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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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sich Deutschlands und Italiens Schicksale (Österreich ist nicht Deutschland), Guelfen und Ghibellinen, keine Länder Europas haben so alte historische Verknüpfungen wie diese beiden, nicht zum Heile beider. Diesmal aber schlug die Schicksalsstunde, wo die zwei genialsten Völker der Welt sich zu gegenseitigem Vorteil verbanden. Auch dies war das Werk des gleichen politischen Genius, der jetzt mit Blitz und Donner auf seinen weltgeschichtlichen Thron stieg.
    Schon Ende März hatte der König eingewilligt, die Armee in Kriegsbereitschaft zu setzen. Er tat es mit schwerem Herzen, doch zögerte nicht, wie Verleumder und Herabsetzer ihm später unterschoben. Natürlich protestierten beide Kampfhähne feierlich gegen jede Unterstellung einer feindseligen Absicht, wenn sie rüsteten wie toll.
    »Eure Majestät werden aus der Kölnischen Zeitung ersehen haben, daß nur mein Rücktritt Preußen retten kann. In Süddeutschland war anfangs die Volkspartei für Neutralität, niemand solle sie zwingen mitzukämpfen. Doch der verrückte Preußenhaß machte dies zunichte, man rüstet.«
    »Warum haßt man nur Preußen?« klagte der König.
    »Später wird man Deutschland hassen. Immer der gleiche Grund: instinktiver Haß der niederen Mikroben gegen die höheren. Gehaßt sein ist ein gutes Zeichen, es zeigt, daß wir beneidenswert sind.«
    »Ja, ja, lieber Bismarck, doch der abscheulichste aller Kriege ist der Bürgerkrieg oder, wie man draußen sagt, der Bruderkrieg.«
    »Daß Kroaten und Tschechen meine Stammesbrüder sind, ist mir neu. Die deutschen Brüder werden sich wohl noch besinnen. Und wenn nicht, der strenge Ernst wird sie heilen von dem Krebs, der an Deutschland frißt: der gedankenlosen Phrase, die uns ermattet und aufreibt, der hohlen Demagogie für nichts und wieder nichts.«
    »Schon recht. Aber ich denke, was der alte York in Tauroggen sagt: »Ihr Jungen habt gut reden, doch mir Altem wackelt der Kopf auf den Schultern.« Es geht um Sein oder Nichtsein. Sind Sie Ihrer Sache sicher?«
    »Fragen Eure Majestät Roon und Moltke! Wir werden Viktoria schießen, ehe wir's uns versehen. Im übrigen haben Eure Majestät es in der Hand, den Kampf zu vermeiden: Entlassen Sie mich!«
    Da reckte der Greis sich auf, seine blauen Augen blitzten: »Niemals! Wofür halten Sie mich?«
    Kaum hatte er das Bündnis mit Italien in Händen, ließ der Allesberechner am nächsten Tage seine Reformakte am Bundestage einreichen. Direkte Wahlen, allgemeines Stimmrecht, fester Termin zum Zusammentritt der deutschen Nationalversammlung, um die Reform zu beraten. Deutschland war wie vor den Kopf geschlagen. Der verdammte Volksfeind als Verfechter der Volksrechte!
    Ein wohlberechneter Stillstand trat ein. Österreich parierte durch Antrag auf Einstellung aller Rüstungen. Otto lieh sich acht Tage Zeit mit der Antwort. Recht gern, nur möge Österreich, das mit dem Rüsten begann, mit dem guten Beispiel vorangehen. Angenommen. Die Königin weinte Freudentränen, doch ewig ist der Schmerz und kurz ist die Freude, denn Karolyi erschien mit der unschuldigsten Miene und drei verschiedenen aufeinanderfolgenden Noten.
    »Man wird begreifen, daß wir uns gegen Italiens drohende Haltung sichern müssen. Der Premier Lamamora sagte in der Kammer, die Lage sei sehr ernst, sein König hat acht Altersklassen unter die Fahnen gerufen. Nicht wahr, es besteht kein Mißverständnis, daß unsere Abrüstung nur Preußen gegenüber gilt? Wir werden in Böhmen unverzüglich abrüsten, sobald Sie uns die Zusicherung geben, daß unsere eigenen friedlichen Beziehungen nicht unter der italienischen Frage leiden.« Sie wollen von uns herauslocken, ob wir ein Bündnis mit Italien haben. Nur weiter! »Bei der schleswig-holsteinischen Frage berücksichtigen wir gern alle Ihre Ansprüche, doch innerhalb des bestehenden Bundesrechtes.« Das heißt: mit sicherer Majorisierung Preußens.
    Otto blieb völlig kühl. »Ihre bemerkenswerten Vorschläge werden wir demnächst beantworten.« Die Antwort ließ wieder acht Tage auf sich warten und bestand wesentlich in Mobilisierung von sechs Armeekorps. »Eurer Majestät klarblickender Geist wird den Sinn dieser Ausflüchte sofort erkannt haben«, stellte er dem König vor.
    »Freilich, sie möchten erst mit Italien abrechnen und dann mit einem siegreichen Heere über uns herfallen. Darauf gibt es nur eine Antwort.«
    » Quod non! Eure Majestät werden gut tun, auch gleich die Landwehr aufzubieten. Von Napoleon ist nichts zu fürchten.

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