Bis zur letzten Luge
überlebte, würde sein Sohn vielleicht sogar eines Tages ein Stück seines Vermögens erben.
„Ihr bekommt euer Haus“, sagte Lucien. Wieder berührte er ihre Wange, doch dieses Mal zitterten seine Finger. „Ich verspreche dir, im Frühling ein Boot mit Bauholz zu schicken. Kennst du Männer, die es bauen können?“
Sie nickte. Ihre Augen wurden so schwarz wie ein mondbeschienener Bayou, ihr Blick strich langsam über ihn. „Und kennst du einen Mann, der ab und zu mit mir darin wohnt? Einen Mann, der meinem Sohn etwas über die große Stadt beibringt?“
„Unserem Sohn und unserer Tochter.“
„Vielleicht sollten wir reingehen und unsere Tochter anschauen?“
Er wusste, dass Angelle nachmittags immer schlief. Sie würden ein Kind sehen, das zusammengerollt auf der Matratze lag, die mit Spanischem Moos gefüllt war, und fest schlummerte. Aus Erfahrung wusste er, dass es noch reizvollere Dinge zu sehen geben würde.
Er folgte Marcelite und durchquerte das Zimmer. Er stieß die angemessenen Laute väterlicher Anerkennung aus, als er Angelle betrachtete, die unter den zusammengebundenen Falten eines Moskitonetzes schlief. Seine Tochter lag genauso da, wie er es sich vorgestellt hatte. Ihr Kleidchen war ihr über die Knie gerutscht, und ihre Wangen glühten rosig. Sie umarmte die Puppe, die er ihr zur Geburt mitgebracht hatte. Die Puppe sah inzwischen schon ziemlich abgeliebt aus, längst nicht mehr so perfekt wie die Puppen aus Paris, die in Aurores Zimmer lagen.
Schließlich drehte er sich um und sah zu, wie Marcelite sich auszog.
Ihre Hemdbluse fiel auf die grobe Holzbank neben ihrem Bett. Danach folgte der schlichte, selbst gesponnene Rock. Sie trat ihm in Unterwäsche gegenüber, die so kunstvoll war, dass sie auch zu Claire gepasst hätte. Er hatte ihr das rosafarbene, mit Spitze verzierte Korsett zu Beginn des Sommers geschenkt. Es sah auch jetzt noch so neu aus wie an jenem Tag im Juni. Ihr Unterkleid war schneeweiß, aber das Band, das als Verzierung diente, zeigte schon Spuren des Gebrauchs. Er erinnerte sich selbst daran, ihr ein neues zu kaufen.
Sie hob die Hände und fing an, ihr Haar zu lösen. Es fiel ihr über die Schultern, über die Taille. In dem luftigen Raum war es angenehm kühl, doch trotzdem spürte er, wie er zu schwitzen begann.
Ohne ein Wort trat sie zu ihm und streckte ihre Hand nach dem Strohhut aus, den er schon abgenommen hatte. Er gab ihn ihr und sah zu, wie sie ihn vorsichtig auf die Banklegte. Während er wartete, öffnete er seinen Mantel, und als sie zurückkam, breitete er die Arme gerade weit genug aus, dass sie ihn über seine Schulter schieben konnte.
Geschickt und selbstsicher ließ sie sich für den Rest seiner Kleidung viel Zeit. Lucien schloss die Augen. Er konnte das Flüstern ihrer Hände auf seiner Brust und seinen Armen hören. Und er konnte die feuchte Brise spüren, die durch die Palmblätter wehte, fühlte den Windhauch auf den Schweißperlen, die sich auf seiner Stirn bildeten. Ihr Haar strich über sein Gesicht, und er genoss den Duft der Pomade, die sie aus Jasminblüten hergestellt hatte.
„Du hilfst mir doch dabei, mich auszuziehen, non ?“
Er schlug die Augen auf, als sie sich an ihn schmiegte und ihr Haar anhob, damit er die Bänder ihres Korsetts finden konnte. Seine Finger waren seltsam schwer und unsicher, als er mit den Häkchen kämpfte. Er fühlte, wie sie aufatmete, als das Korsett offen war. Aber ehe sie sich von ihm entfernen konnte, umschloss er ihre üppigen Brüste.
„Und der Logger für unseren Sohn?“, fragte sie und bog sich ihm entgegen. „Ein eigenes Boot, mit dem er fischen und in die Stadt fahren kann?“
In einem bedächtigen, sinnlichen Rhythmus drängte sie ihren Po an ihn. Ihre Brüste wogten in seinen Händen. Lucien stöhnte. „Du wirst immer haben, was du brauchst, mon cœur, und dasselbe gilt für deine Kinder. Immer.“
Langsam drehte sie sich um und öffnete die Beine, um ihn in sich aufzunehmen. Er hob sie hoch und ging zum Bett.
„Und der Logger?“
„Ich gebe auch mehr, wenn ich kann“, sagte er, als er mit ihr zusammen auf die Matratze sank. „Vertrau mir, dass ich mich um euch kümmern werde. Vertrau mir.“
Aurore Le Danois versteckte sich vor ihrer Mutter. Ein Geräusch, ein zu tiefer Atemzug, das Flüstern eines schwarzenStrumpfes an dem anderen, und sie würde sich verraten.
Während Aurore sie beobachtete, ging Claire durch das Zimmer. Sie kehrte gerade von der Veranda zurück, wo sie die
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