Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bismarck 01

Bismarck 01

Titel: Bismarck 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
Vom Netzwerk:
Ordens Philipps des Großmütigen.« (Hier war der berühmte Ahne bloß »großmütig«, nicht »groß« wie bei andern kleinen Fürstengeschlechtern. Warum dieser Gönner Luthers, d.h. des Vorwands, sich von der Kaisergewalt loszureißen, großmütig war, weiß kein Mensch, da er seine brave Frau mißhandelte undsich an Thomas Münzers Folterqual ergötzte.) »Diese Auszeichnung überzeugt wohl von der Notwendigkeit gegenseitiger Freundschaftsbeweise.« Er sah Bismarck schlau an und senkte dann die Augen. Ach so, er will das Komturband des Roten Adlers als Entgelt aus Berlin erhalten. Meinethalben, werd's empfehlen. Früher hatte Otto freilich befürwortet, den Zollunionssieg durch die Forderung sofortiger Entlassung aller Koalitionsminister zu vollenden wie Beust-Sachsen und Dalwigk-Hessen. Dadurch werde die öffentliche Meinung erst den vollen Eindruck des Sieges erhalten und Preußens neues Übergewicht gestärkt werden. Da aber der immer am falschen Ort zu vorsichtige König sich auf so kühne Maßregeln nicht einließ, unterblieb besonders die Ausmerzung Beusts, eines geschäftigen Intriganten, der seinem Vorfahren im Siebenjährigen Krieg alle Ehre machte. Das wäre wichtig gewesen und die Unterlassungssünde rächte sich sehr in der alldeutschen Sache.
    Heut waren die Verhältnisse wieder so verfahren, daß der hauptsächlich durch Bismarcks unbestechliche Festigkeit errungene Wirtschaftssieg ohne politische Folgen blieb und Preußen wieder ganz zum Satelliten Österreichs herabsank. Andererseits ging es den Westmächten nicht schnell genug mit Preußens Bekehrung.
    »Diese Politik wird Sie nach Jena führen«, warf der französische Botschafter in Berlin, Marquis de Moustier, dem trotzigen Bundestagsgesandten ins Gesicht, der sich auf dem Parkett des Potsdamer Hofes mit solcher Sicherheit bewegte. Moustier hatte den Grafen Bresson, der sich sogar seine Depeschen stehlen ließ, mit einer kräftigen Tonart ersetzt.
    »Warum nicht nach Leipzig und Waterloo?!« kam hochherab die stolze Antwort. Der hochmütige Franzose starrte den Frechling an und erbleichte vor Zorn:
    »Ich werde mich bei Ihrem Herrn dem König über Sie beschweren. In so arrogantem Ton redet man nicht mit dem Vertreter Frankreichs.«
    »Jede Nation hat Schlachten verloren und gewonnen. Ich wünschte nicht bei Ihnen einen geschichtlichen Kursus zu machen.« Der Franzose antwortete nicht. Bismarck verbeugte sich spöttisch und drehte ihm den Rücken. Doch die Beschwerde fiel durch, denn wo es sich um geistreiche Abfuhren und derlei handelte, war der König sozusagen Fachmann, der sich daran erfreute, und die verletzende Äußerung des Gesandten empörte seinen Preußenstolz.
    »Wir müssen einen großen Ball geben«, vertraute im Februar Otto seiner Gattin an »Etwa 400 Personen!«
    »Um Gottes willen! So viel faßt das Haus nicht, man wird auf den Treppen stehen.«
    »Das tut man in London immer bei jedem Rout.«
    »Und die Kosten! Muß es denn sein?«
    »Ja. Überschlage dir's! Eingeladen werden außer unsern Kreisen und der Frankfurter Hautevolée nebst den regierendenBürgermeistern erstens die Bundesmilitärkommission, zweitens das Offizierkorps der hiesigen Bundestruppen, drittens die Offiziere des 38. Regiments in Mainz, das die Musikkapelle stellt. Es wird ein halbes Kostümfest werden.«
    »Auch noch! Hat das einen besonderen Zweck?«
    »Ich denke doch. Ein kriegerischer Karneval soll alle Militärtrachten des vorigen Jahrhunderts entfalten, die Damen dabei in Rokoko-Hoftracht. Es wird da Ost- und Westmächte geben.«
    »Ich verstehe schon,« sagte sie mit schlauem Blick, »und wer sind die Vortänzer?«
    »Der Galopptanz endet mit einem Menuett nach dem Dessauer Marsch, erste Kolonne führt ein preußischer Offizier, zweite ein französischer Attaché. Verstandezvous, Madame?«
    » Je comprends trop bien . Du willst das Oberste zu unterst kehren, nicht nur in unserem armen Hause.«
    Der Ball war ein riesiger Erfolg. Beim Souper, das um 1 Uhr nachts einsetzte und dem als Abschluß ein Kotillon folgte, näselte Prokesch dem Grafen Montessuy ins Ohr: »Außerordentlich taktvoll, obschon etwas dunkel, diese preußisch-französische Doppelkolonne. Ah, Frankreich lanciert zum Tanz unter den Auspizien des preußischen Avanciermarsches. Bedeutet dies sinnreiche Symbol eigentlich Krieg oder Frieden?«
    »Es bedeutet einen glänzenden, gesellschaftlichen Triumph unseres verehrten Gastgebers,« gab der Franzose kalt und vornehm zurück, »ein

Weitere Kostenlose Bücher