kamen.
    „Ich will dir von meinem Garten erzählen“, sagte sie. „Und davon, wie mein Leben sich in den Jahren, seit dieser Garten angelegt wurde, verändert hat.“

27. KAPITEL
    N ach sorgfältigem Abwägen war Aurore sich sicher gewesen, dass die Vereinigten Staaten sich in den Weltkrieg einschalten würden. Zunächst war Henry nicht ihrer Meinung gewesen, doch schließlich hatte er eingesehen, wie klug ihre Überlegungen waren. Gemeinsam hatten sie daraufhin jeden Cent, den sie hatten erübrigen können, in die Instandsetzung ihrer alten Heckraddampfer und Schleppkähne investiert. Sie hatten sogar ein Darlehen aufgenommen, um ihren Schiffsbestand aufzustocken.
    Und nun bestätigten sich Aurores Voraussagen: Per Eisenbahn war es unmöglich, die riesigen Massen an Proviant, Waffen, Kriegsmaschinen und militärischer Ausrüstung nach Süden zu transportieren. Mittlerweile war der Fluss wieder übersät mit Frachtschiffen, und bald war zwischen den Booten kaum noch Wasser zu erkennen. Die Investition zahlte sich bereits für sie aus, und wenn der Krieg noch etwas länger andauerte, würden sie als Sieger daraus hervorgehen – unabhängig vom tatsächlichen Ausgang für die amerikanischen Truppen.
    Mit dreiunddreißig Jahren war Henry zu alt, um von der Wehrerfassungsbehörde eingezogen zu werden. Zugleich hatte er mit dreiunddreißig Jahren aber noch ein langes Leben vor sich. Er hatte Aurore klargemacht, dass er dieses lange Leben als reicher Mann führen wollte. Und als seine Ehefrau sollte sie ihm dabei entschlossen zur Seite stehen.
    Henry hatte sich ein Haus gewünscht, das seine hohe Position in der Gesellschaft von New Orleans widerspiegelte. Aurore dagegen hatte sich etwas Unaufdringliches, etwas Geschmackvolles vorgestellt. Das Haus ihrer Träume hätte für viertausend Dollar gebaut werden können – mitsamt modernen Installationen, emaillierten Badewannen, gefliesten Öfen, Kaminsimsen aus Hartholz und genügend Zimmern, um ein paar Bedienstete unterbringen zu können.
    Doch Henry hatte darauf bestanden, ein Vielfaches dieses Betrages auszugeben und einen der gefragtesten Architekten mit der Planung zu beauftragen. Thomas Sully hatte zahlreiche Häuser an der Saint Charles Avenue und der Carrollton Avenue entworfen. Das Ergebnis ihrer gegensätzlichen Vorlieben war ein Anwesen im eleganten neoklassischen Stil gewesen. Aurore hatte veranlasst, dass bodentiefe Fenster eingesetzt wurden. Zusätzlich zur Veranda im Erdgeschoss erhielt auf ihren Wunsch hin auch das obere Stockwerk eine Galerie, deren Geländer mit Ornamenten aus Gusseisen verziert war – eine Erinnerung an das Haus, in dem sie aufgewachsen war. Henry hatte unbedingt Akzente aus dem viktorianischen Stil setzen wollen: Überall wurde mit Facetten versehenes, mattiertes Glas verwendet, und in einem asymmetrischen Seitenflügel wurde die Bibliothek untergebracht.
    Das Grundstück befand sich in allerbester Lage in der Prytania Street. Das Pech des Vorbesitzers war Henrys Glück gewesen. Ein Feuer hatte das Gebäude zerstört, das vorher auf dem Land gestanden hatte. Die Virginia-Eichen und Magnolien hatten den Brand überlebt. Der Großteil der wunderschönen Bepflanzung, die ein Heim im berühmten Garden District der Stadt erst ausmachte, war jedoch den Flammen zum Opfer gefallen.
    Die Planung und den Bau des Hauses hatte Aurore als anstrengend empfunden, aber die Arbeit im Garten machte ihr große Freude. Henry hingegen hatte sich kaum für Büsche und Hecken interessiert, dafür umso mehr für Zäune. Er hatte auf einer gusseisernen Umzäunung mit geometrischen Spitzen bestanden. Aurore hatte Unmengen an Kamelien, Azaleen und Süßen Duftblüten an den Zaun gesetzt, damit er nicht mehr so kühl und streng wirkte. Direkt am Haus hatte sie Myrte, Jasmin und Eibisch gepflanzt, im Garten Feigen, Orangen und Oleander. Vor den Schlafzimmerfenstern hatte sie einen Rosengarten angelegt.
    Während sie mit dem Gärtner geplant hatte, hatte sie sich ausgemalt, wie ihre Kinder hier spielen würden. Das Haus selbst mochte eindrucksvoll sein, doch der Garten sollte verlockend und fröhlich erscheinen. Ihre Kinder sollten im Haus heranwachsen, aber im Garten

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