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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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teuerste Gräfin, das ist gewißlich und nachweislich wahr. Seit der ersten Stunde meines Amtsantrittes hatte ich keinen anderen Vorsatz. Unsere Kanonen sind heute extra für diesen Plan gegossen, bald werden Sie sehen, wie sehr wir der k. k. Artillerie überlegen sind.«
    »Gräßlich!« Die Dame ließ einen schmelzenden Schreckensseufzer ertönen. »Dann geben Sie mir einen Freundesrat, ich muß Ihre Offenheit benutzen, da Sie in solcher Gebelaune sind. Auf welche meiner Schlösser soll ich fliehen, nach Böhmen oder nach Leipzig?«
    »Nicht nach Böhmen. Denn dort, und zwar in Nähe Ihrer Güter, werden wir die lieben Österreicher entscheidend schlagen. Meiden Sie so traurige Abenteuer! Aber nach Leipzig gehen Sie ruhig, nach Schloß Knauthain, wenn ich nicht irre, das ist der Name Ihrer Besitzung, nicht wahr?«
    »Was Sie nicht alles wissen! Ein solches Gedächtnis! Also in Sachsen wird nichts passieren?«
    »In Leipzig wird nichts passieren, nicht mal Einquartierung haben Sie zu fürchten. Liegt doch die Etappenstraße ganz wo anders als Ihr Schloß!«
    »Auch das wissen Sie! Ach, man muß sich vorsehen bei einem so allwissenden Manne!«
    Wie vorauszusehen, brachte die Gräfin eiligst die Kunde herum, welchen unsagbaren Freimut der schreckliche Preuße entwickelte. Noch am gleichen Abend umstand eine Gruppe deutscher Diplomaten den sonderbaren Schwätzer. »Wir müssen Eure Exzellenz besorgt interpellieren. Sie haben der Gräfin Hohenthal gegenüber so merkwürdige Andeutungen gemacht.«
    Otto lachte aus vollem Halse. »Sind Sie so närrisch, verehrte Freunde? Wie können Sie von ironischer Verspottung einer so indiskreten Frage einer naiven Dame überhaupt Aufsehen machen! Das war Scherz, ein Ulk, wie der Berliner sagt.«
    Doch der sächsische Staatsleiter Beust war anderer Meinung. Sein schlechtes Gewissen, seine eigene Feindseligkeit trieben ihn an, sofort nach Wien zu melden: »Bismarck hat sich nach seiner Gewohnheit verplaudert und diese Enthüllung ist von solcher Wichtigkeit, daß Österreich unbedingt sogleich rüsten muß. Wir Mittelstaaten rufen seinen Schutz an und werden unweigerlich mit den Waffen auf seiner Seite stehen. Sonst aber werden wir ihm für immer den Rücken kehren, falls es nicht Ernst macht und auf der Stelle rüstet.«
    Das war es, was Otto wünschte , um beim König gegen die Hofklique und gegen die Fortschrittspartei eine Deckung für seine eigene Absicht zu bekommen.
    *
    Sieben Tage darauf fielen auf einem anderen Diner wichtigere Worte. Sein alter Bekannter von Frankfurt her, der italienische Gesandte Barral, gab ein diplomatisches Ehrenessen für den geheimen Emissär, General Govone. Diesen zog Otto beiseite und stellte ihm aufs neue vor: »Der Allianztraktat zwischen Italien und Preußen drängt. Welchen Nutzen dies bringen würde, brauche ich Ihnen nicht zu erörtern. Ich habe heute bestimmte Nachricht, daß die Österreicher außer sich sind, weil sie unsere Unterhandlung mit Italien wittern. Die Erbitterung dort wächst. Natürlich haben wir unsere Schiffe noch nicht verbrannt, doch sie brennen schon. Es wäre von Italien nicht hübsch, uns sitzen zu lassen, nachdem wir seinetwegen den Verdacht in Wien erregten.«
    »Aber, Exzellenz, wer bürgt umgekehrt uns dafür, daß wir dem Bündnisvertrag, den Sie vorschlagen, voll vertrauen können?«
    »Der Charakter Seiner Majestät König Wilhelms. Der wäre unbedingt der eine Souverän in Europa, der nie eine Verpflichtung bricht, die er übernahm.«
    Govone verneigte sich zustimmend. »Übrigens scheint mir die Frage der italienischen Einheit reifer als die der deutschen. Es würde daher besser stimmen, wenn Sie selbst zuerst den Funken ans Pulverfaß legten, etwa Ihren Garibaldi gegen Venetien losließen, ehe offiziell der Krieg erklärt wird.«
    Govone schüttelte den Kopf. »Dazu werden wir nicht zu haben sein. Unsere öffentliche Meinung möchte zuerst die Finanzen und die Verwaltung des neuen Italien ordnen, dann würde alles weitere von selber kommen. Natürlich würde man es aber gern sehen, wenn unvorhergesehene Ereignisse die Erwerbung schon jetzt begünstigten. Deshalb stehe ich hier im Namen des Premierministers Lamarmora. Wir glauben an Ihre Kriegsbereitschaft, möchten aber unseren eigenen Angriff nicht überstürzen. Eine Initiative können wir selber nicht beginnen, das überlassen wir Ihnen.«
    »Sie können ja warten, Ihre Finanzen ordnen, binnen sechs Monaten können Sie fertig sein.«
    »Gewiß, jedenfalls

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