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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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echtdeutsche Gesinnung jedem deutschen Bürger ans Herz gewachsen – wäre die behoben, wer weiß, was sich machen ließe! Adieu, Exzellenz, empfehle mich zu Gnaden!« Er verduftete eilig, nachdem er so zart auf den Busch geklopft. Stil des Grafen Karl Buol. Verkappte Erpressung. Der Knabe Karl fängt an, fürchterlich zu werden.
    Was half es, daß Otto eine Geschäftsordnung durchbrachte, die jede formale Willkür des Präsidiums eindämmte und die Finanzen des Bundeshaushalts ordnete, auch bezüglich Bundesbesatzung der Festung Rastatt Rechberg ein Schnippchen schlug! Die Bundeseinrichtungen bedrückten Preußen, während sie Österreich freie Bewegung ließen, und konnten lebensgefährlich werden, weil Preußen sich stets einer kompakten Majorität gegenüber befand und fast alle deutschen Fürsten nur einem Bundessystem mit österreichischer Spitze Vorschub leisteten.
    »Ich begreife vollkommen«, bestätigte der ihm sehr vertraute russische Gesandte. »In einzelnen Rubriken mag eine Schwankung der Magnetnadel eintreten, doch sie richtet sich doch stetig nach gleichem Pol. Sie können das ungehörige Mißverhältnis der Rechte und Pflichten wohl abschwächen, doch nicht heilen.«
    »So ist's. Mit der neuen Umdeutung der Bundesrechtstheorie würde jede Selbständigkeit preußischer Politik beseitigt. Auch ist die infame Presse an vielem schuld. Diese elenden Piepmeier wagen schon gar nicht mehr, preußischen Patriotismus mit sogenannter deutscher Gesinnung zu vereinigen. Die zwanziger Gulden aus Wien montieren die öffentliche Meinung, ›Subvention‹ und ›Rentabilität‹ sind der wahre Lebenszweck der Verleger und Lohnschreiber. Es gibt nur drei Sorten von deutschnationalen Zeitungen: die schon bestochen sind, die bald bestochen zu werden hoffen, die eine Bestechung durch zweideutige Leitartikel herbeizwingen. Da sind die Levinsteiner in ihrem Element. Jetzt graulen sie mich fort, ich bin der letzte Stein des Anstoßes.«
    Johanna war tief niedergeschlagen. »Wir haben uns so schön hier eingerichtet, nun sind Mühe und Kosten weggeworfen«, klagte sie in fast keifendem Ton. »Vater sagte in Reinfeld, du würdest sofort den Abschied nehmen. Belows und alle Verwandten meinen es auch. Onkel Hans resigniert ja auch.«
    »Oho, er wird resigniert. Der muß natürlich fallen, er machte sich zu tief verhaßt. Der Regent verabscheut ihn als Mann, wie die Prinzessin als Frau, das Rheinland wird jubilieren.«
    »Wie du nur redest! Als ob du dich darüber freutest! Ja, unsere Freunde sagen alle, du seist gar nicht konservativ.«
    »In ihrem Sinne gewiß nicht. Bei der Regentschaftsfrage habe ich sie erkannt. Der Staat ist ihnen nichts, die Partei alles. Lieber ein regierungsunfähiger König, wenn nur die Partei dabei fortregiert! Die Demokraten haben doch eigentlich recht: Und der König absolut, wenn er uns den Willen tut. Aber damit habe ich noch nicht das Tischtuch zwischen mir und ihnen zerschnitten. Als staatserhaltende Kraft bleiben sie mir wert und gegen neues Überwuchern der Demokratie lehne ich mich auf wie Anno dunnemals.«
    »Aber was wird aus uns?«
    »Nichts Schlechtes, solange wir ›wir‹ sind. So kleinmütig und verzagt? Sägt man mich ab, ziehe ich mich unter die Kanonen von Schönhausen zurück und beziehe die alte Gefechtsstellung, obschon mit einiger Erweiterung der Position. Wir haben zu leben. Ein hohes Gehalt mit einigem Anstand verzehren ist doch kein himmlischer Genuß.«
    »Ein hohes Gehalt ist immer gut. Denke an die Kinder!«
    »Ja, daß er sie und dich gesund erhält. Wer nur den lieben Gott läßt walten ... Vogue la galere , sagt der Ungläubige, wir aber, die wir einem gerechten Gott vertrauen, haben ein unzerbrechliches Steuer in jedem Fahrwasser. Und muß ich solo schwimmen, wie Gott mich geschaffen im Adamkostüm, sozusagen in politischen Schwimmblasen, so leuchten über uns immer noch Gottes Sterne.«
    »Aber du wirst nicht unnachgiebig sein?«
    »Durchaus nicht. Aber ich bin in erster Linie ein Gentleman. Und wenn ich finde, daß ich als Diplomat darauf verzichten muß, dann ist mir das liebliche Regime von Trüffeln und Großkreuzen unverdaulich. Zu guter Letzt ist eine vergoldete Fessel auch eine Fessel. Frisch-frei-fröhlicher Kampf auf eigene Faust ist das beste Faustrecht. So predigt mir das Blut meiner Ahnen, die alle Landjunker oder Soldaten waren. Der Teufel hole die ganze Diplomatie!«
    »Aber nicht die , wie du sie verstehst.« Und Johanna hob einen mütterlich

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