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Bis zur letzten Luge

Bis zur letzten Luge

Titel: Bis zur letzten Luge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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Hafenbehörde ein Darlehen zu gewähren?“
    Er war überrascht, dass sie es begriffen hatte. „Sozusagen. Ich habe es von mir selbst geliehen, aus anderen Einlagen und Anlagevermögen.“
    „Und wird die Hafenbehörde es schnell zurückzahlen? Oder gehört das Dock jetzt dir?“
    „Gulf Coast hat das alleinige Nutzungsrecht. Wir werden durch Ertragseinkünfte ausbezahlt.“
    „Mit Zinsen?“
    Sie hatte sich vorgebeugt und schien von der Unterhaltung gefesselt zu sein. Er konnte sich nicht daran erinnern, sie jemals so angeregt erlebt zu haben. „Nein. Die Behörde war nicht befugt, Zinsen zu zahlen. Wir können nur hoffen, dass die Firma langfristig erfolgreich ist.“
    „Kurzfristig gesehen könnte es aber schwierig werden?“ „Nicht wenn wir ein gutes Jahr haben. Nicht wenn die Verbesserung des Umschlagplatzes sich sofort auszahlt, so wie ich es erwarte.“
    „Jetzt verstehe ich, warum Gerüchte über deine schlechte Gesundheit Probleme verursachen könnten. Alles ist wohlüberlegt und miteinander verflochten, nicht wahr?“
    „Ja.“ Stirnrunzelnd wurde ihm klar, dass er zum ersten Mal die Situation so mit ihr besprochen hatte, als wäre es etwas, das sie wissen müsste. „Doch ich will dich nicht mit meinen Geschäften belasten. Das ist alles sehr kompliziert, und du solltest dir darüber keine Gedanken machen.“
    „Ach, das ist keine Belastung.“ Sie lächelte; es war ein anderes Lächeln als das, das ihm vorher an ihr aufgefallen war. Jetzt veränderte sich ihr Gesicht, und sie wirkte mit einem Mal alles andere als unscheinbar. „Aber du hast mich geschickt vom Thema abgebracht – es ging eigentlich um deine Gesundheit.“
    „Ich habe schon gesagt, dass es mir gut geht.“
    „Das hast du.“
    Lucien wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als sich wieder zu setzen. Er dachte darüber nach, wen er als Aurores Begleiter schicken konnte. Sein Sekretär hatte zwar tadellose Manieren, doch den Hafenarbeitern war er nicht gewachsen. Aurore brauchte einen Begleiter, der Autorität ausstrahlte und sie trotzdem mit der nötigen Hochachtung behandelte.
    „Warte hier. Wenn du darauf bestehst, werde ich jemanden finden, der dich herumführt und dir alles zeigt.“
    „Ich bestehe darauf“, erwiderte sie freudig überrascht. „Ja, ich denke, ich muss darauf bestehen, papa.“
    Wieder klang sie wie ihre Mutter, aber dieses Mal bemerkte Lucien eine unterschwellige Stärke, die er in Claires Stimme nie gehört hatte. Lucien hatte das beunruhigende Gefühl, dass er seine Tochter achtzehn Jahre lang furchtbar unterschätzt hatte.
    Aurore ging im Büro ihres Vaters auf und ab, während sie auf die Rückkehr ihres Vaters wartete. Wenn sie dieses Gebäude geplant hätte, dann hätte sie es so nah ans Flussufer bauen lassen wie möglich; sie hätte riesige Fenster einbauen lassen, die vollständig hätten geöffnet werden können, sodass die Gerüche und Geräusche des Flusses ins Zimmer hätten strömen können.
    Sie hatte den Fluss und den Hafen schon immer geliebt: den Anblick der Baumwollballen, die wie die Blöcke für das Schloss eines Schneekönigs gestapelt waren, oder die Lagerhäuser, die mit Säcken voll aromatisch duftender Kaffeebohnen aus exotischen Ländern Südamerikas gefüllt waren. Sie liebte den Gesang der Männer, die die Schiffe entluden, die Glocken der Maultiere und das Pfeifen der Dampflokomotiven. Und sie liebte den Geruch von Teeröl und frisch verarbeitetem Holz, den Rauch der Kohlenfeuer. In ihrem Lebengab es nichts Vergleichbares mit der Begeisterung, die sie bei ihren seltenen Besuchen hier empfand.
    Sie dachte an Ti’Boo und die Tage, die sie gemeinsam am Bayou Lafourche verbracht hatten. Ti’Boo bekam ein Baby. Ihre Briefe kamen seltener, doch wenn sie schrieb, klang sie glücklich. Jules war ein fürsorglicher Ehemann und arbeitete hart. Nein, Ti’Boo fühlte sich nicht wie eine Bisamratte in einer Falle. Und das Kind, das sie unter dem Herzen trug – ein Mädchen, wie sie hoffte –, entschädigte sie für alles, was nicht gut war, wie zum Beispiel die Krankheit, die Jules’ magere Zuckerrohrernte zerstört, oder die Flut, die ihren Kräutergarten verwüstet hatte.
    Aurore erinnerte sich daran, wie lebendig sie sich am Bayou Lafourche gefühlt hatte. Aber anschließend war sie in ein leeres Haus und ein leeres Leben zurückgekehrt. Es gab andere junge Frauen in New Orleans, die den Wirbel genossen – vor allem die Karnevalssaison mit den Mittagessen und

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